Hagen. 6:1 gegen Fichte Hagen: Der VfB Kirchhellen ist wieder Bezirksligist. Fabian Mohs trifft dreimal, doch ein Joker stiehlt ihm noch die Show.

Den vierten und fünften Treffer hatte der Anhang des VfB Kirchhellen fast schon durchgewunken, beim sechsten Tor brandete aber noch einmal ausgelassener Jubel auf. Das letzte Tor des Tages war einem Spieler vorbehalten, der erst Sekunden zuvor eingewechselt worden war. Einem Spieler, der sein letztes Spiel für den VfB absolvierte. Benedikt Schnieder stahl Kirchhellens Kapitän und Dreifach-Torschützen Fabian Mohs in letzter Sekunde die Show.

Doch das war am Donnerstagabend nur eine Randnotiz. Kirchhellen ist zurück in der Bezirksliga. Nach einer bärenstarken Spielzeit, nach viel Pech im Relegationsduell mit Bulmke und einer genutzten zweiten Chance gegen den TSV Fichte Hagen. Der überzeugende 6:1-Erfolg bei seinem Meister-Kollegen und Relegationsgegner unterstrich eindrucksvoll, dass dieser VfB in der Kreisliga nichts verloren hat.

Martin Stroetzel mit Gentleman-Move in der letzten Spielminute

Ob er nach dem 1:1 (45.) noch einmal kurz gezittert habe? „Keine Sekunde. Ich wusste, dass wir unsere Chancen bekommen würden und ich wusste, dass sich meine Mannschaft heute nicht aufhalten lassen würde“, erklärte Stroetzel. In der Schlussminute hatte er noch Gelegenheit zu einem Gentleman-Move.

Der VfB Kirchhellen gewann nach dem Hinspiel (6:4) auch das Relegations-Rückspiel gegen den TSV Fichte Hagen.
Der VfB Kirchhellen gewann nach dem Hinspiel (6:4) auch das Relegations-Rückspiel gegen den TSV Fichte Hagen. © WAZ | Felix Hoffmann

Die Einwechslung von Benedikt Schnieder wäre aus sportlichen Gründen nicht notwendig gewesen. Doch Stroetzel wusste, dass mit diesem Spiel auch die Laufbahn von Benedikt Schnieder enden würde. Stroetzel ermöglichte seinem Mittelfeldspieler einen ganz besonderen Moment.

Schnieder war erst wenige Sekunden auf dem Spielfeld und nach einem Eckball genau an der richtigen Stelle. Hagens Abwehrversuch rollte vor seine Füße und er hielt volley drauf. Der Ball zischte raketenartig in den Torwinkel. Ein Traumtor, was für ein Karriere-Ende! Schiedsrichter Patrick Schwabe pfiff die Partie gar nicht erst wieder an.

VfB Kirchhellen findet auf alle Fragen die richtigen Antworten

Zehn Minuten später stahl sich Martin Stroetzel auf die andere Seite des Spielfeldes. Kirchhellens Trainer löste sich aus der Traube jubelnder Blau-Weißer. Während sein Linksaußen Silas Fannasch mit einer VfB-Fahne über den Platz rannte, sich Fans und Spieler in den Armen lagen, kramte der 60-Jährige sein Handy aus der Hosentasche.

63. An dieser Zahl konnte Stroetzel erahnen, wie viele Menschen mit ihm mitgefiebert hatten. 63 Nachrichten waren innerhalb der letzten 90 Minuten bei ihm eingegangen. Er verschaffte sich kurz einen Überblick, tippte ein paar Minuten schmunzelnd auf der Displaytastatur herum und schloss sich wieder der fröhlichen Kirchhellener Vereinsfamilie an.

Der Anhang des VfB Kirchhellen sorgte in Hagen für ausgelassene Stimmung.
Der Anhang des VfB Kirchhellen sorgte in Hagen für ausgelassene Stimmung. © WAZ | Felix Hoffmann

Das letzte Spiel der Saison war ein besonderes. Nach dem 6:4 vom Sonntag kam es für den VfB darauf an, Hagens letzten Aufstiegshoffnungen einen Riegel vorzuschieben. Und die Kirchhellener taten genau das, was nötig war. Dazu gehörte auch eine große Portion Leidensfähigkeit, denn die Mittel der Hausherren waren nicht selten ziemlich rustikaler Natur.

Fabian Mohs bringt den VfB Kirchhellen in Führung

Von den zahlreichen Foulspielen ließ sich Kirchhellen aber nicht aus der Bahn werfen. Die Blau-Weißen kombinierten sicher, setzten Hagen konsequent unter Druck und wussten die zahlreichen Ballgewinne auch in Offensivmomente zu verwandeln. So auch in der 29. Minute. Sascha Markmann setzte sich im rechten Halbfeld durch, lief bis zur Torauslinie durch und passte dann auf Fabian Mohs zurück. Kirchhellens Kapitän hatte keine Mühe und traf zum 1:0.

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Die Hagener mussten sich umgehend von ihrer zurückhaltenden Spielweise verabschieden. Der Gastgeber spielte jetzt mutiger nach vorn, kam aber kein einziges Mal zu einem Abschluss. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff unterlief dem VfB Kirchhellen dann aber doch noch ein Fehler. Nils Marpe ließ sich von einem Schnittstellenpass überraschen, konnte den aufs Tor zulaufenden Philipp Scharf nur noch durch ein beherztes Zupacken bremsen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte David Blaut zum 1:1. Halbzeit.

Druckphase des TSV Fichte Hagen verpufft schnell

In den ersten fünf Minuten nach dem Seitenwechsel musste der VfB hellwach sein. Der TSV Fichte Hagen war am Drücker, forcierte seine Angriffsbemühungen, entblößte dabei aber auch seine Abwehr. Nutznießer war Jonas Kruppa, der nach einer Vorlage von Fabian Mohs zum 2:1 traf (57.). Dass Hagens Stadionsprecher nach dem 3:1 durch Mohs (70.) an die Europapokal-Sensation von Bayer Uerdingen, das 7:3 gegen Dynamo Dresden 1986, erinnerte, hatte schon skurrile Züge, denn das Spiel war längst entschieden.

Kirchhellen war das bessere Team und zeigte das auch. Leichter wurde es für die Blau-Weißen ab der 78. Minute, denn die sechste Gelbe Karte, die Schiedsrichter Schwabe einem Hagener zeigen musste, hatte für Jonathan Karkutsch den Platzverweis zur Folge. Was die meisten der 1150 Zuschauer wunderte, war, dass Kirchhellen trotz klarer Führung, trotz klarer Überlegenheit und Überzahl nicht nachließ. Co-Trainer Tunahan Terzi sagte dazu später achselzuckend: „Die Jungs wollen Fußball spielen, sie wollen Tore schießen und Spaß haben.“

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Das mündete in der Schlussphase in einem nimmermüden Sturmlauf. Max Bertlich erhöhte per Kopf auf 4:1 (80.), Julian Thimm scheiterte an der Latte (83.), besser machte es Fabian Mohs, der einen Konter eiskalt zum 5:1 abschloss. Das Schnieder-Traumtor war der passende Abschluss eines gelungenen Fußballabends, den Kirchhellens Kicker mit ihren Fans noch lange feiern sollten.

Statistik: So haben sie gespielt

TSV Fichte Hagen - VfB Kirchhellen 1:6 (1:1)
Tore: 0:1 (29.) Mohs, 1:1 (45+1/Foulelfmeter) Blaut, 1:2 (57.) Kruppa, 1:3 (70.) Mohs, 1:4 (80.) Bertlich, 1:5 (87.) Mohs, 1:6 (90.) Schnieder. Hagen: Huse; Pietryga, Karkutsch, Laube, Özdemir, Möhrke (54. Klöckner), Scharf, Brzeski, Dyballa (36. Blaut), Njeumen (67. Krigs), Ackermann. Kirchhellen: Garz; Bertlich, Mertens (54. Kleine-Wieskamp), Isaias (54. Thimm), Mohs, Marpe, Stratmann, Fannasch, Markmann (89. Schnieder), Kleine-Besten, Kruppa (87. Strohmeier). Schiedsrichter: Patrick Schwabe. Gelb-Rote Karte: Karkutsch (78./wiederholtes Foulspiel). Zuschauer: 1150.

Der Liveticker zum Nachlesen

TSV Fichte Hagen - VfB Kirchhellen 1:6

21.47 Uhr: Gleich findet ihr hier einen ausführlichen Spielbericht, Bilder und Stimmen zum Spiel.

20.54 Uhr: 6:1 durch Benedikt Schnieder. Schnieder war erst Sekunden zuvor eingewechselt worden. Es war sein letztes Spiel für den VfB. Das Spiel ist aus.

20.51 Uhr: 5:1! Fabian Mohs schließt einen Konter eiskalt ab

20.49 Uhr: Julian Thimm trifft aus 20 Metern nur die Latte.

20.45 Uhr: 4:1! Max Bertlich trifft per Kopf nach Eckball Stratmann

20.42 Uhr: Hagen steht nur noch mit zehn Mann auf dem Feld. Karkutsch sieht nach Foulspiel Gelb-Rot

20.33 Uhr: Das ist die Entscheidung. Fabian Mohs trifft zum 3:1. Der Stadion Sprecher, er erinnert an den KFC Uerdingen. Lang, lang ist es her.

20:32 Uhr: fast das 3:1l. Julian Thimm nimmt aus der Distanz Maß. Der Schuss wird pariert.

20.21 Uhr: Der VfB führt wieder. Nach Pass von Mohs trifft Jonas Kruppa zum 2:1.

20.19 Uhr: Der Stadionsprecher gibt die Zuschauerzahl bekannt: 1150 zahlende Zuschauer.

20.09 Uhr: die zweite Halbzeit läuft

19.54 Uhr: Halbzeit. Der VfB Kirchhellen verspielt leichtfertig die Führung, macht bis zum Ausgleichstreffer das bessere Spiel. Hagen ist bislang noch ohne nennenswerten Torabschluss.

19.49 Uhr: 1:1. David Blaut trifft vom Elmeterpunkt. Zuvor hat Marpe Hagens Scharf gehalten.

19.40 Uhr: Hagen wechselt.. Für den verletzten Dyballa kommt Blaut.

19.32 Uhr: 1:0 für den VfB. Sascha Markmann setzt sich auf der rechten Außenbahn durch, passt zurück auf Fabian Mohs, der aus kurzer Distanz trifft.

19.25 Uhr: Erster Torschuss Kirchhellen. Huse klärt gegen Mertens.

19.22 Uhr: Hagens Dyballa sieht nach einem Foul an Stratmann die erste Gelbe. Der Kirchhellener muss behandelt werden, kann aber weiterspielen.

19.14 Uhr: Vorsichtiger Beginn. Beide Teams tasten sich noch ab

19.04 Uhr: Das Spiel läuft

18.45 Uhr: Die Aufstellungen sind da. Hagen: Huse; Pietryga, Karkutsch, Laube, Özdemir, Möhrke, Scharf, Brzeski, Dyballa, Njeumen, Ackermann. Kirchhellen: Garz; Bertlich, Mertens, Isaias, Mohs, Marpe, Stratmann, Fannasch, Markmann, Kleine-Besten, Kruppa.

17.01 Uhr: „Ich bin Mehmet. Und ich fahre euch heute zum Sieg!“ Der Busfahrer kennt sich mit Fußball aus. .Die Passagiere sind einverstanden. Mittlerweile rollt auch der dritte Reisebus Richtung Hagen.

Der VfB Kirchhellen hat das unglückliche 0:1 im Meisterduell mit den Sportfreunden Bulmke schnell hinter sich gelassen und seine Chance auf die Bezirksliga-Teilnahme gewahrt. Nach dem 6:4 am Sonntag geht es nun mit einem großen Vorteil ins Rückspiel mit dem TSV Fichte Hagen. Wer nicht dabei sein kann, findet hier am Donnerstag ab 18.30 Uhr den Liveticker. Wir übertragen außerdem auch bewegte Bilder live von der Wörthstraße. Den Livestream finden Sie hier.

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Rund 800 Zuschauer waren aus dem Häuschen. Denn das Hinspiel zwischen dem VfB Kirchhellen und dem TSV Fichte Hagen war am vergangenen Sonntag das reinste Spektakel. Der VfB führte schnell mit 1:0, lief dann einem 1:3-Rückstand hinterher und gewann nach einem unnachahmlichen Finish doch noch mit 6:4. Beide Seiten durften das als Werbung für den Amateurfußball werten.

Die Kirchhellener haben durch den Hinspielerfolg nun die deutlich besseren Karten im Aufstiegskampf. Die Mannschaft von Trainer Martin Stroetzel dürfte sich theoretisch sogar eine knappe Niederlage leisten. Die Bezirksliga-Teilnahme wackelt erst dann, wenn die Hagener am Donnerstag mit zwei Toren Vorsprung führen.

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An diesen Fall will Stroetzel gar nicht erst denken. „Die Hagener wissen, dass wir eine starke Offensive haben“, sagt der Trainer, „für sie ist die Ausgangslage nicht leicht. Sie werden viel riskieren müssen. Und deshalb werden wir auch unsere Chancen bekommen.“ Aufgegeben haben sich die Hagener aber noch lange nicht.

Der Vorsitzende des Vereins, Mathias Schneidmüller, erinnert in diesem Zusammenhang an den VfL Bochum, der sich erst vor wenigen Tagen nach einer 0:3-Hinspielniederlage noch zurückkämpfte und in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf die Oberhand behielt. Schneidmüller: „Unsere Stärke in der Offensive mit immerhin vier erzielten Toren in Kirchhellen gibt berechtigte Hoffnung für das Rückspiel.“

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