Bottrop. Es regt sich Widerstand gegen die Schließung der Sportanlage. Die Schuld für den Rückgang der Mitgliederzahl liege auch bei der Stadt Bottrop.
Was den Fortbestand ihrer Sportanlage an der Paßstraße angeht, geben sich die 150 Mitglieder der Sportfreunde 08/21 Bottrop keinen großen Illusionen hin. Die Verantwortlichen des Vereins ahnen, dass der Sportausschuss dem Vorschlag des Sport- und Bäderbetriebs folgen und die Schließung im Jahr 2024 absegnen wird. Die Sportfreunde müssten dann auf eine andere Anlage ausweichen. Doch leicht machen, wollen sie ihre „Umsiedlung“ den Entscheidungsträgern nicht. Der Verein stellt mit seinem Widerstand gegen die Pläne klar: Wir sind nicht die Sportfreunde 08/15.
- Tennis: TC Waldfriede lässt die Freiluft-Saison am Lagerfeuer ausklingen
- Fußball: TSV Feldhausen: Ein Verein zwischen Ausraster und Neustart
- Handball: SC Bottrop bleibt ungeschlagen an der Tabellenspitze
- Handball: TSG Kirchhellen besteht im Topspiel gegen OSC Rheinhausen
Wer den Sportplatz an der Paßstraße betritt und aufmerksam hinschaut, der bekommt gleich einen Wink aus der Vergangenheit. Die Kassenhäuschen am Eingangstor zeugen noch von der guten, alten Zeit, als sich hier an den Wochenenden nicht selten Tausende Menschen zum Fußballschauen trafen. Heute gibt es hier keine großen Menschenaufläufe mehr. Immerhin tragen hier noch die beiden Mannschaften der Sportfreunde 08/21 Bottrop ihre Heimspiele aus. Es ist deutlich ruhiger geworden rund um den Ascheplatz am Rand der Innenstadt.
Vereinsheime sind feste Anlaufstellen für die 150 Mitglieder
Als der Sportplatz noch Maifeld hieß, fochten hier nicht nur die Fußballer ihre Heimspiele aus. Es gab an der Paßstraße Reitturniere, in der Halle der Sportanlage wurde geboxt und gefochten, auf dem Platz wurde Feldhandball gespielt. Das Maifeld war quasi das Epizentrum der Bottroper Sportlandschaft. Damals, als ein 60 Mal 120 Meter langer mit Stehplätzen umrundeter Ascheplatz Strahlkraft besaß und lokale Sportveranstaltungen die Massen anzogen. Die Zeiten sind lange vorbei. Und dennoch gibt es immer noch Sportler, die sich hier zuhause fühlen.
Genutzt wird die Anlage von der Kreisliga-Mannschaft der Sportfreunde 08/21. Auch die Behindertenfußballer des Klubs trainieren und spielen hier, die umliegenden Schulen nutzen die Anlage für ihren Sportunterricht. Im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten ist die Auslastung bescheiden und dennoch hat der Platz an der Paßstraße seinen Charme bewahrt. Das stellt jeder fest, der an einem Samstagvormittag das größere der beiden schmucken Vereinsheime betritt und sich wundert, dass hier so viele Menschen zusammenkommen.
Auch interessant
„Die Leute kommen mit vollen Einkaufstüten vom Markt, essen hier ein Mettbrötchen, trinken ein Bier und unterhalten sich“, sagt Peter Namyslo. Namyslo ist dritter Vorsitzender der Sportfreunde 08/21 und fast jeden Tag hier. Zu den Stammgästen gehören viele ehemaligen Mitglieder der Vereine, die sich im Jahr 2014 zu den Sportfreunden 08/21 zusammenschlossen. Nicht wenige Geschichten handeln noch von Vorwärts 08 und Viktoria 21. Die Vorgängerklubs leben in den Erzählungen fort.
Die Weywiesen sind keine Alternative
Damit soll bald Schluss sein. Denn der Sport- und Bäderbetrieb hat vorgeschlagen, die Anlage zu schließen. Die Sportfreunde 08/21 sind unglücklich über diese Sparmaßnahme, die das sportliche Kapitel an diesem Ort ein für alle Mal beenden würde. Kaum ein Mitglied gibt sich der Hoffnung hin, an den Planspielen der Verwaltung ließe sich noch rütteln. Dennoch rührt sich Widerstand. „Man hat uns versprochen, eine Ausweichmöglichkeit zu finden“, sagt Namyslo. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Gegebenheiten an der Paßstraße sind zwar bescheiden, aber genau auf die Bedürfnisse des Klubs zugeschnitten. So verfügt beispielsweise die Behindertenabteilung über ein eigenes und notwendiges Klubhaus. Die über 70 Alt-Herren-Fußballer des Vereins nutzen die nahe gelegene Sporthalle, um zu trainieren.
Mit dem Vorschlag, auf die Sportanlage in den Weywiesen umzuziehen, sind die Sportfreunde aus vielen Gründen nicht einverstanden. „Wir sind ein Innenstadtverein, unsere Mitglieder kommen zu Fuß. Wir brauchen eine adäquate Perspektive, wenn hier die Lichter ausgehen sollen“, sagt Torsten Mähling. Mähling ist Vorsitzender der 70-köpfigen Alt-Herren-Abteilung und steht auch der Behinderten-Fußballgruppe der Sportfreunde vor. Mähling befürchtet, der Verein werde die Umsiedlung auf die mehr als drei Kilometer entfernte Sportanlage in den Weywiesen nicht überleben. „Wo soll sich da unser Vereinsleben abspielen?“, fragt er, „dort gibt es nicht einmal ein Vereinsheim für uns. Die Anlage ist nicht behindertengerecht. Wir wollen neue Gespräche.“
Sechsseitige Stellungnahme
Das machte der Verein jetzt auch in einer schriftlichen und sechsseitigen Stellungnahme deutlich. Die Sportfreunde äußern darin ihren Ärger und ihr Bedauern über die geplante Platzschließung. Der Vereinsvorsitzende Dieter Stauvermann stellt fest: „Bis vor zwei Jahren bestanden noch drei Seniorenmannschaften sowie mehrere Jugendmannschaften, leider hat der Sportstätten-Entwicklungsplan des Bottroper Sport- und Bäderbetriebs und die Verweigerung, einen Kunstrasen an der Paßstraße zu bauen, dazu geführt, dass viele unserer Fußballer sich anderen Vereinen angeschlossen haben.“ Bei der Stadt verortet der Verein auch die Schuld dafür, dass sich die Senioren-Gymnastikabteilung und die Krebsnachsorge-Abteilung der Sportfreunde auflösen mussten, weil die Sporthalle nicht mehr genutzt werden konnte. „Auch hier fühlten wir uns nicht durch die Stadt Bottrop unterstützt und informiert.“
Versprechen des Oberbürgermeisters
Auch interessant
Stauvermann erinnert in der Stellungnahme auch an ein Versprechen von Oberbürgermeister Bernd Tischler: „Er gab uns damals sein Wort, dass unser Platz, so lange er im Amt ist, nicht geschlossen wird. Die geplante Schließung „macht uns zutiefst traurig. Auch wenn sich die Anzahl der Mannschaften im Laufe der Jahre immer weiter verringert hat, so spielt sich doch noch immer ein aktives und schönes Vereinsleben bei uns ab.“ Die beiden Vereinsheime seien für die Mitglieder auch außerhalb der Trainings- und Spielzeiten tägliche Anlaufpunkte. Die Sportfreunde betonen ihre wichtige Rolle bei der Integration geflüchteter Menschen, die in Bottrop ihr neues Zuhause gefunden haben.
Die Sportfreunde 08/21 wehren sich entschieden dagegen, dass die geplante Sportplatzschließung mit einer 08/15-Lösung einhergeht. Man müsse, die Befindlichkeiten und die Besonderheiten des Vereins bei der Suche nach einer neuen Heimat berücksichtigen. Weil das unter den aktuellen Gegebenheiten kaum machbar erscheint, schreibt Stauvermann in seiner Stellungnahme an die Verwaltung: „Wir appellieren, die Entscheidung zur Schließung des Platzes deutlich zu überdenken.“ Sollte es dennoch dazu kommen, „und sollten wir auf einen anderen Platz umziehen müssen, werden wir auch diese Herausforderung akzeptieren. Was wir jedoch auf keinen Fall akzeptieren werden, ist, dass uns unser Vereinsleben genommen werden soll.“
Auch interessant
Der Umzug auf die Sportanlage in den Weywiesen - dort sind mit dem SV 1911 Bottrop und der Hobbyliga bereits zwei Vereine zuhause - sei für die Sportfreunde 08/21 keine akzeptable Alternative. Stauvermann: „Das wäre der vollkommene Exitus für unseren Verein.“ In den Weywiesen gebe es zwar einen Jugendraum, doch der sei nicht behindertengerecht. Er habe weder den Charakter eines Vereinsheims noch die Größe für derartig viele Vereine und Mannschaften. Stauvermann schließt die Stellungnahme mit der Aufforderung an alle Entscheidungsträger den Schließungsplänen nicht zuzustimmen: „Wir erwarten einen weiteren, konstruktiven Austausch mit der Stadt, der unsere Bedürfnisse berücksichtigt.“
Weitere Berichte aus dem Bottroper Sport