Feldhausen. Hinter dem TSV Feldhausen liegen turbulente Wochen. Als die Schließung vom Tisch war, rastete ein Spieler aus. Andreas Rettschlag nimmt Stellung:

Der TSV Feldhausen hat turbulente Wochen hinter sich. Während der Klub mit hohem Einsatz seine Jugendarbeit ankurbelte, drohte die kurzfristige Schließung der Sportanlage an der Marienstraße. Die war gerade erst vom Tisch, als ein Fußballer des Kreisligisten mit einem Faustschlag für Negativschlagzeilen sorgte. Andreas Rettschlag nimmt das zum Anlass, um bei der Neuaufstellung des Vereins auch im Punkt „Gewalt im Fußball“ ein Zeichen zu setzen.

Herr Rettschlag, Sie sind Trainer und Vorsitzender des TSV Feldhausen. Die letzten Monate dürften sehr anstrengend gewesen sein. Wie geht es Ihnen?

Rettschlag: Ich fühle mich gut. Ich muss zugeben, dass ich einige Male daran gedacht habe, aufzugeben. Nur um dann für mich festzuhalten, dass genau das keine Option ist. Der TSV Feldhausen liegt mir am Herzen. Ich sehe hier die Chance, trotz aller Schwierigkeiten etwas Nachhaltiges aufzubauen. Als es darum ging, dass der Sportplatz an der Marienstraße geschlossen werden sollte, haben wir aus Feldhausen, aber auch aus Kirchhellen und ganz Bottrop eine riesige Welle der Solidarität gespürt. Da gab es ganz viele Gespräche, Telefonate und Mails. Unsere Petition gegen die Schließung war nur wenige Tage online, wurde aber von mehr als 1400 Menschen unterschrieben. Das war ein enormes Feedback.

Die Schließung der Sportanlage an der Marienstraße ist vorerst vom Tisch. Der Sport- und Bäderbetrieb hat seine Haltung geändert. Wie groß ist die Erleichterung darüber im Klub?

Das ist kaum in Worte zu fassen. Unsere jungen Fußballer haben buchstäblich gejubelt, als sie von der Nachricht erfuhren. Aber auch alle Mütter und Väter, die hier ihre Kinder hinbringen, haben durchgeatmet. Die Erleichterung macht sich nicht nur im Vereinsumfeld bemerkbar. Die Abkehr von den Schließungsplänen war ein ganz wichtiges Signal für den ganzen Ortsteil. Ich persönlich habe mich bestimmt am meisten darüber gefreut, weil ich davon ausgegangen war, dass in dieser Thematik noch ein sehr langer Weg vor uns liegen würde. Umso schöner, dass die Entscheidung dann doch so kurzfristig zu unseren Gunsten ausgefallen ist. Das Thema ist natürlich emotional sehr aufgeladen, aber ich muss auch betonen, dass wir die ganze Zeit über in einem sehr sachlichen Gespräch mit der Stadt und dem Sport- und Bäderbetrieb waren. Dass man unseren Argumenten gefolgt ist, dafür sind wir sehr dankbar.

Andreas Rettschlag coacht die Elf des TSV Feldhausen in der Kreisliga C.
Andreas Rettschlag coacht die Elf des TSV Feldhausen in der Kreisliga C. © Felix Hoffmann

In den letzten Monaten hat der Verein mit viel Aufwand seine Jugendarbeit wieder zum Leben erweckt. Wie ist dort der Stand der Dinge?

Unsere Bemühungen zahlen sich erfreulich schnell aus. Mit so einem enormen Zulauf hatte ich eigentlich gar nicht gerechnet. 14 Mädchen und Jungen spielen in der Bambini Mannschaft. Die jüngsten in unserem Verein werden von Bernd Maaßen betreut. Marc Gülker trainiert die F-Jungend, in der wir 15 Fußballerinnen und Fußballer haben. Genauso groß ist die C-Jugend, die von Chris Kringel gecoacht wird. Wir hätten auch gerne eine B-Jugend am Spielbetrieb teilnehmen lassen. Dort ist die Spielerdecke aber noch zu dünn. Um die sieben, acht Jungs kümmert sich mein Bruder Frank Rettschlag, er bereitet die Spieler im Training auf die kommende Saison vor. Wichtig ist uns, dass wir uns nicht nur quantitativ deutlich besser aufstellen. Alle Trainer unserer Jugendmannschaften werden ihre Trainerlizenz machen. Ob sie zu den Lehrgängen fahren müssen, oder ob wir die auch in unserem Klubheim abhalten können, werden wir noch sehen. In diesem Punkt machen wir uns gerade beim Verband schlau. Langfristig wollen wir an der Marienstraße in jedem Jahrgang eine Mannschaft haben, das ist zwar eine ambitionierte Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen.

TSV Feldhausen unterliegt beim VfL Grafenwald mit 1-18

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Nicht nur der TSV Feldhausen kämpft darum, Kinder und Jugendliche an sich zu binden. Aber der TSV hat im Vergleich zu den Mitbewerbern mit Blick auf die Sportanlage nicht die besten Karten. Wie gelingt es dennoch, die Menschen für den Verein zu begeistern?

Unsere erste Prämisse ist die direkte Ansprache. Dass es einen großen Bedarf an Spiel- und Sportangebot hier in Feldhausen gibt, weiß ich nicht zuletzt aus den vielen Gesprächen, die ich mit Müttern und Vätern geführt habe. Und hier können wir dann auch unsere größte Stärke ausspielen. Denn das Familiäre, der Zusammenhalt in unserem Verein, das ist es, was uns von vielen anderen unterscheidet. Was in größeren Klubs zunehmend verloren geht, wird hier noch gelebt.

Was macht Ihnen Mut, dass sich diese ambitionierten Ziele auch umsetzen lassen?

Das ist einfach. Das ist die Aufbruchstimmung. Viele wollen sich daran beteiligen, den Verein zukunftssicher aufzustellen. Wir wollen die Sportanlage wieder richtig in Schuss bringen. Dazu werden wir kleinere Reparaturen in Eigenregie durchführen, die Pflege der Anlage intensivieren und in Kontakt mit der Verwaltung bleiben. Der große Traum ist schon, dass sich unsere Sportanlage in Zukunft mit anderen messen kann. Dafür haben wir eine Arbeitsgruppe aufgestellt, in der Ideen formuliert und auf Umsetzbarkeit geprüft werden.

Die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit stellt sich auch in der Seniorenabteilung. Das Team spielt momentan in der Kreisliga C und entwickelt dort kaum sportliche Anziehungskraft.

Wir sind dabei, uns auch in diesem Bereich breiter aufzustellen. Der ganze Trubel der vergangenen Wochen um die drohende Sportplatzschließung hatte auch sein Gutes. Er hat dafür gesorgt, dass der Klub wieder im Gespräch ist. Vier junge Fußballer haben sich uns in der vergangenen Woche angeschlossen, alles Feldhausener Jungs, die zuletzt für den VfB Kirchhellen und für Rot-Weiß Dorsten gespielt haben. Sie werden vielleicht schon am kommenden Sonntag für uns auflaufen können. Für Mittwoch haben sich drei weitere Spieler angekündigt, die ein Probetraining absolvieren möchten. Ab der Winterpause werde ich meinen Posten an der Seitenlinie räumen. Wir konnten einen erfahrenen Trainer gewinnen, der sich dann um die sportliche Entwicklung der Mannschaft kümmert.

Das hört sich positiv an. Vor wenigen Tagen ist einer Ihrer Spieler in der Meisterschaftspartie gegen Middelich-Resse jedoch durch eine böse Tätlichkeit aufgefallen, wie haben Sie die Situation erlebt?

Was das angeht, fehlen mir noch immer die Worte. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass sich dieser Spieler zu einer solchen Aktion hinreißen lässt. Er hat seinem Gegner das Jochbein gebrochen. Damit hat er eine Linie überschritten. Wir tolerieren beim TSV keine Gewalt. Ich habe ihn und fünf weitere Spieler, die sich mit ihm solidarisieren wollten, noch am selben Tag aus dem Verein geworfen. Für sie ist bei uns kein Platz. Nach diesem Sonntag haben wir direkt Kontakt zu Middelich-Resse und zu dem betroffenen Fußballer aufgenommen. Wir haben klar gemacht, dass wir die Schuld bei uns sehen und dass wir das Vorgefallene sehr bedauern. Dem Spieler geht es zum Glück schon wieder besser. Eine Operation bleibt ihm wohl erspart. Wir wünschen ihm von Herzen, dass er diesen Tag bald vergessen kann.

Welche Schlüsse zieht der Verein aus diesem Vorfall?

Das Spiel gegen Middelich hat uns dazu veranlasst, ein Leitbild auszuformulieren, in der wir uns in aller Form und absolut unmissverständlich gegen Gewalt, Rassismus und Homophobie aussprechen. Zukünftig kann nur Mitglied im TSV Feldhausen werden, wer sich auch mit unserem Leitbild identifizieren kann. Wir sind ein Verein, der für Offenheit, Toleranz und ein sportliches Miteinander stehen will. Ich werde deshalb auch den Kontakt zu Jozic Kransidor suchen, wenn er in dieser Woche aus seinem Urlaub zurückkehrt. Er ist im Fußballkreis Gelsenkirchen für die Bereiche Fairplay und Gewaltprävention zuständig. Ich hoffe, dass ich ihn dazu bewegen kann, einen Informationsabend in unserem Klubheim abzuhalten.

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