Bochum. Grote ist Führungsspieler der U23 und arbeitet in der Nachwuchsabteilung. Er spricht über seine Rolle in der Kabine und im Verein und seine Zukunftspläne.

Ein Spiel gegen Preußen Münster ist für Dennis Grote nichts Neues: Mit Duisburg, Essen und Saarbrücken spielte er in der dritten Liga und Regionalliga gegen Münster, einmal auch mit dem VfL Bochum im DFB-Pokal (2008, 6:5 n.E.). Am Sonntag ist es wieder so weit, diesmal in der Oberliga: Mit der U23 des VfL Bochum spielt Grote gegen Münster II.

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„Natürlich ist ein Spiel gegen den Ex-Verein immer ein besonderes Spiel“, sagt der 38-Jährige, der in der Jugend aus Münster nach Bochum wechselte, dort 69 mal in der Bundesliga spielte und nach einigen anderen Stationen seine Profi-Karriere wieder in Münster beendete.

Dennis Grote verließ Preußen Münster zum zweiten Mal in Richtung Bochum

Seine letzte Saison endete für Preußen mit dem Zweitliga-Aufstieg, Grote kam aber nach einer schweren Knieverletzung nur auf einige Kurzeinsätze und bekam keinen Profi-Vertrag mehr. Auch eine andere weitere Zusammenarbeit kam nicht zustande. Grote entschied sich, Preußen abermals in Richtung Bochum zu verlassen: „Für mich war die Möglichkeit wichtig, die ersten Schritte in der Karriere nach der Karriere zu machen. Die Kombination in Bochum war einfach sehr interessant“, sagt Grote.

Dennis Grote für den VfL im Bochumer Oberliga-Derby gegen Michel Post.
Dennis Grote für den VfL im Bochumer Oberliga-Derby gegen Michel Post. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Er arbeitet im Bochumer Talentwerk in einer Doppelrolle: Grote ist einerseits Führungsspieler der neu aufgebauten U23-Mannschaft, auf der anderen Seite arbeitet er im Bereich Scouting und Kaderplanung ab der U16. „Diese Variante gab es so in Münster nicht“, sagt Grote, der sich noch an die neuen Abläufe gewöhnt: „Ich bin in meinem neuen Job noch in der Lernphase und schaue, wie ich das am besten hinbekomme.“

Grote schaut viele Spiele - auf Video oder live

Im Detail bedeutet das: „Vom Trainingsablauf und der -intensität hat sich für mich eigentlich wenig geändert, wir trainieren unter Profi-Bedingungen und auch in dem Umfang“, sagt Grote. „Jetzt kommt noch etwas Neues dazu: Ich schaue viele Spiele: Auf Video, meistens wenn ich vormittags alleine zu Hause bin und Ruhe habe. Und am Wochenende versuche ich möglichst viel live zu sehen. Ich schaue viele Spiele, lerne viele Spieler kennen.“ Meistens beobachtet Grote die Spiele der U17- und U19-Teams.

Grote ist auch Besitzer eines Sportgeschäfts in Münster, sich darauf zu konzentrieren war aber immer Plan B: „Für mich war schon klar, dass ich im Fußball bleiben will“, sagt Grote, „man kann aber nie planen und davon ausgehen, dass das auch tatsächlich funktioniert.“ Eine Trainerrolle wolle er in Zukunft nicht ausschließen, aber „die andere Schiene interessiert mich mehr“, sagt er. Also Kaderplanung, Scouting, Strategie.

„Ich glaube, ich habe Fußball schon immer anders geguckt als der normale Fan“, sagt er. Er blickt analytisch und strategisch auf das Spiel – das zeigt sich, wenn man so will, auch an seiner Spielweise: Grote ist der Strippenzieher im Bochumer Zentrum.

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Grote gibt Tipps - aber nicht wie ein Trainer, sondern als Mitspieler

Aber auch für den Fußballer Grote ist einiges neu: Erstmals in seiner Karriere spielt Grote fast ausschließlich mit 19- und 20-Jährigen zusammen. „Ich habe mich dran gewöhnt, dass es in der Kabine manchmal andere Themen sind, als vielleicht 30-Jährige besprechen würden. Das ist aber auch amüsant, und ich glaube, wir haben da eine coole Ebene.“

Nach dem schwierigen Auftakt in Ennepetal hat sich Bochums Oberliga-Team weiter verbessert und steht in der Spitzengruppe.
Nach dem schwierigen Auftakt in Ennepetal hat sich Bochums Oberliga-Team weiter verbessert und steht in der Spitzengruppe. © FUNKE Foto Services | Michael Schwalm

Natürlich hat er eine Sonderrolle, betont aber, dass er ein Teil der Mannschaft ist: „Wenn mir etwas auffällt, dass ein junger Spieler einen Tipp oder Hilfe braucht, dann sage ich etwas. Aber nicht in einer Art, wie es ein Trainer macht, sondern immer noch als Mitspieler.“

Dass die Bochumer Mannschaft einen relativ kleinen Kader hat, macht es für Trainer Heiko Butscher nicht immer einfach, für Grote hat es aber auch Vorteile: „Dadurch, dass wir meist nur 13 oder 14 Spieler im Training sind, lernen alle voneinander und wir verbessern uns als Mannschaft, aber auch individuell. Die Jungs sind alle lernwillig und bereit, neue Sachen aufzunehmen.“

Das ist auch von außen sichtbar: Nach der Auftaktniederlage in Ennepetal wurde das Team von Woche zu Woche besser. Mit einem Erfolg über Münster könnte der VfL sogar theoretisch an die Tabellenspitze springen.

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Grote kennt die Münsteraner Mannschaft gut

Auch wenn Grote vor allem für die Kaderplanung scoutet und nicht Gegner beobachtet, weiß er natürlich viel über den Gegner. Preußen-U21-Coach Kieran Schulze-Marmeling war auch im Trainerstab der ersten Mannschaft, Grote kennt viele Spieler, er sagt: „Wir haben ja schon vergangene Woche gegen Verl gegen eine fußballerisch sehr gute U21 gespielt, ähnlich wird das bei Münster auch. Sie wollen viel den Ball, viel Fußball spielen. Also eigentlich wie wir auch. Es wird ein sehr interessantes Spiel.“

Anstoß ist am Sonntag um 15 Uhr auf dem LA-Platz am Ruhrstadion. Die WAZ überträgt das Spiel im Livestream auf waz.de/VfL.

Für Grote schließt sich der Kreis

„Für mich schließt sich hier der Kreis. Ich habe hier meine ersten Senioren-Spiele für Bochum gemacht und mache wahrscheinlich auch meine letzten“, sagte Dennis Grote zuletzt gegenüber der WAZ - so lief seine Karriere.

Grotes Heimatverein ist Vorwärts Wettringen, er spielte für Preußen Münster und wechselte in der B-Jugend zum VfL. Nach 69 Bundesliga-Spielen verließ er Bochum Anfang 2011, seine weiteren Stationen waren: RW Oberhausen (2011), Preußen Münster (2012 bis 2014), MSV Duisburg (2014 bis 2016), Chemnitzer FC (2016 bis 2019), Rot-Weiss Essen (2019 bis 2022).

Nach der Vertragsauflösung in Essen Anfang 2022 spielte Grote ein halbes Jahr für Wacker Innsbruck, bevor er 2022 nach Münster zurückkehrte und mit den Preußen aus der Regionalliga in die 2. Liga durchmarschierte.