Bochum. Die VfL Sparkassen Stars Bochum sind Schlusslicht der 2. Liga ProA. Dennoch gibt es Rückendeckung für Coach und Spieler.

In einer Welt, in der Corona nur als bestimmte Biersorte bekannt war, übernahm Felix Banobre die so langsam nach oben strebenden Basketballer der VfL Sparkassen Stars Bochum. Der impulsive Headcoach, der beim Spiel emotional ausbrechen kann wie ein Vulkan, trug maßgeblich bei zum Aufschwung hin zu einem ambitionierten Profiklub inmitten einer vom Fußball dominierten Stadt.

In der Saison 2020/21 gelang der Aufstieg aus der ProB in die ProA, der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands. Erstmals spielte Bochum so hochrangig und feierte zweimal in Folge den Klassenerhalt. In der Vorsaison verpassten die Sparkassen Stars nur haarscharf einen Play-Off-Platz, kamen Rang neun ins Ziel.

Keine Trainerdebatte in Bochum: Felix Banobre genießt das Vertrauen

In dieser Spielzeit ist der Trend gestoppt. Erstmals muss Banobre mit seinem Team eine länger anhaltende Krise meistern, eine Talfahrt stoppen. 18 Spiele, nur vier Siege - Schlusslicht, punktgleich mit Paderborn und Quakenbrück. Das letzte Heimspiel gegen die Art Giants Düsseldorf war ein Debakel. Im stimmungsvollen, spektakulären 101:110-Derby bei Phönix Hagen waren die Stars eine Halbzeit lang nicht präsent, nicht konsequent genug für ein Duell auf diesem Niveau.

Eine Trainerdebatte gibt es dennoch nicht in Bochum? „Nein“, betont VfL-Geschäftsführer Tobias Steinert auf die entsprechende Frage. „Ohne Felix Banobre wären wir gar nicht hier. Er hat unser volles Vertrauen, ebenso wie die Mannschaft.“

Das Kernproblem: fehlende Konstanz in einem Spiel

Gemeinsam soll die Krise bewältigt werden, alle seien gefordert, insbesondere jeder einzelne Spieler. Im Team stecke deutlich mehr Potenzial als es die Resultate aussagten. Das Kernproblem: fehlende Konstanz. Zwischen den Partien und insbesondere während eines Spiels. „Wir sind entweder komplett da oder gar nicht da“, sagt Steinert bewusst leicht überspitzt. „Wir haben noch keine Balance gefunden.“ Zu sehen auch bei den letzten beiden Duellen. In Kirchheim, als ein knapper Auswärtscoup gelang, ließ Bochum die Gastgeber in nur dreieinhalb verschlafenen Minuten wieder herankommen, um am Ende wieder da zu sein.

Matthew Strange (r.) fiel nach starker Vorbereitung in ein Loch, in Hagen drehte er nun auf.
Matthew Strange (r.) fiel nach starker Vorbereitung in ein Loch, in Hagen drehte er nun auf. © Funke Foto Services | Walter Fischer

In Hagen lief eine Halbzeit lang wenig zusammen, dann zeigte der VfL im Schlussabschnitt nach 30-Punkte-Rückstand, was in ihm steckt. 42 Punkte holte der VfL in den letzten zehn Minuten, „das könnte Pro-A-Rekord sein“, meint Steinert. „Wenn wir die Intensität hoch halten, können wir sehr guten Basketball spielen. Die bisherigen Ups und Downs darf es so nicht mehr geben. Das ist vor allem Kopfsache.“ Daher gehe es in dieser Saison nur noch um den Klassenerhalt. „Wir nehmen die Situation ernst, sind aber überzeugt davon, dass wir stark genug sind, da unten rauszukommen.“

Williams ist ein Hoffnungsträger - Strange trumpft nach langem Tief in Hagen auf

Eine Erklärung für den Sturz ans Tabellenende: Die Import-Spieler schlugen nicht so ein wie geplant. Von Big Man Kalu Ezikpe und Guard Sesan Russell trennten sich die Stars bereits Ende Oktober. Point Guard David Allan Cohn kam im Oktober, Power Forward Keith Williams erst im Januar. Williams ist nun ein Hoffnungsträger im Abstiegskampf, dem US-Mann gelangen beim zweiten Einsatz in Kirchheim 23 Punkte. Dabei zog er sich aber ein Hämatom an der Hüfte zu. Derart angeschlagen konnte er gegen Hagen nicht viel zum VfL-Spiel beitragen.

Anders als Matthew Strange. Der Guard aus den USA fiel nach einer starken Vorereitung in ein Leistungsloch. In Hagen erlebte er nun 13 Minuten für die Ewigkeit, traf fast jeden Wurf, erzielte irrwitzige 25 Punkte. „Das war eine krasse Leistung von Matthew, Extraklasse. Das wird ihm viel Selbstvertrauen geben“, sagte Steinert, der hofft, dass der Knoten bei dem 25-jährigen Shooter nun geplatzt ist. Bis Mitte Februar sind zudem Verstärkungen noch möglich. Steinert will „nicht ausschließen“, dass Bochum auf dem Transfermarkt noch einmal zuschlägt.

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Nach dem Heimspiel gegen Frankfurt steigen die Schlüsselspiele im Abstiegskampf

Zunächst aber geht es in der Rundsporthalle gegen Frankfurt, ein weiteres Topteam. Mit einem wieder gesunden Williams, mit einem konstant starken Niklas Geske, der auch bei Phönix wieder voranging, mit dem erstarkten Strange geht es in die wohl wichtigsten Wochen des Jahres. Gegen den Tabellenvierten Fraport Skyliners ist Bochum am Samstag (27. Januar, 19 Uhr) Außenseiter. Der VfL hat allerdings gezeigt, dass er gegen Spitzenmannschaften bestehen kann mit den Siegen im Hinspiel gegen Hagen, gegen Trier, in Kirchheim. Knapp 1000 der 1500 Tickets sind bereits verkauft, Steinert rechnet erneut mit einer (fast) vollen Halle und hofft auf eine Überraschung. Im Hinspiel hatte Bochum beim 74:100 keine Chance.

Ein Erfolg könnte weitere Kraft freisetzen für die folgenden Aufgaben, die Schlüsselspiele. Am Freitag, 2. Februar (19.30 Uhr), geht es im zweiten Heimspiel in Folge gegen Rasta Vechta II, Rasta nur vier Punkte mehr hat als Bochum. Es folgen die Duelle gegen die ärgsten Abstiegskonkurrenten, die beide ebenfalls erst acht Punkte haben. Zunächst spielt der VfL bei den Artland Dragons Quakenbrück (Mittwoch, 7. Februar, 19.30 Uhr), dann in der Rundsporthalle gegen Baskets Paderborn (Samstag, 10. Februar, 19.30 Uhr). Steinert: „Da geht es um die Big Points.“