Bochum. Bochums Aufholjagd im Basketballderby in Hagen kam zu spät. VfL-Geschäftsführer ledert gegen Schiedsrichter. Eklat um Maskottchen.
Hagen ist Basketball, eine Hochburg im Land des Weltmeisters. Phönix will zurück in die Bundesliga, die Bochumer kämpfen nach Jahren des Aufstrebens um den Klassenerhalt. „Wir steigen auf und ihr steigt ab“, sangen die Hagener Fans am Sonntagabend. Bochum verschlief im Derby die erste Halbzeit, die Aufholjagd kam zu spät. Hagen gewann mit 110:101 (56:36).
Die Gastgeber von Coach Chris Harris haben in dieser Saison erst ein Heimspiel (gegen Rasta Vechta) verloren, Bochum erst vier von nun 18 Partien gewonnen. Hagen gegen Bochum aber ist auch Derby: Drei der letzten vier Duelle zuvor gingen an die Stars, darunter das Hinspiel im November (109:91), um das es vor und nach der Partie so viel Wirbel gegeben hatte rund ums Ticketing.
Vor dem Rückspiel hatten sich die Wogen geglättet, hatten die Geschäftsführer Tobias Steinert (Bochum) und Martin Schmidt (Hagen) sinnbildlich die Friedenspfeife geraucht.
Wer auf den Rängen den Ton angab, war ohnehin klar: Zum zweiten Mal in dieser Saison war die Ischelandhalle mit rund 3150 Fans ausverkauft, nur etwa 100 Bochumer reisten an. Sie waren lange kaum zu hören.
Technische Probleme, lautstarke Halle: 108 Dezibel
Schon vor dem Beginn trieb der Sprecher in der „lautesten Basketballhalle Deutschlands“ die Fans an. 108,1 Dezibel Lärm wurden gemessen, ohrenbetäubend. Technisch aber gab es Probleme, die Uhr-Anzeige über den Körben und in den Ecken fiel aus, nur am Anschreibetisch lief die Zeit ab.
Für die Stars wäre sie besser erstmal stehengeblieben, die Feuervögel brachten ihren Anhang, nonstop angeheizt vom Maskottchen, gleich zur Topform. 7:0 nach 70 Sekunden, 23:10 nach sechs Minuten. Es wurde noch lauter.
Bochum war defensiv nicht präsent, bekam Shooting Guard Brock Mackenzie nicht in den Griff. Der US-Mann kam allein in den ersten fünf Minuten auf 15 Punkte. Bochum zeigte bei den Power-Hagenern, warum kein Team der Liga derart viele Körbe kassiert wie der VfL.
Nach dem Anfangsdebakel fingen sich die Stars um den Ex-Hagener Niklas Geske ein wenig. 20:31 nach dem ersten Viertel.
Dröhnende Musik, Gesänge, Klatschen – Phönix-Punkte: Die Halle bebte dann schnell wieder. Dreier Kristofer Krause, Dreier Mackenzie, 40:20. Eklatant: Bei Hagen saß jeder zweite Distanzwurf, sechs von zwölf bis zur Pause. Bochum traf von elf Versuchen nur einen, erst am Ende lief es beim auf Dreier ausgerichteten VfL-Spiel rund.
VfL-Chef Steinert: Schiedsrichter-Leistung „unwürdig“
Bochums Geschäftsführer Tobias Steinert sah eine schwache Wurfquote, wollte keine Entschuldigung suchen. Aber er ließ auch mächtig Dampf ab an den Schiedsrichtern: „Das Kampfgericht war zweitligaunwürdig, unterirdisch“. 33 Fouls gegen die Stars pfiffen sie, nur 22 gegen Hagen, das auf „43 Freiwürfe“ kam, „wir auf 19. Das passte nicht, hat den Spielfluss gestört.“ Er räumte aber auch ein, „dass wir zunächst nicht ins Spiel gefunden haben.“
In einer weitgehend fairen, stimmungsvollen Atmosphäre gab es am Ende mächtig Ärger. Das Hagener Maskottchen baute sich in der Schlussphase vor den Erstatzspielern Bochums auf, hielt ihnen ein Schild mit „RB 40, Gleis 18 Richtung Bochum“ vor die Nase. Steinert war fassungslos ob der unsportlichen Provokation, Bochum ist ja nun Letzter. „Wir werden das der Liga melden“, sagte er. „Das geht gar nicht.“
Geske: schwache halbe Stunde, gutes Schluss-Viertel
Niklas Geske, Bochums Bester, sah auch ein Missverhältnis bei den Freiwürfen, einen starken Schluss-Abschnitt, packte sich aber vor allem an die eigene Nase. In den ersten 28 Minuten „haben wir schlecht gespielt“. Dass es mitunter Pfiffe gegen ihn gab, nahm der Ex-Hagener sportlich: „Das gehört schonmal dazu, es ist hitzig hier. Ich nehme mit, dass mich die meisten Fans herzlich empfangen haben“.
Die schwache Dreierquote, fehlende körperliche Präsenz machten in der ersen Halbzeit den Unterschied. Zudem kam der neue Hoffnungsträger Keith Williams, beim Auswärtscoup in Kirchheim zuletzt Schlüsselspieler, nur auf wenig Spielzeit, war unter der Woche angeschlagen. Auch Quinten Nelson, Matchwinner im Hinspiel, enttäuschte - 56:36 zur Pause.
Nach dem Wechsel zeigte der VfL mehr Energie, verteidigte druckvoller, eine Aufholjagd im dritten Abschnitt aber war noch nicht in Sicht. Hagen baute seine Führung weiter aus (89:59).
Matthew Strange dreht im Schlussviertel mächtig auf
Im Basketball ist viel möglich, bei 30 Punkten Rückstand aber ging es nur noch um die Höhe. Jetzt erst, zu spät, fand Bochum in sein Drei-Punkte-Spiel, gewann das letzte Viertel mit einem mächtig aufdrehenden, fast alles treffenden und bis dahin gar nicht eingesetzten Matthew Strange (25 Punkte) mit sensationellen 42:21. Gäbe es fünf Fünftel, Bochum hätte die Partie wohl noch gedreht.
So feierten die Feuervögel ihre Spieler auf dem Parkett. Bochum ist nun Schlusslicht, punktgleich mit den Artland Dragons, die überraschend in Bayreuth siegten, und Paderborn.
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Weiter geht es am Samstag (27. Januar, 19 Uhr) mit dem Heimspiel gegen das Topteam der Fraport Skyliners aus Frankfurt, ehe es zu den Wochen der Wahrheit kommt mit dem nächsten Heimspiel gegen Rasta Vechta II (2. Februar) sowie die Abstiegskonkurrenten Artland Dragons Quakenbrück (7. Februar) und Paderborn Baskets (10. Februar). Geske: „Ich bin davon überzeugt, dass wir da unten rauskommen.“
Phönix Hagen – Sparkassen Stars Bochum 110:101 (56:36)
Stars: Geske (30 Punkte), Kamp (-), Loch (2), Dietz (2), Nelson (6), Williams (6), Strange (25), Zdaravevski (4), Friederici (7), Cohn (11), Alte (8).
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