Wattenscheid. Wattenscheid 09 kann aufsteigen. Der Club bewegt die Stadt und viele Menschen. Von der Insolvenzverwalterin bis zu Bürgermeister und Punkmusiker.
Die Fußball-Euphorie ist zurück in Wattenscheid. Nach der tristen Zeit der Insolvenz, fast unmittelbar gefolgt von der Corona-Pandemie blüht die SG Wattenscheid 09 gerade auf – und kann am Montag im eigenen Stadion den Regionalliga-Aufstieg perfekt machen. Der Verein wies unter der Woche alle Fans noch einmal darauf hin, aufgrund des zu erwartenden Andrangs unbedingt die Vorverkaufsstellen zu nutzen – denn die Vorfreude ist groß, im Verein und in der Stadt. Wir haben uns umgehört.
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Wattenscheid 09: Das sagt Dr. Anja Commandeur zur Entwicklung des Vereins
(Insolvenzverwalterin der SGW): „Nachdem das Insolvenzverfahren bei Wattenscheid 09 abgeschlossen war, habe ich die Entwicklung des Vereins weiter beobachtet. Der schönste Erfolg meiner Arbeit ist immer, wenn es gelingt, ein Unternehmen nach der Restrukturierung zu stabilisieren und es so zum Erfolg zu führen. Das treibt mich in meinem Beruf an.
Bei Wattenscheid 09 habe ich gespürt, wie schmerzhaft die Phase der Insolvenz und der grundlegenden Umstrukturierung für alle Beteiligten war. Deshalb freue ich mich umso mehr darüber, dass der sportliche Erfolg so schnell schon da ist. Ich wünsche dem Verein, seinen Spielern, Funktionären und Fans, dass der Aufstieg am Montag gelingt. Das hätten alle verdient.“
Peter „Lenni“ Lehneweit
(Sänger der Vereinshymne): „Mein Lied läuft seit über 30 Jahren im Stadion, und wird es auch noch in 100 Jahren dort gespielt. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich es in der Lohrheide höre. Der Verein ist meine absolute Nummer eins, darüber geht im Fußball für mich nichts. Deshalb wäre es für mich auch das Größte gewesen, Montag live dabei zu sein. Aber das geht aus gesundheitlichen Gründen für mich nicht.
Ich werde mir das Spiel im Stream anschauen und hoffe, dass er funktioniert. Noch wichtiger ist aber, dass viele Leute ins Stadion gehen. 5000 wären toll, aber ich glaube, es werden um die 3000.“
Alexander Thamm
(Ex-Spieler, zuletzt Trainer des TuS Ennepetal): „Wer Fußball-Liebhaber ist, der freut sich über den Aufstieg eines Traditionsvereins mehr als darüber, dass RB Leipzig ins Pokalfinale einzieht. Wenn Wattenscheid den Aufstieg schafft, ist es für die Regionalliga richtig geil. Ich durfte zweimal mit der SGW aufsteigen, und beide Male war es phänomenal.
Ich will nicht wissen, was passiert, wenn es am Montag wirklich klappt. Aber es wäre allen zu gönnen. Nach dem Spiel mit Ennepetal – das hatten wir verloren – saßen wir noch mit den Wattenscheidern zusammen in deren Stammkneipe und haben gefeiert. Sowas gibt’s wohl auch nur da.“
Nico Buckmaier
(Ex-Spieler, zuletzt RW Oberhausen): Als ich am Sonntag von den Ergebnissen gehört habe, habe ich sofort meiner Freundin geschrieben, dass wir unser Wochenende umplanen müssen. Eigentlich wollten wir nach Hamburg zu einer Feier und dann gemeinsam von dort zu meinen Großeltern in Salzgitter fahren.
Jetzt machen wir auf dem Weg von Hamburg nach Salzgitter eben einen Zwischenstopp in Wattenscheid. Das kostet Zeit, ist uns aber egal. Meine Freundin war sofort dabei, sie ist total fußballverrückt. Aber das Spiel hätte ich mir auch ohne ihre Zustimmung nicht entgehen lassen.
Hans-Peter Herzog
(Bezirksbürgermeister Wattenscheid): „Wenn die 09er es tatsächlich schaffen an Pfingsten in die Regionalliga aufzusteigen, dann ist das die Belohnung für die Mannschaft, den Trainer und den Vorstand, der nach vielen Chaos-Jahren wieder verlässliche Strukturen in den Verein gebracht hat. Ich habe die Hoch-Zeiten des Vereins in der Bundesliga in der Kurve vor der alten Tribüne erlebt und mich dabei oft mehr an den coolen Sprüchen als am Spiel erfreut.
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Umso trauriger war dann der stetige Abstieg, bis zum letzten Spiel in der Regionalliga wegen der Insolvenz gegen Fortuna Düsseldorf II, mit Eintrittskarten der Bundesliga „Stehplatz Erwachsene“. Ich kann das Spiel leider nicht live verfolgen, da ich im Urlaub in Apulien bin, das Handy wird aber ab 15 Uhr immer eingeschaltet sein.“
Stefan Emmerling
(Ex-Spieler, jetzt Trainer Kickers Emden): Einige aus Wattenscheid haben mir zum Aufstieg mit Emden gratuliert. Ich habe entgegnet, dass sie bitte nachziehen sollen. Die Mannschaft habe ich im vergangenen Jahr gesehen, da hat sie uns in der Vorbereitung gezeigt, dass sie gut Fußball spielen kann.
Zum Verein habe ich immer noch eine gute Bindung. Da hatte ich eine schöne Zeit, und durch die Freundschaftsspiele in den vergangenen beiden Jahren ist der Kontakt geblieben. Deshalb werde ich, wenn ich am Montag auf dem Weg in meinen Urlaub aus dem Flugzeug steige, sofort mein Handy einschalten, um das Spiel zu verfolgen. Wir in Ostfriesland drücken den Wattenscheidern auf jeden Fall die Daumen.
Wölfi Wendland
(Sänger „Die Kassierer“): „Ach, die können aufsteigen? Ist doch schön. Ich wünsche ihnen dafür auf jeden Fall sehr viel Glück. Sowas macht ja immer Spaß. Ich habe allerdings ein Auswärtsspiel bei Rock am Ring und kann deshalb nicht dabei sein. Aber ich rechne nicht damit, dass am Montag das Bier im Stadion alle ist.“
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