Erndtebrück. Schmitz trifft, Rhynern patzt – die Regionalliga zum Greifen nah für 09. Das sagen Spieler, Trainer und Vorstand nach dem Sieg in Erndtebrück.
Sie selbst hatten geliefert. Also erneut das bange Warten auf die Ergebnisse der Mitstreiter. Dann die Nachricht, die das auslöste, das Christian Britscho später so umschrieb: „Wir sind komplett eskaliert. Alle.“ Aus Rheine war die Nachricht vom 1:0-Sieg über Westfalia Rhynern bis nach Erndtebrück durchgedrungen. Dort hatte die SG Wattenscheid 09 einen 2:1 (1:1)-Sieg perfekt gemacht.
Der ehemalige Bundesligist ist damit Zweiter. Und hat den Aufstieg in die Regionalliga selbst in der Hand. Am Pfingstmontag dürfte eine Rekordkulisse das entscheidende Match verfolgen. Übrigens gegen Spielverderber Eintracht Rheine.
Wattenscheid 09: Britscho voller Freude und Stolz nach Sieg in Erndtebrück
Auf der Rückfahrt wollte Trainer Britscho noch nichts über die kommende Woche hören. Darüber wolle er erst zu am nächsten Tag nachdenken. Der Sonntag gehöre allein der Zufriedenheit über den verdienten Sieg beim TuS. Und dem Stolz, die Tür weit aufgemacht zu haben. Aber auch der Freude darüber, dass die SGW einmal mehr in einem engen Spiel die Nerven behalten und dank zweier Tore von Winter-Zugang Timon Schmitz (28. und 52.) einen frühen 0:1-Rückstand in einen Sieg gedreht hatte.
Nach dem frühen Rückstand hatte Wattenscheid gute Chancen mit einem Pfostentreffer nach einem Freistoß von Nico Lucas und einer Hundertprozentigen von Felix Casalino, der freie Bahn hatte, den Torwart umkurvte, aber das Tor nicht traf.
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Auf der anderen Seite musste Jeffrey Malcherek einen Konter an der Mittellinie per Foul unterbinden und unmittelbar vor der Pause traf Lars Schardt die Latte. Zuvor hatte Schmitz nach Ablage von Casalino ausgeglichen. Sieben Minuten nach Wiederanpfiff traf er auf Vorlage von Canbulut zum zweiten Mal – die Führung reichte, auch wenn Erndtebrück in den Schlussminuten alles nach vorne warf.
Mit einem Heimsieg macht Wattenscheid 09 den Aufstieg klar
Nicht ganz unwichtig danach: Auch Paderborn II hatte seine Hausaufgaben gemacht und die Sportfreunde Siegen deutlich mit 3:0 geschlagen. Die Ostwestfalen sind mit 57 Punkten Dritter, während Rhynern (56) auf Rang vier abgerutscht ist. Wattenscheid hat 58 Zähler, Kaan-Marienborn (62) ist uneinholbar Erster, hat außerdem den Einzug in den DFB-Pokal perfekt gemacht.
Die Lage ist klar: Ein Sieg, und die Regionalliga-Rückkehr rundet das wohl schönste Kapitel der jüngeren Vereinsgeschichte ab. Dagegen scheinen die mit Ach und Krach geschafften Klassenerhalte der vergangenen Jahre in der Gesamtheit ihrer Bedeutung nur noch schmückendes Beiwerk. Noch vor gut zweieinhalb Jahren hatte der Verein – klinisch tot – sich in die regelnden Hände der Justiz begeben und Insolvenz angemeldet. Dann der Neuaufbau. Bloß nicht wieder Schulden machen. Diesmal soll alles von mehreren Schultern getragen sein.
Pozo y Tamayo: „Ein Verdienst von allen, die sich in diesem Klub engagieren“
Einer derjenigen, die die Stunde Null der Schwarz-Weißen erlebte und dafür sorgte, dass die Geschichte des traditionell klammen und kriselnden Klubs fortgeführt wurde, ist Christian Pozo y Tamayo. Der Sportvorstand hätte damals wohl nur verständnislos mit dem Kopf geschüttelt, hätte ihm jemand die Vision von der Chance des Regionalliga-Aufstiegs an die bröckelnde Fassade des Lohrheidestadions gezeichnet.
„Grundsätzlich ist die ganze Entwicklung, egal ob es am Ende reicht oder nicht, ein Verdienst von allen, die sich in diesem Klub engagieren. Egal ob in kurzen Hosen auf dem Platz oder mit Ordnerweste in der Kurve“, so der Funktionär auf der Rückfahrt aus Erndtebrück.
Wesentlich optimistischer als der Sportvorstand war während der vergangenen Spielzeiten Mittelfeldakteur Nils Hönicke. Der 28-Jährige wird seinen Herzensklub nach dem Spiel am Montag verlassen. In seiner letzten Partie kann er mit der SGW aufsteigen: „Ich habe es vor Monaten gesagt, die Mannschaft hat bis heute dran geglaubt und der Verein hat alles dafür getan“, sagt er.
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Für einige Fans jedenfalls ist klar: Am Montag macht sich der Traditionsverein wieder zum Regionalligisten. Im Forum in einem sozialen Netzwerk startete ein Mitglied eine Umfrage und wollte dabei wissen, ob die SGW den Aufstieg wohl packe. Neben drei ausschließlich bejahenden Antworten gab es eine, die auf Rang zwei landete. Die richtete sich gleichzeitig wie eine Ansage an die Organisatoren des letzten Saisonspiels: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist.“
So haben sie gespielt:
TuS Erndtebrück - Wattenscheid 09 1:2 (1:1)
SG Wattenscheid 09: Staudt - Kaminski (64. Yesilova), Malcherek, Esser, Schurig - Sindermann, Lucas - Canbulut (89. Arifi), Schmitz (81. Schmitz), Yildiz - Casalino (73. Lerche)
Schiedsrichter: Thorsten Milde (Langschede)
Tore: 1:0 Schardt (6.), 1:1 Schmitz (28.), 1:2 Schmitz (52.)
Zuschauer: 280
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