Wattenscheid. Wattenscheid 09 hat es geschafft. Der Ex-Bundesligist gewinnt sein letztes Heimspiel vor über 6000 Zuschauern und steigt in die Regionalliga auf.
Die SG Wattenscheid 09 hat es geschafft! Keine drei Jahre nachdem der ehemalige Bundesligist Insolvenz anmelden musste und sich vorübergehend aus dem Spielbetrieb musste, ist der Verein zurück in der Fußball-Regionalliga. Emre Yesilova und Dennis Lerche waren die Torschützen beim entscheidenden 2:0 gegen Rheine.
Und der Club ist nicht nur sportlich zurück an der Grenze zwischen Amateur- und Profifußball – auch die Euphorie rund um den Verein ist riesig: 6243 zahlende Fans kamen am Pfingstmontag am letzten Spieltag der Oberliga Westfalen ins Lohrheidestadion, um das entscheidende Spiel gegen den FC Eintracht Rheine zu sehen, mehr waren es zuletzt 2019 – damals hieß der Gegner im „Retter-Spiel“ FC Schalke 04.
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Große Euphorie vor Wattenscheid-Spiel: Anstoß halbe Stunde später
Die Verantwortlichen um Sportvorstand Christiany Pozo y Tamayo, Trainer Christian Britscho und natürlich die Mannschaft haben offenbar geschafft, dass dem Verein die vielen Enttäuschungen der Vergangenheit verziehen sind – die Krönung war das große Aufstiegsfinale am Pfingstmontag. Wegen des großen Andrangs wurde das Spiel fast eine halbe Stunde später angepfiffen als geplant, auf den Tribünen und in der geöffneten Kurve blieben wenige Plätze frei.
Unmittelbar vor dem Spiel hatte die SG Wattenscheid bestätigt, dass Emre Yesilova seinen Vertrag an der Lohrheide verlängert hat. Die dritte Vertragsverlängerung nach Kapitän Norman Jakubowski, der nach Verletzungspause gegen Rheine wieder auf der Bank saß, und Marvin Schurig, der das Team am Montag als Kapitän aufs Feld führte.
Die Anfangsphase gehörte den Wattenscheidern, schon nach wenigen Minuten hatte Felix Casalino die Riesenchance aufs 1:0, vergab aber frei vor Rheine-Torwart Watta, spitzelte den Ball am Außenpfosten vorbei. Auch wenn Rheine das Spiel mit der Zeit ausgeglichener gestaltete, wäre eine Wattenscheider Führung zur Halbzeit verdient gewesen, aber Abschlüsse aus guten Positionen unter anderem von Yesilova, Schmitz und nochmal Casalino wurden geblockt oder gingen daneben. Mit Applaus ging es in die Kabinen.
Als die Teams aus der Kabine kamen, war die Ausgangslage im Aufstiegsrennen etwas klarer: Sowohl Westfalia Rhynern als auch die U21 des SC Paderborn, deren Spiele deutlich eher angefangen hatten, lagen in Führung und bewahrten damit ihre Aufstiegschance, so dass alle Wattenscheider wussten, dass ein Unentschieden gegen Rheine nicht reichen würde.
So begann 09 auch Hälfte zwei offensiv, nach Dribbling von links zog Emre Yesilova ab aufs kurze Eck, aber Watta hielt – da war nicht mal eine Minute in Durchgang zwei gespielt. Gute fünf Minuten später war der Ball dann endlich drin: Yesilova ging links auf der Grundlinie entlang und wurde gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte er selbst: Kein Halten mehr im Lohrheidestadion.
Emre Yesilova bringt Wattenscheid 09 in Führung
Die bengalischen Feuer im Fanblock waren noch nicht abgebrannt, da setzten die mehreren Tausend im Stadion schon wieder zum Torjubel an: Casalino traf ganz frei nach Querpass von Schmitz aber nur den Pfosten. Es bleib beim 1:0 – und eine spannende Schlussphase wartete.
Eine Viertelstunde vor Schluss brachte 09-Trainer Britscho Dennis Lerche für Felix Casalino, Lerche wurde mit Applaus und „Bulle, Bulle“-Rufen aus dem Fanblock begrüßt – zuletzt hatte er als Joker wichtige Tore gegen Paderborn, Siegen und in Dortmund erzielt. Ein Signal, dass der Coach nicht einfach das Ergebnis halten wollte. Auch Tim Kaminski kam für den bis dahin einzigen Torschützen Emre Yesilova.
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Rheine startete einige vorsichtige Angriffsversuche, wurde aber nicht gefährlich – dann beendete Joker Lerche die Spannung: Er luchste dem gegnerischen Torwart den Ball ab, schob den Ball aus 20 Metern ins leere Tor und sorgte für erneute Jubelstürme, die bis zum Schlusspfiff anhielten: „Nie mehr Oberliga“, sangen die Fans und Trainer Britscho wechselte noch ein weiteres Mal: Unter großem Applaus betrat Nils Hönicke das Feld, der seine Karriere auf diesem Niveau nach der Saison beenden wird und seinen Herzensverein Wattenscheid 09 verlässt, stattdessen bald für Grün-Weiß Mauritz in der Kreisliga auflaufen wird.
„Wir können aufsteigen“, hatte Hönicke der WAZ früh in der Saison gesagt – dieser Traum wurde ihm und mehr als 6000 anderen Wattenscheidern am Pfingstmontag erfüllt.
Den Live-Ticker der RevierSport-Kollegen zum Nachlesen geht es hier:
Wattenscheid - Rheine 2:0
Mannschaft und Verantwortliche hatten es wieder geschafft, Fußball-Begeisterung rund ums Lohrheidestadion zu entfachen: Das entscheidende Spiel wurde wegen des großen Andrangs eine Viertelstunde später angepfiffen. Schon um 13.30 Uhr öffnete die SG 09 die Stadiontore, schon da bildeten sich lange Schlangen – um 14.20 Uhr standen viele Menschen auf dem gesamten Parkplatz vorm Haupteingang sowie ein langes Stück der Lohrheidestraße entlang, bis zur Geschäftsstelle des Vereins an der anderen Ecke des Stadions.
Um kurz nach drei waren die Schlangen nicht kürzer. Der Ausweichparkplatz auf dem Ascheplatz von RW Leithe füllte sich ebenfalls früh.
Rund 2000 Karten hatte der Verein schon im Vorverkauf abgesetzt. Die 5000er-Marke wurde deutlich übertroffen – sowohl die Haupttribüne als auch die Stehtribüne als auch die Kurve waren schon eine halbe vor dem Spiel mindestens gut gefüllt, einige Blöcke quasi voll besetzt. Auch die Polizei war mit einem verstärkten Aufgebot vor Ort.
Auch das Wetter spielte mit: Während am Montagmittag über Bochum dunkle Regenwolken aufzogen, strahlte in Wattenscheid kurz vor Anpfiff noch die Sonne.
Für das entscheidende Spiel der Saison bot Christian Britscho diese Mannschaft auf: SG Wattenscheid 09: Staudt – Shurig, Esser, Malcherek, Sindermann – Lucas, Schmitz – Yesilova (78. Kaminski), Canbulut (86. Hönicke), Yildiz (86. P. Britscho) – Casalino (75. Lerche).
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Eine weitere gute Nachricht: Unmittelbar vor dem Spiel hatte die SG 09 bestätigt, dass wie von dieser Redaktion vorab berichtet, mit Emre Yesilova ein weiterer Leistungsträger seinen Vertrag verlängert – so wie zuvor schon die beiden Kapitäne Norman Jakubowski und Marvin Schurig.