Porto Alegre. Eine Große Ehre für Christoph Kramer: Der 23-Jährige von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach sammelte gegen Algerien seine ersten WM-Minuten. In Hinblick auf das Viertelfinale gegen Frankreicht am Freitag warnte Kramer: “Das wird nicht einfach.“

In helles Licht getaucht wartete der Mannschaftsbus vor dem Stadion Beira-Rio in Porto Alegre. Etwas abseits der Scheinwerfer stand Christoph Kramer mit seinem Rollköfferchen an der Hand und telefonierte. Aufgekratzt wanderte er um sein Köfferchen herum und herum und herum. Es ist nicht schwer zu erahnen, dass es sich um Telefonate erfreulichen Hintergrunds handelte, denn der Mann im Halbdunkeln hatte seinen ersten Einsatz bei dieser Fußball-WM gefeiert und geholfen, den 2:1-Sieg gegen Algerien über die Zeit und Deutschland ins Viertelfinale zu bringen.

Damit war er nicht der Mann im hellsten Scheinwerferlicht, das waren Andre Schürrle und Mesut Özil, die in der Verlängerung die beiden Treffer erzielten. Das war gewiss auch Manuel Neuer, der Torwart, der so viele algerische Angriffe mit seinen beinahe halsbrecherischen Aktionen außerhalb seines Strafraums im Keim erstickte. Aber für Christoph Kramer, den Mann, der in der zweiten Halbzeit der Verlängerung eingewechselt wurde, war das ein großer Abend.

"Es war schwierig gegen eine algerische Mannschaft"

Lange Zeit hatte der Profi von Borussia Mönchengladbach „einem intensiv geführten Fußballspiel“ zugesehen und später nach dem Sieg war er „erleichtert, dass wir den Sieg über die Bühne bringen konnten“. Allzu große Kritik an dem Auftritt der Mannschaft wollte er nicht aufkommen lassen. „Wir müssen davon wegkommen zu sagen: Wir haben nur gegen Algerien gespielt, und wenn wir so gegen Frankreich auftreten, sind wir weg. Es war schwierig gegen eine algerische Mannschaft, die defensiv einen sehr guten Job gemacht hat.“

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Erst in der zweiten Halbzeit steigerte sich die deutsche Mannschaft, kam zu Chancen und nutzte diese dann in der Verlängerung, als Mittelfeld-Stratege Bastian Schweinsteiger mit Krämpfen auf dem Platz lag und ausgewechselt werden musste. Für ihn kam Kramer – und lieferte zumindest keine Gründe, ihm größeres Misstrauen entgegen zu bringen. „Ich sollte den Sieg über die Zeit bringen“, sagte Kramer, als er nach einem etwaigen Auftrag vom Bundestrainer befragt wurde: „Was hast du sonst für einen Auftrag? Der Bundestrainer kann ja nicht sagen: Mach’ ein Tor.“ Fast wäre ihm aber selbst das noch gelungen, das Zuspiel von Thomas Müller ließ ihn frei vor dem Tor auftauchen, doch sein Schuss war nicht platziert genug. Trotzdem: Kramer machte an diesem Abend einen bedeutenden Schritt in seiner Karriere und bei diesem Turnier. „Für mich persönlich ist es natürlich weltklasse, ich bin superglücklich, dass ich meine Minuten bekommen habe“, sagte Kramer.

Kramer lobt Frankreich

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Das nächste Spiel findet am kommenden Freitag in Rio de Janeiro gegen Frankreich statt. Eine schwere Aufgabe. „Ich habe eine hohe Meinung von ihnen. Sie sind die stabilste Mannschaft bisher, spielen tollen Fußball und haben gute Mischung aus Athletik und fußballerischem Können. Das wird nicht einfach“, sagt Kramer, der weiß, dass seine Chancen auf deutlich mehr Einsätze als bisher sehr gering sind. „Wenn Schweinis Krämpfe noch vier Tage anhalten, dann vielleicht. Aber das glaube ich nicht“, sagte er, lachte und verschwand im Halbdunkeln, um die Gratulationen per Telefon entgegen zu nehmen.