Porto Alegre. . Mit Ach und Krach besiegte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft Algerien und zog ins Viertelfinale ein. Die DFB-Elf hatte den 2:1-Sieg nach Verlängerung Torwart Manuel Neuer und “Joker“ André Schürrle zu verdanken.
Noten von 1,5 bis 5: Diskutieren Sie mit uns die Leistung der deutschen Mannschaft im WM-Achtelfinalspiel gegen Algerien.
Schürrle empfiehlt sich für die Startelf - Die Einzelkritik in der Übersicht
Manuel Neuer: „Franz Beckenneuer“, „Der neue Libero“, „Deutschlands bester Sechser“ – es gibt viele Möglichkeiten, diese bemerkenswerte Kamikaze-Leistung des deutschen Torhüters zu beschreiben. Seine konfusen Vorderleute zwangen ihn zu vielen, vielen riskanten Ausflügen, die er alle bravourös bewältigte. Ab der 15. Minute verbrachte der Keeper mehr Zeit außerhalb als innerhalb des Strafraums. Oft rettete er in allerhöchster Not – und mit einem präzisen Abschlag auf André Schürrle hätte er beinahe ein Kontertor eingeleitet (50.). Mit dieser risikobereiten Libero-Leistung setzte er Maßstäbe für die Torhüter der Zukunft. Erst in der allerletzten Szene vermieste ihm Djabou das "Zu-Null-Spiel". Note: 1
Shkodran Mustafi (bis 70.): Das war ein schwarzer Tag für den Abwehrspieler, der kurzfristig ins Team rückte, dann aber bis zur 35. Minute alles falsch machte und schließlich verletzt rausmusste. Was alles schlecht lief? Seine Flanken flogen ins Niemandsland, ein Einwurf sogar ins Toraus (12.), in der Anfangs-Viertelstunde gewann er keinen Zweikampf, in der 18. Minute stand er bei Faouzi Ghoulams Torchance falsch. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde er von seinen Mitspielern ignoriert. Zweimal bekam er den Ball doch – zunächst in der 35. Minute, als er den Ball auf den Kopf von Thomas Müller flankte. Nach der Pause wehrte Torwart Rais M’Bohli seinen Kopfball sicher ab (49.). Note: 5
Per Mertesacker: In der zunächst sehr schwachen Viererkette war er noch der stabilste Deutsche. Das lag aber nicht an besonders vielen gewonnenen Zweikämpfen oder herausragenden Spielaufbau-Ideen. Er bolzte einfach nur blind den Ball nach vorn und damit weg vom eigenen Tor. In der chaotischen ersten Halbzeit kein schlechter Einfall. Ein ständiger Unsicherheitsfaktor blieb er aber, weil er viel langsamer war als die schnellen algerischen Konterstürmer. Note: 4
Jerome Boateng: Weil der erkrankte Mats Hummels fehlte, durfte der Münchener auf seiner Lieblingsposition im Abwehrzentrum verteidigen. Dass er diese Position gut beherrscht, zeigte er erst ab der 20. Minute. Vorher rannte er oft hinterher, verstand sich überhaupt nicht mit Linksverteidiger Benedikt Höwedes. In der 118. Minute gewann er ein Laufduell gegen Islam Slimani - das war seine beste Szene. Note: 4
Benedikt Höwedes: Dass der Schalke-Kapitän kein gelernter Linksverteidiger ist, dürften nach der WM-Vorrunde sogar Deutschlands Fußball-Laien wissen. Nach dem Achtelfinale hat es sich wohl weltweit herumgesprochen. In der ersten Hälfte hatte er die schwächste Zweikampfbilanz aller deutschen Spieler. In der 14. Minute schaute er Sofiane Feghouli hinterher – nur mit Glück geriet die DFB-Elf nicht in Rückstand. Nach der Pause verbesserte er seine Zweikampfbilanz. Auf Zaubereien in der algerischen Hälfte verzichtete er. Gut so. Note: 4,5
Philipp Lahm: Erst ab der 46. Minute zeigte der Kapitän, dass er sich im Mittelfeld-Zentrum schneller fortbewegen kann als mit 10 km/h Jogging-Geschwindigkeit. Erst dann wurde er zum Organisator des DFB-Teams. In der 55. Minute hätte sogar beinahe getroffen, doch M’Bohli lenkte seinen Schuss mit einer Glanztat noch um den Pfosten. Nach Shkodran Mustafis Auswechslung rückte er auf die rechte Abwehrseite und sorgte dort für die nötige Stabilität. Note: 3,5
Bastian Schweinsteiger (bis 109.): Er blieb in der Startelf, kam zu vielen Ballkontakten und hatte als einziger deutscher Spieler eine gute Passquote. Richtig effektiv wurde er in der 14. Minute, als M’Bohli beide Fäuste benötigte, um seinen knallharten 20-Meter-Schuss abzuwehren, und in der 90. Minute, als er per Kopf an M’Bohli scheiterte. Note: 4
Toni Kroos: Fünf Fehlpässe in der ersten Halbzeit spielte der Münchener wohl zuletzt in der F-Jugend. Tempowechsel? Positionsspiel? Risikopässe? Nichts glückte dem in der Vorrunde so versierten Strategen. In der 29. Minute sprang ihm sogar der Ball vom Fuß. Erst kurz vor der Pause hatte er zwei gute Ideen und schoss den Ball aus 25 Metern Entfernung gefährlich aufs Tor (41./43.). Nach dem ersten Seitenwechsel steigerte er sich weiter und leitete die Chancen von Shkodran Mustafi (49.) und Philipp Lahm (55.) ein. Note: 4
Mesut Özil: In der vorletzten Szene des Spiels entschied er das Achtelfinale und donnerte den Ball zum 2:0 ins algerische Tor. Schon vorher setzte er ab und an seine Technik ein. Seinen Heber konnte Torwart M’Bohli gerade noch zur Ecke lenken (24.). 13 Minuten später klatschte M’Bohli seinen Schuss nur ab. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, was der Arsenal-Regisseur unter „Verteidigen“ versteht. In der 18. Minute trabte er dem Algerier Faouzi Ghoulam so aufreizend hinterher, dass der im Strafraum frei zum Schuss kam. Nicht nur in dieser Szene verschenkte er so leichtfertig den Ball, dass der Eindruck. Note: 3,5
Mario Götze (bis 46.): Als er in der 32. Minute am eigenen Strafraum einen Freistoß durch ein saudummes Foul verursachte, hatte Bundestrainer Joachim Löw schon genug vom Münchener Techniker a. D. gesehen. Löw wollte ihm wohl nur eine Auswechslung noch in der ersten Hälfte ersparen. Deshalb hatte er noch die größte deutsche Chance in der ersten Hälfte, als er per Abstauber an Torwart M’Bohli scheiterte (41.). Das war's mit dem Stammplatz bei der WM. Note: 5
Thomas Müller: 80 Minuten lang lief der Torjäger auch rum auf dem Spielfeld – mal hier, mal dort, aber eher nicht in Ballnähe. Dann hatte er zwei Riesenchancen innerhalb von 120 Sekunden – erst mit dem Kopf (81.), dann mit dem rechten Fuß (82.). Beide vergab er. In der Verlängerung legte er dann das 1:0 vor (92.). Zuvor hatte er noch unfreiwillig für den komischsten deutschen Moment in einem komischen Spiel gesorgt, als er bei einem Freistoß ausrutschte. Note: 3
André Schürrle (ab 46.): Mit der Hacke schoss er die deutsche Mannschaft ins Viertelfinale der WM! In der 92. Minute verwertete er den Querpass von Thomas Müller. Schon vorher hatte er sich mit einem couragierten Auftritt für einen Einsatz in der Startelf empfohlen. Er wirkte viel munterer als der phlegmatische Mario Götze in der ersten Hälfte. Direkt nach seiner Einwechslung hatte er schon seine erste Chance (48.). Note: 2
Sami K
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hedira (ab 70.): Er kam für den verletzten Shkodran Mustafi, fügte sich gut ein und leitete Thomas Müllers Torchancen ein (81./82.). In der Verlängerung sprang ihm nach einer Ecke im eigenen Strafraum der Ball vom Fuß - das hätte der Ausgleich sein können. Note: 3
Christoph Kramer (ab 109.): Er kam für Bastian Schweinsteiger. Ohne Note