Bochum. Felix Bastians gehörte beim VfL Bochum in den vergangenen Wochen zu den wenigen Konstanten. Im Interview mit Radio Bochum sprach der Linksverteidiger über den Abstiegskampf in der 2. Bundesliga, die Torflaute beim VfL und seine Karriere, die auch in Bochum begann.
8 Uhr morgens in der Bochumer Innenstadt. Während die City erst langsam wach wird, steht Felix Bastians schon am Mikro und steht Rede und Antwort. Sein erster Besuch bei Radio Bochum. Trotzdem bleibt der Bochumer Junge ruhig und gelassen.
Würden Sie persönlich darauf wetten, dass der VfL nicht mehr in Abstiegsnot gerät in dieser Saison?
Felix Bastians: Ich glaube nicht, dass wir da noch reinkommen - wir sind schon mittendrin. Wenn man als 15. der Tabelle da steht, braucht man nicht zu fragen, ob man noch rein gerät in den Abstiegskampf. Da muss man zusehen, dass man noch die nötigen Punkte sammelt. Unsere Situation ist aber trotzdem so, dass wir nicht mehr auf andere schauen müssen, alles noch selber in der Hand haben. Die Situation in Dresden oder Cottbus ist etwas prekärer. Wir können uns voll und ganz auf uns konzentrieren.
Letzte Woche in Paderborn war es ein merkwürdiges Spiel. In der ersten Halbzeit hat der VfL ordentlich gespielt und geführt, dann am Ende noch 1:4 verloren. Was musste sich die Mannschaft danach alles anhören?
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Bastians: Das war natürlich sehr schwierig für uns. Wir hatten in der Halbzeit darauf hingewiesen, dass wir vor dem Sechzehner, besonders bei Mahir Saglik, nicht gefährlich in die Zweikämpfe gehen, weil das ein Spieler ist, der jedes Mal fällt, als ob ihn einer erschossen hat. Eins der Fouls, das gepfiffen wurde, war dann auch keins. Aber im Endeffekt muss man sehen, dass es drei Standardtore waren. Die Freistöße waren sehr gut getreten. Es war nicht so, dass wir abgeschlachtet worden sind. Paderborn hat seine Chancen einfach genutzt. Trotzdem hätten wir natürlich viel besser spielen müssen.
Sie sind seit dem Sommer beim VfL. Haben Sie es sich leichter vorgestellt?
Bastians: Nein. Für mich persönlich läuft ja auch alles sehr gut. Bis auf die Hinrunde, wo ich lange verletzt war, darf ich jetzt wieder regelmäßig spielen, ich darf zu Hause wohnen. Es gibt für mich eigentlich kaum was Schöneres.
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Beim VfL wird viel diskutiert über die Ladehemmung der Stürmer. Sie spielen hinten. Ist das gut, dass man die Verantwortung für das Toreschießen im Moment nicht hat?
Bastians: Ich würde auch gern vorne spielen, wäre gar kein Problem.
Wären Sie dann treffsicherer?
Bastians: Das weiß ich nicht, das müsste man dann herausfinden. Ich glaube aber, dass unsere Stürmer, vor allem Richie (Richard Sukuta-Pasu, Anm. d. Red), das Potenzial haben, eigentlich alle Möglichkeiten haben, herausragende Stürmer dieser Liga zu sein. Aber sie müssen es halt abrufen. Am besten Montag. Es wird Zeit.
Einer, der ebenfalls hätte für Tore sorgen könne, hat sich, salopp gesagt, aus dem Staub gemacht: Ken Ilsö. Ihr Trainer Peter Neururer hat ihn kürzlich als "miesen Charakter" bezeichnet. Wie wird darüber denn in der Mannschaft diskutiert?
Bastians: Eigentlich gar nicht mehr. Ich glaube aber, dass keiner in der Mannschaft Probleme mit ihm hatte. Deswegen ist das Sache des Trainers und des Vorstands, sich über Ken zu äußern. Von unserer Seite gibt's da eigentlich keine Probleme.
Bastians halt Vereinstreue wie bei Schwenken für wünschenswert
Die große Nachricht der letzten Woche war, dass Ansgar Schwenken den Verein verlässt, nach über 20 Jahren beim VfL. Hat Sie diese Nachricht auch überrascht?
Bastians: Ja, ein bisschen schon. Aber wir konzentrieren uns vor allem auf das, was auf dem Platz ist. Und ich habe jetzt nicht 20 Jahre mit ihm zu tun gehabt, sondern nur ein Jahr. Von daher ist es nicht meine Aufgabe, mich dazu zu äußern.
20 Vereinstreue - Zieht man da auch als Profi den Hut oder ist so etwas nicht mehr zeitgemäß?
Bastians: Doch, klar, das ist schön, das ist wünschenswert. Wenn es für beide Seiten wirklich über einen so langen Zeitraum passt, ist das wirklich eine schöne Vorstellung. Ich glaube, das würden viele Leute gerne machen. Aber es ist im Fußball leider nicht immer möglich. Sei es wegen des finanziellen Rahmens oder wegen der sportlichen Perspektive. Deswegen kann man vor einer so langen Zusammenarbeit nur den Hut ziehen. Das ist sicherlich etwas, das ich mir auch wünschen würde.
Sie selbst sind derzeit von Hertha BSC an den VfL ausgeliehen. Also geht es nächste Saison wieder zurück in die erste Liga?
Bastians: So wie es aussieht, schafft Hertha ja den Klassenerhalt. Es geht dann erst mal dahin zurück, da habe ich auch noch einen sehr langfristigen Vertrag. Deswegen wird es jetzt keine allzu kurzfristige Entscheidung geben.
Aber in Bochum zu bleiben, ist eine Option?
Bastians: Das ist immer eine Option. Zwei große Vorteile, die der VfL natürlich hat, sind, dass ich hier geboren bin und aus der Region stamme, und dass Peter Neururer hier ist. Ein Trainer, der mir sehr viel Vertrauen entgegen bringt und deswegen natürlich auch Einfluss darauf hätte, wenn ich bleiben sollte.
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Bei den Verantwortlichen des VfL und natürlich auch bei den Fans hört man immer wieder, der VfL gehört eigentlich in Liga eins. Wie realistisch ist das im Moment?
Bastians: Ich glaube, dass der VfL eine Menge Möglichkeiten hat und viele Bereiche, die erstklassig sind. Wenn man unsere Trainingsbedingungen nimmt, unsere Kabinen, das Stadion, unsere Fans. Aber es natürlich auch so, dass wenn man den Etat immer weiter reduzieren muss, nicht realistisch vom Aufstieg sprechen kann. Ich glaube, dass wir diese Saison mit Platz acht bis zwölf ein realistisches Saisonziel haben, das immer noch zu erreichen ist. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch schaffen werden.
Rückkehr nach England wäre für Bastians denkbar
Sie sind mit 17 aus der Jugend des BVB nach Nottingham gegangen. Wie viel Mut gehörte zu diesem Schritt?
Bastians: Ich glaube schon eine ganze Menge. Man kommt ja in ein neues Umfeld, muss die Sprache lernen. Aber die Bedingungen da waren wirklich super. Nicht nur sportlich, sondern auch schulisch. Das war definitiv auch eine Bedingung. Aber am Ende war es wirklich eine wichtige Erfahrung. Sportlich und auch menschlich. Ich hatte da vier sehr gute Jahre.
Wäre England noch mal ein Ziel für sie als Spieler?
Bastians: Auf jeden Fall. Die Vereine dort, die Stadien, die Fans - das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Eigentlich ist jedes Spiel unvergesslich.
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Ihr Vater war ein guter Sprinter, auch ihr Bruder ist ein guter Leichtathlet. Wie schwer wurde es Ihnen gemacht, nicht in die Leichtathletik zu gehen?
Bastians: Da gab es überhaupt keinen Druck. Mein Bruder hat ja auch erst Fußball gespielt, sogar ziemlich gut, und hat sich erst später umentschieden. Meine Eltern waren nicht diejenigen, die da Druck ausgeübt hätten. Da gibt es ganz andere, die am Rand stehen und rumbrüllen. Es ist einfach eins zum anderen gekommen. Und es ist ein großes Glück, dass ich jetzt Fußballer bin.
Bastians glaubt nicht an Heimfluch - "Egal, wo wir die Punkte holen"
Jetzt geht's am Montag in Bochum gegen Greuther Fürth. Das wird eine harte Nuss. Zumal der VfL ja zu Hause ein bisschen durchhängt. Wie lässt sich diese Heimschwäche erklären? War die Erwartungshaltung zu groß? Der VfL will zu Hause wieder eine absolute Macht werden.
Bastians: Ja, das wäre natürlich schön. Das wollen, glaube ich, viele Mannschaften in dieser Liga. Wenn man jetzt das Beispiel St. Pauli nimmt, eine Mannschaft aus den Top fünf, die haben zu Hause auch ganz große Probleme, weil sich die meisten Mannschaften in dieser Liga leichter tun, das Spiel nicht zu machen. Da gehören wir auch zu. Das haben wir im Heimspiel gegen den 1. FC Köln gesehen. Eine Mannschaft, die normalerweise das Spiel macht, wo wir uns dann auf unsere Stärken besinnen und das Spiel gewinnen konnten. Montag kommt wieder so ein Gegner. Und ich bin überzeugt davon, dass das eine Aufgabe ist, die wir lösen können.
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Hängt das denn in den Köpfen der Spieler, dass es zu Hause, zumindest ergebnismäßig, nicht so rund läuft?
Bastians: Nein, mir ist es eigentlich egal, wo wir die Punkte holen. Es wäre natürlich schöner, wenn wir das zu Hause tun würden, wenn das Stadion dann dadurch voller wird. Aber letztendlich ist es egal, wo wir die Punkte holen, solange wir sie holen. ich würde mich natürlich freuen, wenn wir am Montag damit anfangen.
Sie haben viele Stadien gesehen, in Deutschland und in ganz Europa. Hat das Rewirpower-Stadion was Spezielles?
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Bastians: Das ist ein sehr schönes Stadion, ein Super-Fußballstadion. Die Zuschauer sind sehr nah dran. Die Stimmung, besonders wenn es voll ist wie gegen Köln oder gegen Düsseldorf, ist exzellent. Auch wenn es mal nicht so läuft, sind die Fans eigentlich immer da. Der Platz ist in einem Superzustand. Das ist schon ein Stadion, wo es Spaß macht Fußball zu spielen.