Gelsenkirchen. Eine neue Mittelstandsanleihe soll Schalke zukunftsfähig machen. Die Wertpapiere sollen an der Börse gehandelt werden. Ein Geschäft mit Risiken. Der Wert der Schalke-Anleihe kann schwanken, je nachdem, wie sich das Geschäft der Kicker entwickelt.

Auf Umwegen bringt es der Fussballclub Schalke 04 nun doch an die Börse. Doch leider könnte der Zeitpunkt für den Sprung an den Markt kaum schlechter gewählt sein. Nach Monaten des Booms für Anleihen aus dem Mittelstand mit Renditen von sieben oder mehr Prozent überschatten nun erste Pleiten das Image des Segments. Börsenbetreiber klagen bereits über eine Flaute.

Dessen ungeachtet setzt der Bundesligist Schalke nun auf eine Anleihe, um frisches Geld zu finden. Das Angebot ist bestechend einfach: Die Schalke-Anleihe hat eine Laufzeit von sieben Jahren und einen Zinssatz von 6,75 Prozent. Noch bis zum 8. Juni können Anleger das zu je 1.000 Euro gestückelte Wertpapier zeichnen. „Die neue Anleihe ist ein wichtiger Baustein unseres Zukunftskonzepts. In zehn Jahren soll der FC Schalke 04 weitestgehend schuldenfrei sein“, sagt Schalkes Finanzvorstand Peter Peters.

Sein Club hat Erfahrung mit Anleihen. Etwa mit der Fananleihe, bei der sich Schalke bei Kickervernarrten Unterstützern fast 11 Millionen Euro geliehen hat. Oder mit einer „addidas-Anleihe“ über 12,7 Millionen Euro, bei der die zukünftigen Einnahmen aus dem Ausrüstervertrag mit Addidas verpfändet wurden. Und natürlich mit der so genannten Schechter-Anleihe, bei der über eine Schachtelkonstruktion internationale Investmentfonds den deutschen Fußballern gut 85 Millionen Euro Millionen gaben.

Wert der Schalke-Anleihe kann schwanken

In der Vergangenheit konnten die Schalker Anleihen nicht frei gehandelt werden. Das soll sich nun ändern. Wer die neue Schalke-Anleihe kauft, muss nicht bis zum Ende der Laufzeit warten, um sein Geld wiederzusehen, sondern er kann die Anleihe auch über die Börse verkaufen.

Ein Geschäft mit Risiken: Der Wert der Schalke-Anleihe kann schwanken, je nachdem, wie sich das Geschäft der Kicker entwickelt. Und es besteht die Gefahr des Totalausfalls, denn die Anleihe verfügt über keine Sicherheit. Kann Schalke keine Zinsen zahlen, oder am Ende der Laufzeit den Nennbetrag nicht erstatten, gehen die Besitzer der Anleihe leer aus.

Mehr noch: Im Wertpapierprospekt der Schalke-Anleihe heißt es, dass auch nicht „sichergestellt“ werden könne, dass sich „ein Markt“ für die Anleihe entwickelt. Sprich: es könnte sein, dass es nicht genug Käufer für die Schalke-Papiere gibt. In diesem Falle blieben Verkaufwilligen auf ihren Anleihen sitzen oder könnten sie nur unter schweren Verlusten abstoßen, egal, wie viel Geld sie für die Schalke-Anleihe gezahlt haben.

Geldfluss hängt vom sportlichen Erfolg ab 

Doch das ist nicht das einzige Risiko. Schalke hat sich für die Anleihe ein Rating von der unabhängigen Agentur „Creditreform“ geben lassen. Das liegt mit „BB“ ähnlich hoch, wie das Rating Portugals oder Costa Ricas. Das Rating beziffert die Kreditwürdigkeit von Firmenwerten. „BB“ bezeichnet im englischen eine Anleihe die „speculative“ ist. Creditreform hat das Wort „speculative“ in ihrem Rating übersetzt mit: „mittleres Insolvenzrisiko – befriedigende Bonität“.

Die Gefahr liegt in Schalkes Geschäft. Der Geldfluss hängt direkt vom sportlichen Erfolg ab. Läuft es gut, boomt die Kasse. Läuft es richtig schlecht, mit Abstieg in die zweite Liga, kann dies „mittelfristig bis zur Insolvenz führen", heißt es im Wertpapierprospekt.

Im vergangenen Jahr lief es gut. Laut Geschäftsbericht hat das Gesamtunternehmen Schalke mitsamt aller Tochterfirmen einen Umsatz von 224 Millionen Euro gemacht. Der Gewinn lag bei 4,9 Millionen Euro. Ein Erfolg.

Die einzigen bitteren Tropfen: trotz Rekordumsatz ging der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Und: Schalke konnte nur einen Gewinn ausweisen, weil Manuel Neuer für einen zweistelligen Millionenbetrag nach Bayern München verkauft wurde. Ohne diesen Deal hätte Schalke einen Verlust ausweisen müssen.

Gute Prognose für neue Schalke-Saison 

Auch auf weitere Risiken werden die Anlagezeichner im Wertpapierprospekt hingewiesen. So weißt Schalke in einer Konzernbilanz, die alle Tochterfirmen des Clubs umfasst, eine bilanzielle Überschuldung in Höhe von 66 Millionen Euro aus. Diese Überschuldung löst keine sofortige Zahlungsunfähigkeit aus, erklärt Professor Georg Bitter von der Universität Mannheim. „Die bilanzielle Überschuldung ist nur ein Warnsignal.“ Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die bilanzielle Überschuldung bedeutet, dass die gebuchten Vermögenswerte nicht mehr ausreichen, die gebuchten Schulden zu decken. Allerdings könnten laut Professor Bitter immer noch verborgene stille Reserven gehoben werden, die bislang nicht bilanziert sind. Zudem hat die Überschuldung nichts mit der tatsächlichen Zahlungsfähigkeit zu tun. Solange absehbar ist, dass Schalke seine Rechnungen bezahlen kann, gilt Schalke nicht als Pleite gefährdet.

Trotzdem sollten gerade Käufer der Schalke-Anleihe sich für dieses Warnsignal interessieren. Die Prüfer von Creditreform schreiben nämlich in ihrem Bericht, im laufenden Geschäftsjahr gingen die Schalker von einem „merklich reduziertem Umsatz“ aus, sollte nicht noch ein lukratives Transfergeschäft gelingen.

Und mehr noch: sie sagen, auf Schalke werde sogar wieder mit einem Verlust gerechnet. Wie hoch dieser ausfallen könnte, dazu sagten die Schalker auf Anfrage nichts. Dafür sehen sie eine gute Prognose für die kommende Saison. Dank Champions League-Teilnahme stünden die Zeichen im kommenden Jahr wieder besser. Vielleicht auch wieder mit einem Gewinn unter dem Strich.

Das Geschäft im Fußball ist wechselhaft.