Gelsenkirchen. Viele Menschen haben Schmerzen im Rücken. Und so vielfältig die Beschwerden, so zahlreich sind auch die Ursachen dafür. Dr. Thorsten Rarreck, Orthopäde und Vereinsarzt des Fußball-Bundeslegisten Schalke 04 verrät, mit welchen Tricks man dagegen vorgehen kann und dass Ruckenschmerzen auch mit der Psyche zusammenhängen.

Wer kennt das nicht: Es zieht, zwickt und schmerzt im Rücken. Viele Menschen hierzulande haben Beschwerden in Nacken, Lende oder Kreuz. Warum das so ist und was zu tun ist, damit die Schmerzen wieder verschwinden, hat uns Dr. Thorsten Rarreck, Orthopäde und Vereinsarzt des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, erklärt.

Herr Dr. Rarreck, welche Ursachen kann Rückenleiden haben?

Dr. Thorsten Rarreck: Häufig entstehen Schmerzen durch immer dieselben Faktoren. Typische Auslöser für Rückenprobleme sind beispielsweise eine falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz, muskuläre Ungleichgewichte und Defizite der Muskeln in Bauch, Beinen, Rücken und Gesäß sowie Muskelverhärtungen, Fehlernährung und Stress.

Wie wirken sich Fehlernährung und Stress auf den Rücken aus?

Dr. Thorsten Rarreck: Eine nährstoffarme Ernährung kann zu einer erhöhten Stressanfälligkeit und oft auch zu einer Übersäuerung der Muskeln führen. Diese wiederum kann Muskelblockaden und Schiefstellungen zur Folge haben. Spätestens dann sind Schmerzen vorprogrammiert.

Kann man rechtzeitig vorbeugen und wenn ja, wie?

Dr. Thorsten Rarreck: Wer bisher schmerzfrei ist, kann mit wenigen, aber gezielten Übungen dazu beitragen, dass dies auch so bleibt. Neben ein wenig Krafttraining sind es vor allem kleine Veränderungen in der tägliche Routine, die den Rücken stärken. Wer viel am PC arbeitet, sollte zwischendurch öfter aufstehen, häufig die Sitzposition wechseln, vielleicht ein Stehpult installieren und die entsprechenden Muskelgruppen leicht dehnen. Das althergebrachte „Setz dich grade hin“ hat ausgedient. Und auch die rhythmischen Bewegungen beim Gehen oder Joggen sind gut für die Bandscheibe.

Diese Maßnahmen reichen, um den Rücken beschwerdefrei zu halten?

Dr. Thorsten Rarreck: Im Großen und Ganzen ja. Zu einem gesunden Rücken gehört jedoch auch ein gesunder Geist. Stressfreier leben kann man übrigens ebenfalls lernen. Techniken wie Muskelentspannung nach Jakobsen, Yoga oder autogenes Training sind nur drei Beispiele, seine Reaktionen auf Stress zu trainieren. Und achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance, nehmen Sie sich Zeit für sich. Auch dies hilft Ihrem Rücken.

Das sind gute Nachrichten. Gibt es weitere?

Dr. Thorsten Rarreck: Ja, etwa 80 Prozent der Rückenleiden lassen sich mit gezieltem Muskelaufbau lindern oder sie verschwinden ganz. Bei anhaltenden Schmerzen ist fachlicher Rat unabdingbar. Auch empfehle ich den Besuch einer Rückenschule, um die „Do´s and Dont´s“ kennenzulernen. Werden muskuläre Defizite festgestellt, kann man diesen durch wenige praktische Übungen entgegensteuern. Disziplin ist an dieser Stelle ein Schlüsselwort. Es kann je nach Patient durchaus mehrere Monate dauern, ehe die Maßnahmen den Schmerz verdrängen.

Tipps für einen gesunden Rücken im (Büro-)Alltatag

  • Immer mal wieder die Sitzposition wechseln.
  • Ab und zu innehalten und Ruhepausen einplanen.
  • Zwischendruch vom Bürostuhl aufstehen und sich bewegen.
  • Zusätzlich ein Stehpult nutzen.
  • Denn beim aufrechten Stehen ist der Druck auf die Bandscheiben nur etwa halb so hoch wie beim Sitzen.
  • Leichte Dehnungsübungen entspannen die Rückenmuskeln.
  • Bewusst die Muskeln anspannen (zum Beispiel nach Jakobsen).