Gelsenkirchen. Schalke-Sportchef Felix Magath kündigt Sparmaßnahmen bei den Gehältern an. Und ist bei allen Transfers gesprächsbereit - nur bei Torwart Manuel Neuer nicht.

Es gab noch belegte Brötchen und Kuchen auf Schalke, als Finanzchef Peter Peters gestern den Deal mit der GEW verkündete. Mit 25,5 Millionen Euro hilft die städtische Gelsenkirchener Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW) dem FC Schalke aus der größten Not. „Damit ist die laufende Saison 2009/2010 durchfinanziert”, erklärte Peters, wirkte erleichtert, und schob später hinterher: „Auch die kommende Saison und die nächsten Jahre sind für uns gesichert.”

Wirklich das Ende der großen finanziellen Klemme?

Zunächst einmal hat Schalke Zeit gewonnen: Der größte Druck ist aus dem Kessel, jetzt auf Teufel komm raus frisches Geld besorgen zu müssen – eventuell durch den Notverkauf eines wichtigen Spielers wie Klasse-Verteidiger Rafinha in der Winterpause. Sportchef Felix Magath saß neben dem Vorstandskollegen Peters, rührte in seinem Tee, und fasste zusammen: „Klar ist, dass wir nicht verkaufen müssen. Das ist die wichtigste Botschaft.” Das heißt aber nicht automatisch, dass Schalke auch nicht verkaufen wird.

Denn Schalke muss weiterhin von den enorm hohen Kosten herunter: Allein die Gehälter für den Spielerkader liegen bei rund 55 Millionen Euro pro Jahr. Magath kündigt an, dass es hier ganz gewaltige Einschnitte geben wird: „Spätestens zu Beginn der kommenden Saison wird sich unser Gehaltsvolumen deutlich reduzieren. Aber durch den Deal (mit der GEW) haben wir die Gelegenheit, das Ganze in Ruhe zurückzuführen.”

Denn im Sommer laufen die Verträge von teuren Spielern aus: Allen voran der von Torjäger Kevin Kuranyi, dessen Jahresgehalt auf 3,8 Millionen Euro geschätzt wird. Nach dem derzeitigen Stand hat Schalke nicht das Geld, um den Vertrag mit Kuranyi zu verlängern. Frühestens im Frühjahr, wenn vielleicht abzusehen ist, ob sich Schalke für den Europapokal qualifiziert und damit Zusatzeinnahmen generiert, kann Magath mit Kuranyi über einen neuen Vertrag reden. Gut möglich, dass Kuranyi (der ablösefrei wechseln kann) sich bis dahin schon mit einem anderen Verein geeinigt hat. „Man kann nicht alles haben”, sagt Magath dazu lakonisch, „es kann natürlich sein, dass uns ein Spieler verlässt, den wir eigentlich halten wollen.”

Am Fall Kuranyi wird deutlich, wie sehr Schalke darauf angewiesen ist, in der kommenden Saison wieder im Europapokal zu spielen. „Man muss die Entwicklung abwarten”, sagt Magath: „Die Erfolge, die im Moment von der Mannschaft eingespielt werden, waren so nicht eingeplant.” Schalke steht in der Bundesliga auf Platz vier, im Pokal im Viertelfinale, und hat durch den Einbau von jungen Talenten neue Werte im Spielerkader geschaffen. Doch niemand kann abschätzen, ob es so erfolgreich weiter geht. Ein Tanz auf dem Drahtseil.

Deswegen drohen auch nach wie vor Spielerverkäufe – wenn nicht in der Winterpause, dann zum Saisonende. Magath bestätigt: „Bis auf Manuel Neuer gibt es keinen, bei dem ich bei einem entsprechenden Angebot nicht sagen würde, dass er gehen kann. Aber dann müsste man eben entsprechenden Ersatz holen.”

Donnerstag atmete Schalke durch

Donnerstag atmete Schalke zunächst einmal durch. Der Klub hatte mit dem GEW-Deal „den ersten Schritt zur Neuausrichtung” (Peters) geschafft. Ob auch noch weitere Werte wie Marketing- oder Catering-Rechte verkauft werden, wollte der Finanzchef weder ausschließen noch ankündigen. In einem Punkt war er sich aber sicher: „Unsere Lizenz ist gesichert. Dem Nachlizenzierungsverfahren bei der DFL sehen wir gelassen entgegen.”