Essen. Das Etikett "Medienkampagne" bei der Berichterstattung über die Finanzkrise des FC Schalke 04 ärgert Manni Breuckmann. Die Radio-Legende hält das sogar für ein "Horrormärchen".

Als jemand, der ständig mit Sprache umgeht, regt es mich maßlos auf, wenn die schöne deutsche Sprache dazu missbraucht wird, Dinge zu verschleiern oder Ablenkungsmanöver zu veranstalten. In der Arbeitswelt beispielsweise wird von „Optimierung” gesprochen, und am Ende stehen die „Optimierten” auf der Straße; in der Politik bedeutet „Reform” fast nur noch, dem Bürger in die Tasche zu greifen.

Ähnliches gilt für das Etikett „Medienkampagne” bei der Berichterstattung über die Schalker Finanzkrise. Viele Fans – mit einigen wohltuenden nachdenklichen Ausnahmen in den Fan-Foren – und Vereinsverantwortliche unterstellen damit eine Zusammenrottung böswilliger Schreiber, die die zuletzt sportlich so erfolgreichen Blau-Weißen fertigmachen wollen. Was für ein naives Horrormärchen! Solche Verschwörungstheorien sollen nicht nur von den brisanten Fragen ablenken. Dahinter steckt auch ein Wunschbild des (Sport-)Journalisten, das ich im Fußball viel zu oft angetroffen habe. Der Berichterstatter soll sich an tollen Spielen berauschen und ansonsten den Präsidenten und seine Mitstreiter mit der Feststellung zitieren: „Die Lage ist nicht einfach, aber wir haben alles im Griff.”

Komplizierte Faktenlage

Sicher: Die Faktenlage auf Schalke ist kompliziert, die Gerüchteküche dampft, und die Offiziellen nebeln vor sich hin. Das kann zu inhaltlich wackeligen journalistischen Schnellschüssen verführen. Der überwiegende Teil der Berichterstattung ist jedoch um Seriosität bemüht. Dass die Schalker Finanzakrobaten dabei nicht gut wegkommen, kann ja wohl kaum den Journalisten angelastet werden. Der klügste Kopf auf Schalke gehört derzeit Felix Magath. Er fordert öffentlich „Transparenz”, hat also begriffen, wohin der Schalker Hase jetzt laufen muss. Wann kommt die große Schalker „Finanzkrisen-Pressekonferenz”, auf der Tönnies, Peters und Magath die Fakten zusammenhängend darstellen? Danach müsste man sich vielleicht nicht mehr in die Anprangerung vermeintlicher „medialer Panikmache” flüchten.