Gelsenkirchen. Schalke 04 und André Hechelmann trennen sich mit sofortiger Wirkung. Einen Nachfolge-Kandidaten für den Technischen Direktor gibt es bereits.

Die Ruhe, die in der ersten Wochenhälfte vom FC Schalke 04 ausging, war offenbar eine trügerische. Am Mittwochnachmittag teilten die Königsblauen mit, dass der Technische Direktor André Hechelmann die Königsblauen verlässt. „Nach guten und von Respekt und Wertschätzung geprägten Gesprächen sind wir zu der Entscheidung gekommen, den gemeinsamen Weg zu beenden“, sagte Vorstandschef Matthias Tillmann zur Trennung.

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    Es ist eine Nachricht, die nach dem stimmungsaufhellenden Coup gegen Tabellenführer FC St. Pauli vom Wochenende neue Störgeräusche sendet - und zum jetzigen Zeitpunkt überraschte. Konkrete Anzeichen für einen Abschied des 39-Jährigen gab es in den vergangenen Tagen nicht. Dafür, dass die Beziehung zwischen dem gebürtigen Würzburger und dem Ruhrgebietsverein keine glückliche mehr war, gab es sehr wohl genügend Anzeichen.

    Schalke degradierte Hechelmann mit Wilmots-Verpflichtung

    Vermutlich der größte Knackpunkt: die Verpflichtung von Marc Wilmots als Sportdirektor im Winter. Eine Degradierung für Hechelmann, obgleich der Klub diese Darstellung stets bestritt. Man habe einen Sportdirektor mit Durchsetzungsstärke gesucht, einen mit Erfahrung als Spieler und Trainer, der das Fußballgeschäft aus vielen Perspektiven kenne, erklärte Tillmann bei der Vorstellung von Wilmots. Es las sich beinahe wie eine Abrechnung mit Hechelmann, der jene Kriterien nach Meinung der Verantwortlichen offenbar nicht erfüllt.

    Hechelmann wurde versetzt. Er fungierte in seinen letzten gut zwei Monaten auf Schalke und dem Titel des Technischen Direktors. Es war bereits die dritte Position, die der einstige Amateurfußballer im Verein ausfüllte. Als Chefscout heuerte Hechelmann im Sommer 2021 auf Schalke an. Er wurde vom damaligen Sportdirektor Rouven Schröder verpflichtet und sollte im Hintergrund dabei helfen, den Umbruch nach dem ersten Abstieg aus der Bundesliga voranzutreiben.

    In die erste Reihe rückte Hechelmann früher als gedacht. Nach dem überraschenden Aus von Schröder im Herbst 2022 lag die folgende Transferperiode vor allem in seinen Händen. Im vergangenen Sommer beförderte Schalke Hechelmann zum Sportdirektor - mit dem klaren Auftrag, einen Kader zusammenzustellen, der den sofortigen Wiederaufstieg stemmen kann.

    André Hechelmann, Marc Wilmots und Schalke-Vorstandschef Matthias Tillmann.
    André Hechelmann, Marc Wilmots und Schalke-Vorstandschef Matthias Tillmann. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Das gelang ihm nicht. Mit Marius Müller oder Tomas Kalas holte Hechelmann zwar aktuell wichtige Leistungsträger. Doch zu viele Transfers - ob Timo Baumgartl, Ron Schallenberg oder Lino Tempelmann - entpuppten sich nicht als die erhofften Verstärkungen. Der Klassenerhalt ist zehn Spieltage vor dem Ende der Saison noch immer nicht gesichert. Mit dem Sieg gegen St. Pauli (3:1) entledigten sich die Schalker immerhin von akuten Abstiegssorgen, im kommenden Heimspiel gegen den SC Paderborn können sie ins Tabellenmittelfeld vordringen.

    Schalke: Jeder Platz zählt beim TV-Geld

    Die bisher verkorkste Saison könnte aus finanzieller Sicht dennoch verheerende Folgen nach sich ziehen. Mit Blick auf die Einnahmen aus dem TV-Geschäft hatten die Verantwortlichen vor der Saison mit dem vierten Tabellenplatz geplant. Sollte sich Schalke bis zum Ende der Spielzeit nicht aus dem unteren Tabellendrittel herausgearbeitet haben, würden die Fernsehgelder um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag sinken. Das bestätigte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers gegenüber dieser Redaktion. Die Kalkulation habe man inzwischen „entsprechend der sportlichen Situation“ angepasst. Dennoch würde „ein wichtiger Bestandteil unserer Planungen“ deutlich geringer ausfallen als ursprünglich gehofft.

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    Und die Gründe dafür werden die Verantwortlichen auch Hechelmann ankreiden. Dessen Vertrauter Peter Knäbel schied als Sportvorstand bereits Ende des Jahres aus. Einige Wochen später folgt Hechelmann selbst. Den Impuls zur Trennung setzte offenbar nicht er selbst, sondern der Verein. Das ließ Hechelmann durchklingen. „In nunmehr zweieinhalb Jahren haben wir in unseren Gesprächen mit neuen Spielern und Mitarbeitern stets versucht zu vermitteln, dass der Verein immer im Mittelpunkt zu stehen hat und Vorrang genießt“, sagte er. „Deshalb habe ich die Entscheidung über meine Zukunft heute in diesem Sinne mitgetragen.“

    +++ Schalke präsentiert Sondertrikot - angelehnt an Fan-Gesang +++

    Die Suche nach einem Nachfolger haben die Schalker bereits gestartet. Es dauerte nicht lange, ehe der erste Name am Berger Feld kursierte: Ben Manga, einst Direktor und Chefscout bei Eintracht Frankfurt und zuletzt beim FC Watford in England angestellt, gilt laut Sky-Informationen als Favorit.

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