Gelsenkirchen. Damit hätte noch vor wenigen Wochen niemand gerechnet: Marc Wilmots ist der starke Mann auf Schalke. Das bringt aber Probleme. Ein Kommentar.

Als Marc Wilmots beim FC Schalke 04 zwischen 1997 und 2003 zuerst Spieler war und dann als Interimstrainer arbeitete, war der legendäre Manager Rudi Assauer der starke Mann bei den Königsblauen - ein prägnantes Gesicht des Klubs nach außen, einer, der das klare Wort beherrschte, einfach der Schalke-Boss. Einen starken Mann holen die Königsblauen nun in der schwierigsten Phase der jüngeren Vereinsgeschichte. Keine Frage: Die Rückkehr von Marc Wilmots als Sportdirektor ist für die Königsblauen ein Coup.

+++ Schalke: Wilmots-Rückkehr perfekt, Hechelmann degradiert +++

Was Wilmots sofort bewegen kann: Mit seinem energischen und selbstbewussten Auftreten dürfte es ab sofort keine Zweifel mehr daran geben, wer für Schalke steht - in der alten Konstellation waren die Kompetenzen zwischen dem ausgeschiedenen Sportvorstand Peter Knäbel und dem nun zum Technischen Direktor degradierten André Hechelmann nie klar erkennbar, zumal beide in ihrer Rhetorik alles andere als brachial sind, sondern eher leise und vorsichtig. Eine flache Hierarchie ist mit Alphatier Wilmots undenkbar.

Schalke-Zukunft von Asamoah und Büskens offen

Doch genau da könnten die Probleme beginnen. Wilmots und Hechelmann sind zwar auf der gleichen Ebene als Direktor angesiedelt, Wilmots aber trägt die sportliche Gesamtverantwortung. Und die Gründe, die der neue Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann genannt hat, warum Wilmots kommt, sind eine Abrechnung mit Hechelmann, der erst im Juni übernommen hatte. Durchsetzungsstark solle der neue Sportdirektor sein, die gleiche Winning Mentality wie Trainer Karel Geraerts haben, der das Fußballgeschäft aus vielen Perspektiven kennt und, und, und. Wilmots hat das, ja. Aber Hechelmann offenbar nicht. Wie soll er nun noch die nötige Autorität bei der Mannschaft, dem Staff, den Fans und in Verhandlungen haben?

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Und vor allem: Wie soll er mit Wilmots gut zusammenarbeiten können? Hechelmann ist nur noch Zuarbeiter, bekommt einige Aufgaben, die Schalkes Legenden Gerald Asamoah (ins Profileistungszentrum hineinhören) und Mike Büskens (Schnittstelle zur Knappenschmiede, Leihspieler) hatten. Die Verträge der Beiden enden - wie es da weitergeht? Das ist offen, aber wenigstens für ein halbes Jahr müssen alle in dieser schwierigen Konstellation weiterarbeiten.

André Hechelmann ist auf Schalke degradiert worden.
André Hechelmann ist auf Schalke degradiert worden. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Schalke: Marc Wilmots war noch nie Sportdirektor

Und über allem schwebt die Frage, was Wilmots außer guter Rhetorik und einem starken Auftreten noch kann. Sportdirektor war er noch nie, ebenfalls kein exzellenter Trainer, wie die Schalker das in ihrer Pressemitteilung formulierten. Mit der Goldenen Generation der Belgier holte er als Nationaltrainer keinen Titel, er sei ein „taktisch begrenzter Trainer“, hieß es oft zur damaligen Zeit. Auch im Iran, der Elfenbeinküste und bei Raja Casablanca hatte Wilmots keinen Erfolg. Hechelmann ist erfahrener Chefscout, kennt gefühlt die linke Schnürsenkellänge aller Rechtsverteidiger in der dritten Liga Finnlands - doch was weiß Wilmots?

Ja, die Verpflichtung ist ein Coup. Sie kann auch funktionieren, wenn die Beteiligten schnell eine Harmonie entwickeln können. Doch Zweifel daran, dass dies gelingen kann, sind angebracht.