Gelsenkirchen. Keke Topp hat es nach oben geschafft. Viele Knappenschmiede-Talente träumen. Das sagen die Experten Elgert, Fimpel und Bertels.
Was für ein Jahresabschlus für Keke Topp. Am 6. Dezember hat der FC Schalke 04 gemeldet, dass sich der Vertrag mit dem 19-Jährigen verlängert hat, bis zum 30. Juni 2025. Im letzten Pflichtspiel des Jahres ist dem Nachwuchsstürmer dann mit seinem Treffer zur 1:0-Führung im Zweitligaspiel gegen Greuther Fürth sein erstes Tor im Profifußball gelungen. Wie zuvor schon U17-Europameister Assan Ouédraogo ist Keke Topp bei Königsblau im Profibereich angekommen. Und die Knappenschmiede arbeitet weiter daran, neue Talente hervorzubringen. Mit Verteidiger Taylan Bulut, der sich ebenfalls mit dem U17-Europameistertitel schmücken darf, tummelt sich ein weiteres hochveranlagtes Talent im S04-Talentbecken.
Keke Topp startet auf Schalke durch
Den ältesten Nachwuchs trainiert bei Schalke ein Mann mit Legendenstatus, Norbert Elgert. Keke Topp hatte in der vorigen Saison noch in Elgerts U19 gespielt – und vor seinem ersten Tor im Profifußball gegen Fürth bereits im Oktober eine Premiere im Nationalmannschaftstrikot gefeiert, mit seinem ersten Treffer für eine DFB-Auswahl beim 4:1-Sieg der deutschen U20 über Portugal.
Im Mai, am Ende der Saison, hatte Norbert Elgert gesagt: In den kommenden zwei, drei, vier Jahren sollen weitere Spieler aus der Knappenschmiede zu den Profis kommen. Jetzt, in diesem Winter, sei er optimistisch, sagt er: „Assan Ouédraogo und Keke Topp spielen oben, es sind zuletzt weitere Jungs aus der U23 dabei gewesen.“
Schalke-Talente: Das sagen Schober und Elgert
Elgert setzt dabei auf „Ruhe und Geduld“, sagt er. Die Entwicklung müsse stabil sein. Im Mai hatte er das so auf den Punkt gebracht: „Wir sind keine Quotenjäger.“ Was für ihn ebenfalls zur Entwicklung gehört, lässt sich an seinem Satz über Keke Topp ablesen nach dessen Abschied aus dem Jugendbereich: „Wenn Keke weiter hart an sich arbeitet, und die Bereitschaft hat er, dann könnte das spannend werden.“
Vom DFB sind aus der aktuellen Schalker U19 Vitalie Becker, Niklas Barthel, Max Grüger und Torhüter Luca Podlech berufen worden. Ein anderes Ziel haben alle Schalker Nachwuchsspieler mehrfach die Woche vor Augen: Die Veltins-Arena, so ziemlich von überall aus zu sehen vom Gelände der Knappenschmiede aus. „Das ist ja das Ziel, irgendwann in dieser Arena zu spielen“, sagt Mathias Schober aus Sicht der jungen Kicker in einem Videointerview auf dem Youtube-Kanal der Schalker, „und die bei jedem Training, bei jeder Ankunft zu sehen, das motiviert.“
Spielpraxis in der Schalker U23
Spieler für den Profibereich zu entwickeln ist ein Ziel. Aber Mathias Schober nimmt als Beispiel die U23, in der Spieler aus dem Proifikader wie Soichiro Kozuki (der aus der Knappenschmiede gekommen war) und Blendi Idrizi Spielpraxis bekommmen haben. Blendi Idrizi meldete sich bei den Profis mit einem Startelfeinsatz und dem Führungstor beim 2:0-Sieg der Schalker bei Hansa Rostock zurück. Ein paar Tage zuvor kämpfte Idrizi mit der S04-Reserve noch auf schwierigem Untergrund vor 3000 Fans in Bocholt. „Durch Spielzeit in der U23 können Spieler ihr Level halten“, so Schober.
Jakob Fimpel, Schalkes U23-Coach, arbeitet täglich daran, seine Nachwuchsspieler ein Stückchen näher Richtung Traum zu bringen. „Natürlich ist es das große Ziel unserer Jungs, irgendwann im Profikader des FC Schalke 04 zu stehen“, sagt Fimpel. S04-Allzweckwaffe Joey Müller (23), der eher wenig redet, dafür aber viel macht, kam im August zu einem Zweitligaeinsatz beim Heimspiel gegen Holstein Kiel (0:2).
Amadin stand im Profikader des FC Schalke 04
U23-Wirbelwind Nelson Amadin (23) stand beim 2:2 gegen Greuther Fürth im S04-Profikader und mischte bereits mehrfach im Profi-Training mit. Nach Informationen dieser Redaktion hat Rot-Weiss Essen Interesse am jungen Schalker. Außenbahnspieler Steven van der Sloot (21) saß sowohl gegen Fürth als auch gegen Osnabrück (4:0) auf der Bank des Fußball-Zweitligisten, bekam also auch Arena-Atmosphäre und Ansprache von Trainer Karel Geraerts hautnah mit. Defensivmann Jimmy Kaparos (21) durfte ebenfalls öfter bei den Profis mittrainieren.
Auch in der Schalker B-Junioren-Bundesligamannschaft reifen Talente. Mit Nick Bodon (16) hat sich im Saisonverlauf ein Torwart durch gute Leistungen in den Vordergrund gespielt. Bodon fungiert bei den Königsblauen auch als Kapitän und hat seinen Vertrag gemeinsam mit Stammspieler Jonas Zgorecki kurz vor Weihnachten vorzeitig verlängert. „Ich wollte ihn in diese Rolle hineindrücken. Er hat sie bisher toll ausgefüllt“, sagt Trainer Thomas Bertels. In Sachen Persönlichkeit soll allerdings beim Keeper noch ein Tick „mehr kommen“.
Schalke: Zwei Top-Torjäger in der U17
Kayhan Sayman und Taycan Etcibasi sind die beiden Top-Torjäger der Schalker U17-Mannschaft. Beide haben jeweils zehn Treffer auf ihrem Konto, wobei es zum aktuellen Zeitpunkt schwer ist, den weiteren Weg zu prognostizieren. In den letzten Spielen vor der Winterpause schaffte es Etcibasi nicht mehr in den Spieltagskader. Grund: Die Argumente im Training fehlten. Dafür sammelte der technisch versierte Mittelfeld-Dampfmacher Yassin Hidraoui Akachar, den die Königsblauen aus dem Talentsektor von Eupen holten, Fleißkärtchen.
„Wo die Reise genau hingeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Die Jungs haben insgesamt alle noch einen weiten Weg zu gehen“, sagt Bertels. Der frühere Paderborner Profi kann gut einschätzen, was seine Nachwuchs-Fußballer leisten müssen. „Ich habe Spieler dabei, die gehen früh morgens aus dem Haus, sind dann tagsüber in der Schule, gehen danach zu uns zum Training und kommen um 22 Uhr zurück nach Hause. Sie opfern für ihren Traum, den großen Sprung zu schaffen, unheimlich viel. Zu meiner Zeit als jüngerer Spieler war das noch anders. Da war ich bis 13 Uhr in der Schule und hatte danach noch etwas Freizeit.“ Bertels schaffte es ohne die Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum bis in die Bundesliga. Damit zählt Schalkes U17-Trainer zu den Ausnahmefällen.