Gelsenkirchen. Fimpel spricht über den nächsten Karriereschritt, das Schalke 04-Scouting und wichtige Eigenschaften, die Talente mitbringen müssen.

Weihnachtszeit, besinnliche Zeit: Schalkes U23-Trainer Jakob Fimpel blickt auf ein gelungenes Halbjahr zurück. Mit seiner Mannschaft steht der 34-jährige Coach im vorderen Mittelfeld der Regionalliga West und hat mehrere Spieler an den Zweitliga-Kader der Königsblauen herangeführt. Im WAZ-Interview spricht Fimpel über seinen nächsten Karriereschritt, das Schalker Scouting und die Eigenschaften, die junge Fußballer für den ganz großen Sprung benötigen.

Herr Fimpel, was war das schönste Geschenk, das Sie als Kind oder Jugendlicher am 24. Dezember bekommen haben?

Jakob Fimpel: Das war eine Tischtennisplatte. Die gab es für meine Geschwister und mich zusammen. Diese Platte war vor vielen Jahren das absolute Highlight. Wenn wir uns treffen, dann spielen wir heute noch daran. Ich spiele gerne, weiß aber nicht, ob es für die Tischtennisabteilung des FC Schalke 04 reichen würde. (lacht)

Was war das schönste Geschenk, das Ihnen eine Schalker U-Mannschaft gemacht hat?

Die Jungs haben sich im U15- und U16-Bereich schöne Sachen einfallen lassen. Da gab es zum Beispiel mal eine Tasse mit Foto zu Weihnachten. Aber es geht gar nicht so um das Materielle. Es gibt jedes Jahr ein Feedback vor Weihnachten. Dabei werden über einen Fragebogen alle Bereiche abgeklopft. Dadurch, dass die Befragung anonym abläuft, fallen die Antworten der Spieler sehr ehrlich aus. Wenn da lobende Worte kommen oder auch Kritik kommt, dann nehme ich das auf – und nehme es mir zu Herzen.

Sie haben bei Schalke an der Talentbasis gearbeitet und sind jetzt im U23-Bereich auf der Stufe vor dem Profisektor tätig. Kommen junge Spieler eher durch Fleiß und Fairness oder eher durch das Ausfahren der Ellenbogen und rigorose Berater weiter?

Um im Fußball nach vorne zu kommen, muss ein Spieler viel Arbeit investieren und Fleiß zeigen. Der ganz Nette und Liebe wird es schwer haben. Der Spieler muss im Fußball auch schwierige Momente und Situationen, in denen er sich behaupten muss, überstehen. Nur gut zu spielen, das reicht nicht.

Wie sehr muss sich ein junger Jähriger heute quälen, um den ganz großen Sprung zu schaffen?

Quälen wäre das falsche Wort. Die Freude am Sport muss im Mittelpunkt stehen. Wenn es irgendwann zur Last wird, für Schalke 04 zu spielen, ergibt das Ganze wenig Sinn. Ein junger Fußballer muss viel Engagement zeigen, viele Bereiche im Griff haben und versuchen, sich von Nebenschauplätzen nicht ablenken zu lassen.

Stichwort Generationsproblem: Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat kürzlich in einem Interview moniert, dass im jeweiligen Umfeld von Spielern zu viel schöngeredet werde und man zu schnell mit etwas zufrieden sei.

Diese Aussage muss sehr individuell betrachtet werden. Es gibt gerade bei uns in der U23-Mannschaft große Unterschiede bei den einzelnen Persönlichkeiten. Unsere Spieler trainieren hier unter professionellen Bedingungen. Ich sehe, wie die Spieler täglich arbeiten, was sie investieren. Es geht darum: Willst du etwas mit allerletzter Konsequenz oder spulst du nur dein Programm ab? Es muss eine Grundeinstellung da sein, dass sie das, was sie tun, aus Überzeugung machen.

Engagiert an der Seitenlinie: Jakob Fimpel.
Engagiert an der Seitenlinie: Jakob Fimpel. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Zeigen Sie beim Training manchmal Richtung Veltins-Arena, um die Spieler zu motivieren und ihnen zu zeigen: Da wollt ihr mal hin?

Das mache ich nicht. Die Jungs sehen die Veltins-Arena jeden Tag selbst. Ich weiß, wo sie einmal hinwollen und begleite sie als Trainer auf ihrem Weg. Unsere größte Aufgabe in der Knappenschmiede ist es, die Spieler dahin zu bringen. Am Ende machen es die Jungs selbst: Soichiro Kozuki, der in der vergangenen Saison noch zu unserem U23-Kader zählte, haben wir eine Plattform gegeben. Er hat es durch seine Leistung, seinen Fleiß und seine Einstellung zu den Profis geschafft.

Wie groß ist Ihr Anteil an Kozukis Profi-Sprung?

Ich sehe meinen Anteil ehrlich gesagt nicht so groß. Ich nehme das auch nicht so wichtig, dass Kozuki auf seinem Weg durch meine Hände gegangen ist. Wenn es ein Spieler nach oben schafft, kommen viele Faktoren zusammen. Trainer, Eltern, Freunde, Umfeld. Wo leben die Jungs? Wer hilft ihnen, wenn sie Probleme haben? Wer baut sie auf, wenn sie am Boden liegen? Da kommt einiges zusammen.

Mit Paul Pöpperl, der aus der Reservemannschaft des TSV Steinbach nach Schalke kam, hat sich ein zuvor unbekannter Offensivmann in den Vordergrund gespielt. Solche Ausnahmen sind selten, oder?

Ich zähle auch Niklas Castelle dazu, der vorher in der Landesliga gespielt hat und dann zu uns in die U23 gewechselt ist. Soichiro Kozuki passt ebenfalls in diese Kategorie. Er hatte vor seinem Wechsel nach Schalke bei seinem letzten Verein nicht regelmäßig gespielt, ist uns aber trotzdem aufgefallen. Wir haben mit Holger Floßbach und Manni Dubski zwei Scouts, die ein Riesen-Netzwerk besitzen und auch in der Hessenliga oder den hiesigen Landesligen vor Ort sind. In diesem Bereich sind wir gut aufgestellt und finden solche Talente, die bei uns den nächsten Schritt gehen könnten. Du brauchst ein gutes Team, Überzeugung und Fantasie und natürlich das nötige Gespür. Castelle und Pöpperl haben sicherlich keinen klassischen Werdegang über ein Nachwuchsleistungszentrum eingeschlagen. Wir suchen das Besondere an solchen Spielern.

Schalke-Trainer Jakob Fimpel jongliert beim Aufwärmprogramm seiner Mannschaft einen Ball.
Schalke-Trainer Jakob Fimpel jongliert beim Aufwärmprogramm seiner Mannschaft einen Ball. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Der Jahreswechsel ist automatisch immer Zwischenfazit-Zeit. Gibt es Spieler, von denen Sie sich mehr erhofft hatten oder die mit einem Veränderungswunsch auf Sie zugekommen sind?

Bis jetzt ist kein Spieler bei uns vorstellig geworden. Unsere Aufgabe ist es, geduldig zu sein und den Jungs Zeit zu geben. Ganz klar: In einer U23-Mannschaft müssen junge Spieler Einsatzzeiten haben. Wenn es in Einzelfällen gar nicht funktioniert oder die Spielzeit zu gering ausfällt, dann ist das nicht gut – und wir müssten uns sicherlich Gedanken machen.

Stichwort Fußball-Lehrer-Lehrgang: Wann machen Sie den nächsten Schritt?

Jakob Fimpel fühlt sich bei der U23 des FC Schalke 04 sichtlich wohl.
Jakob Fimpel fühlt sich bei der U23 des FC Schalke 04 sichtlich wohl. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Es gibt gewisse Voraussetzungen, die ich für diesen Lehrgang erfüllen muss. Mir fehlt jetzt noch ein Jahr als U23-Trainer. Natürlich strebe ich nach der höchstmöglichen Qualifikation und möchte Fußball-Lehrer werden. Ich fühle mich in der Schalker U23 total wohl und bin sehr glücklich auf Schalke und in der Knappenschmiede. Ich kann hier meine Ideen entwickeln und einbringen.