Gelsenkirchen. Schalke trifft am Sonntag auf den SC Freiburg. SC-Trainer Christian Streich wäre beinahe einmal in Gelsenkirchen gelandet. Im Jahr 2013 war das.
Manchmal lohnt sich ein Blick zurück – diesmal geht die Zeitreise in den April 2013. Vor neuneinhalb Jahren war der FC Schalke 04, Überraschung, mal wieder auf Trainersuche. Der damalige Manager Horst Heldt hatte eine ausgefallene Idee: Er wollte Christian Streich vom SC Freiburg weglocken. Der Berater Volker Struth erzählte die Episode in seiner Autobiografie ausführlich, berichtete von einem Treffen in einem Hotel in Baden-Baden. Heldt hätte Streich sofort genommen, der Trainer erbat sich Bedenkzeit. „Ich liege nachts wach wegen der Grübelei“, sagte Streich.
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Zurück in die Gegenwart im Oktober 2022. Am Sonntag trifft Schalke auf Freiburg (17.30 Uhr/DAZN). Streich ist immer noch Trainer in Freiburg, auf Schalke hat zum ersten Mal Thomas Reis das Sagen – seit April 2013 Cheftrainer Nummer 13. War seinerzeit Schalke Dauergast in der Champions League und der SC Freiburg eine Fahrstuhlmannschaft, ist das nun anders. Schalke droht der zweite Abstieg binnen drei Jahren, Freiburg zog am Donnerstag zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ins Achtelfinale eines internationalen Wettbewerbs ein – der Europa League.
Schalke kann im Gegensatz zu 2013 auf absehbare Zeit keine spektakulären Transfers vermelden, Freiburg konnte sich in der Sommer-Transferperiode Weltmeister Matthias Ginter leisten. Der kam zwar ablösefrei von Borussia Mönchengladbach, sei Salär aber dürfte üppig sein.
Warme Worte von Streich zum Schalker Abstieg 2021
Was sich aber nicht geändert hat: Streichs Affinität zu Schalke 04, die ihn vor neuneinhalb Jahren so ins Grübeln brachte. Schon oft hat er betont, wie sehr er Schalke mag. Im Dezember 2019 beispielsweise, Schalke hatte gerade 2:2 gegen Freiburg gespielt, sagte Streich: „Ich muss das einfach mal sagen: Ich fahre manchmal Fahrrad vor dem Spiel, eine Stunde oder anderthalb. Da habe ich mit einigen Leuten gesprochen. Ich habe hier noch nie gelebt, aber das ist etwas Besonderes hier. Ich merke das. Ich bin sehr, sehr gern hier.“
Und im April 2021, ganz kurz vor dem Schalker Abstieg, fand Streich die wohl wärmsten Worte aller Bundesligatrainer zum drohenden Fall von S04 in die Zweitklassigkeit: „Ich werde Schalke 04 total vermissen. Das ist ein großer Verein mit einer ganz großen Geschichte. Schalke 04 ist ein Verein, den man einfach gern hat, egal was für ein Theater dort gerade ist. Ich gehe davon aus, dass sie zurückkommen werden. Und ich wünsche es ihnen von Herzen.“ Das kam fast einer Liebeserklärung gleich.
Am Sonntag kommt Streich mit Freiburg aber nicht nach Gelsenkirchen, um als Gastgeschenk drei Punkte zu überreichen. Nach dem 1:1 gegen Olympiakos Piräus und dem damit verbundenen Weiterkommen formulierte SC-Kapitän Christian Günter gleich eine Kampfansage. „Mit ein bisschen Adrenalin und Freude lässt es sich leichter reisen“, sagte Günter. „Wir werden alles versuchen, dass wir auch dort wieder so ein Feuerwerk abliefern.“ Für Freiburg war es die zweite englische Woche in Folge – sieben Tage zuvor hatten sie sich im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC St. Pauli erst nach Verlängerung durchgesetzt. Die Bilanz aus bisher 18 Pflichtspielen in dieser Saison ist fabelhaft – die Freiburger haben zwölf Partien gewonnen, viermal unentschieden gespielt und nur zweimal verloren – und das gegen die Spitzenteams Borussia Dortmund (1:3) und FC Bayern München (0:5).
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Was macht Schalke Hoffnung? Natürlich der Effekt des Trainerwechsels – Thomas Reis ist als Motivator bekannt. Und er hat in dieser Saison schon einmal gegen Freiburg gespielt, am vierten Spieltag war das. Zwar verlor er mit Ex-Klub VfL Bochum mit 0:1, die Niederlage war aber unverdient. „Thomas Reis ist Bochum. Und Bochum ist Mentalität“, sagte Streich vor diesem Spiel. Nun ist Reis Schalke. Und Streich immer noch Freiburg.