Gelsenkirchen. Schalke 04 hat seit Mittwoch keinen Sportdirektor mehr. Dafür ist der Poker um Trainer Thomas Reis beendet. Heute wird er vorgestellt.
Beim FC Schalke 04 sind die Chaos-Tage zurück. Überraschend bat Sportdirektor Rouven Schröder am Mittwoch aus persönlichen Gründen um den vorzeitigen Ausstieg aus seinem Vertrag. Ein echter Paukenschlag. Doch dafür kann Schalke am Donnerstag einen neuen Trainer präsentieren.
Thomas Reis, der ehemalige Trainer des VfL Bochum, wird nach Informationen dieser Redaktion Nachfolger von Frank Kramer. Zuerst hatte "Sportbuzzer" über den Vollzug berichtet. Reis galt als Wunschkandidat des nun zurückgetretenen Schröder. Der ist seit Mittwoch nicht mehr zuständig für die Trainersuche. Dennoch läuft alles darauf hinaus, dass Reis die Nachfolge von Frank Kramer antreten wird. Am Mittwochabend kam es zu einer Einigung zwischen Schalke und dem VfL Bochum. Die Bochumer erhalten nach WAZ-Infos eine Sofortzahlung in Höhe von knapp 300.000 Euro. Im Erfolgsfall können bis zu 500.000 Euro für Reis fällig werden. Zudem spart der VfL Bochum das Gehalt seines ehemaligen Cheftrainers und das von Co-Trainer Markus Gellhaus ein, dabei geht es um eine hohe sechstellige Summe. Gellhaus wird Reis zum FC Schalke 04 begleiten. Donnerstag kommt es zur offiziellen Vorstellung.
Schalke hat den VfL Bochum am Dienstag kontaktiert
Am Dienstag hatte Schalke nach Informationen dieser Redaktion Kontakt zum VfL Bochum aufgenommen, eine Einigung wurde zunächst nicht erzielt. Bis Mittwochnachmittag warteten die VfL-Verantwortlichen, die Reis nicht ohne Ablösezahlung zum direkten Konkurrenten ziehen lassen wollen, auf eine Rückmeldung aus Gelsenkirchen. Der VfL Bochum war in einer komfortablen Ausgangslage und verspürte in dieser Frage keinerlei Druck. Reis sollte nicht ablösefrei zum direkten Konkurrenten aus Gelsenkirchen wechseln. Am Mittwochabend fanden beide Vereine aber doch noch zueinander.
Mit dem 49-Jährigen und dessen Berater Maikel Stevens, Sohn von S04-Jahrhunderttrainer Huub Stevens, hatten sich die Schalker zu Wochenbeginn auf einen Vertrag geeinigt. Auch seinen Wunschassistenten Markus Gellhaus darf Reis mitbringen.
Beim VfL stand Reis bis Juni 2023 unter Vertrag. Die Schalker hatten fälschlicherweise gehofft, ihn ablösefrei zu bekommen. Reis hat als Spieler und Trainer der Bochumer große Verdienste um den Klub erworben – auch die Restdauer des Vertrages würde eigentlich keine hohe Forderung hergeben. Doch ablösefrei wollte Bochum Reis nicht gehen lassen – schon gar nicht zu einem direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf. Die Angst davor, dass ausgerechnet ein langjähriger Bochumer für den eigenen Abstieg sorgt, war groß. Und natürlich kannten die Bochumer Schalkes Not, möglichst schnell einen neuen Mann präsentieren zu müssen. Eine starke Verhandlungsbasis, die der VfL letztlich nutzte, um viel Geld einzunehmen.
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Doch wo lagen die weiteren Probleme bei der Trainersuche? Nachdem Wunschkandidat Bruno Labbadia schnell abgesagt hatte, rückte rund um das Berlin-Spiel wie schon im Sommer Thomas Reis nach oben auf der Liste. Auf der aber nicht nur Labbadia und Reis standen. Bei anderen Kandidaten wie Christian Ilzer (Sturm Graz) und Vladimir Petkovic (vereinslos, früher Nationaltrainer der Schweiz) klopften die Schalker ebenso an, ob sie bereit wären, das Team trotz der Abstiegsgefahr zu übernehmen. Ilzer sagte schnell, er werde Graz nicht während der Hinrunde verlassen. Die Kontakte zu Petkovic, der mit Sportvorstand Peter Knäbel gut bekannt ist, intensivierten sie nicht.
Unschönes Ende für Thomas Reis beim VfL Bochum
Die Königsblauen legten sich auf Reis fest. Der hatte Bochum in die Bundesliga geführt, dort den Klassenerhalt geschafft. Im Sommer 2021 war er Schalkes Wunschkandidat, erhielt aber keine Freigabe. Nach dem 1:3 auf Schalke, der sechsten Niederlage in Serie seit Saisonbeginn, war Reis beim VfL freigestellt worden. Zum Ende seiner Amtszeit hatte sich Reis unglücklich verhalten, indem er zum Beispiel einen Kontakt zum interessierten Revier-Rivalen leugnete.