Gelsenkirchen. Drei Innenverteidiger des FC Schalke 04 sind verletzt, Sepp van den Berg verletzte sich am Sonntag schwer. Nun kommt es auf Leo Greiml an.

Der Schock saß auch am Montagvormittag noch tief: Während die Ersatzspieler des FC Schalke 04 vor 50 Zuschauern ein intensives 75-Minuten-Training absolvierten, wurde Innenverteidiger Sepp van den Berg nur ein paar Meter entfernt in eine MRT-Röhre geschoben. Da ging es nicht darum, ob sich der 20 Jahre alte Niederländer im Spiel gegen Augsburg (2:3) verletzt hat, sondern nur: wie schwer. Bis zum Jahresende, das ist klar, wird er nicht mehr spielen können. Er zog sich eine schwere Bänderverletzung am Sprunggelenk zu, ursprünglich hatte Schalke sogar einen Bruch befürchtet. Von fünf Innenverteidigern im Kader sind nur noch zwei übrig. Und einer ist besonders gefordert: Leo Greiml.

Schalke: Auch Kaminski und Cissé sind verletzt

Große Stücke halten die Schalker auf den 21-jährigen Österreicher. Da er aber noch bis Juli einen Kreuzbandriss auskurieren musste, wollten sie ihn behutsam aufbauen. Nun wird er direkt ins kalte Wasser geschmissen. Denn außer van den Berg sind auch Marcin Kaminski (Operation an der Wade nach einem Unfall im privaten Bereich) und Ibrahima Cissé (Muskelverletzung am Oberschenkel) verletzt. Greiml wird neben Abwehrchef Maya Yoshida verteidigen, zunächst am Samstag im Spiel bei Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/Sky).

Energisch: Schalke-Verteidiger Leo Greiml.
Energisch: Schalke-Verteidiger Leo Greiml. © firo

In der 53. Minute war Greiml für van den Berg ins Spiel gekommen, die Zahlen danach beeindrucken: Er kam zu 36 Ballkontakten, seine Passquote betrug 85 Prozent - die Schalker Mannschaft insgesamt hatte nur 67 Prozent Präzision. Seine Zweikampfquote: 100 Prozent.

Diese Zeitung fragte Trainer Frank Kramer exklusiv nach seiner Bewertung von Greimls Leistung. "Leo musste aus der kalten Hose rein - ohne Aufwärmen. Als Innenverteidiger bist du ja nicht ständig auf dem Sprung, dass du reinmusst. Er verteidigt extrem gut", lobte Kramer. Kramers Kritik betraf die letzten Minuten, als die Schalker wegen des knappen Rückstands überhastet angriffen - das lag auch an Greiml. "Er wollte mit Ball, das hat man gesehen in der Schlussphase, den Ausgleich erzwingen - wie andere auch. Wir hätten das kontrollierter ausspielen müssen. Typisch für sein Naturell ist, dass er den direkten Weg geht. Aber da waren Bälle dabei, mit denen du als Stürmer relativ wenig anfangen kannst. Das haben wir besprochen, da müssen wir arbeiten", sagte Kramer.

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Dass Greiml die Lücke, die durch van den Bergs Verletzung entstanden ist, schließen kann, bezweifelt Kramer nicht. "Der Leo ist brutal engagiert. Er ist sehr, sehr lebendig, spielt richtig aggressiv. Ich traue ihm das zu. Er hat bei Rapid Wien schon europäisch gespielt, immer seinen Mann gestanden. Das ist einer, der bringt eine Menge Energie rein. Leo ist ein guter Junge. Ich bin froh, dass er fit ist."

Schalke: Brunner rückt für Matriciani zurück in die Startelf

Doch nicht nur auf der zweiten Innenverteidiger-Position wird sich die Besetzung der Schalker Abwehr verändern wird. Stamm-Rechtsverteidiger Cedric Brunner, der die vergangenen drei Spiele wegen muskulärer Probleme verpasst hatte, ist wieder fit, das Training am Montag absolvierte er ohne Probleme. Brunner wurde dreimal von Henning Matriciani vertreten - doch der junge Abwehr-Allrounder wurde von gegnerischen Trainern als Schwachpunkt der S04-Deckung ausgemacht. Beim Derby in Dortmund (0:1) ließ er vor dem Tor des Tages die Flanke zu, und auch gegen Augsburg sah er bei zwei Gegentoren nicht gut aus. Brunner ist zwar nicht der offensivstärkste Verteidiger, aber in der Verteidigung viel besser als Matriciani.

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Schalke: Tobias Mohr steht für hinten links bereit

Eine dritte Änderung könnte es auf der linken Abwehrseite geben: Mit einem beherzten Antritt leitete Aufstiegsheld Thomas Ouwejan zwar das erste Schalke-Tor gekonnt ein - seine Ecken und Freistöße waren aber ein Graus, und vor dem Gegentor zum 2:3 stand er viel zu weit vom Flankengeber entfernt. Zu 50 Prozent geht dieser Treffer auf seine Kappe. Hinter Ouwejan steht Tobias Mohr bereit. Der Zugang, der im Sommer vom Zweitligisten Heidenheim kam, hat mehr Vorlagen auf dem Konto als Ouwejan.

Die Schalke-Abwehr war gegen Augsburg das Problem - sie muss viel besser stehen, wenn Schalke den zu erwartenden Offensivwirbel der Leverkusener überstehen will. Leo Greiml bekommt seine erste große Chance. Aber nicht seine letzte.