Gelsenkirchen. Noch nicht lange ist Rouven Schröder Sportdirektor des FC Schalke 04. Es ist aber schon so viel passiert, dass sich eine Zwischenbilanz lohnt.
Es ist wirklich erst sechseinhalb Wochen her, als der FC Schalke 04 die Verpflichtung von Sportdirektor Rouven Schröder verkündete. Eine lange Eingewöhnungszeit bekam der 45-Jährige aber nicht: Sportvorstand Peter Knäbel vertraute Schröder direkt die Planung des Zweitliga-Kaders an - eine Mammutaufgabe.
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Da Schröder schon viele Entscheidungen treffen musste, lohnt sich schon jetzt eine Zwischenbilanz.
Spielerverpflichtungen
Sechs Spieler hat Schalke schon geholt - nur die Verpflichtung von Danny Latza (Mainz) lag deutlich vor Schröders Amtszeit im März. Für die weiteren fünf Zugänge war Schröder zuständig. Simon Terodde (HSV) war ein Wunschspieler aller Schalker, Victor Palsson (Darmstadt 98) kam auf ausdrückliche Empfehlung von Trainer Dimitrios Grammozis. Echte Schröder-Spieler sind Reinhold Ranftl (Linzer ASK), Marcin Kaminski (VfB Stuttgart) und Thomas Ouwejan (AZ Alkmaar). Jede Verpflichtung ergibt Sinn, er konnte alle logisch begründen. Dass er Wunschkandidaten wie Sebastian Schonlau (SC Paderborn) und Serdar Dursun (Darmstadt) aus finanziellen Gründen nicht holen konnte, warf Schröder niemand vor. Und was sagt er selbst? Er sucht noch weiter neue Spieler: "Mit dem aktuellen Stand sind wir zufrieden, aber zufrieden heißt ja nicht vollendet. Wir haben noch einiges zu tun in der Kaderstruktur."
Abgänge
Schröder hat viel Wert darauf gelegt, dass er mit der abgelaufenen Saison nichts zu tun hatte. Die Gespräche mit den Spielern, deren Verträge ohnehin ausliefen, hatte noch Sportvorstand Peter Knäbel. Bei allen Spielen mit gültigen Verträgen auch für die 2. Bundesliga griff dann aber Schröder ein. Und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er in der Woche des ersten Trainings Top-Verdiener wie Sebastian Rudy, Suat Serdar und Mark Uth von der Gehaltsliste streichen konnte - und dabei nur 660.000 Euro Abfindung fällig wurden. 6,5 Millionen Euro Transfer-Einnahme für Serdar sind auch okay.
Ansehen im Verein
Schröder bemühte sich zunächst darum, so schnell wie möglich alle Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle kennenzulernen. Die Atmosphäre dort war in den vergangenen Jahren angespannt - was nicht nur an den schlechten sportlichen Leistungen lag. Das will Schröder ändern - und das hat damit zu tun, dass er als Trainee beim VfL Bochum zum Beginn seiner Funktionärskarriere sämtliche Stationen einer Geschäftsstelle durchlaufen hatte und weiß, wie wichtig eine gute Stimmung dort ist.
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Von seinem Chef Peter Knäbel konnte er sich schnell emanzipieren. Beide haben es geschafft, sofort deutlich zu machen, wer für welchen Bereich zuständig. Knäbel arbeitet strategisch, hält den Kontakt zu DFB und DFL - und schaltet sich ins Tagesgeschäft nur selten ein. Denn um die Kaderplanung, den Kontakt zu Mannschaft und Trainer, kümmert sich allein Schröder.
Es ist ihm anzumerken, dass es ihm gut tut, nicht mehr wie bei seinem Ex-Klub Mainz 05 als Vorstand für alles verantwortlich zu sein. Das Tagesgeschäft macht ihm sehr viel Spaß.
Kontakt zu den Fans
Hier hat Schröder noch Nachholbedarf - aber das ist ihm nicht zuzuschreiben. Wegen der Corona-Pandemie hatte er bisher lediglich einmal persönlich Kontakt zu den Fans: beim Trainingsauftakt an diesem Donnerstagnachmittag im Parkstadion. Dass die Anhänger applaudierten, als die Spieler den Rasen betraten, gefiel Schröder: "Wenn du als Spieler aufs Feld gehst zum Trainingsstart und die Leute klatschen - dann ist das nicht schlecht."
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Bei der abgebrochenen Mitgliederversammlung gehörte er nicht zu den Rednern - aber das muss er auch nicht. Dort sprechen nur Aufsichtsrat, Vorstand und Ehrenrat.
Die Risiken
Schröders Start war sehr gut - doch es gibt noch ein paar Risiken. Zum Beispiel erstens: Schröder und Knäbel sprachen Dimitrios Grammozis das Vertrauen aus, banden ihn in die Kaderplanung ein. Dabei war die sportliche Bilanz des Trainers in der Endphase der Abstiegssaison nicht gut: zwei Siege, ein Unentschieden, acht Niederlagen, dazu ein Torverhältnis von 9:25 - das ist schlecht. Nicht alle Fans sind von Grammozis restlos überzeugt. Schon einmal ging Schalke mit einem angeschlagenen Trainer in die neue Saison - und das ist nicht so lange her. David Wagner verpatzte vor einem Jahr den Start - und musste nach nur zwei Spieltagen gehen. Dieses Szenario will Schröder vermeiden.
Zweitens: Außerdem muss Schröder für die Königsposition im 3-5-2-System noch einen Spieler verpflichten: Er sucht einen Spielmacher, der Tore und Vorlagen garantiert. In der vergangenen Saison machte es Robert Zulj beim VfL Bochum vor - er traf 15 Tore, legte 15 Treffer auf, Bochum stieg auf.
Amine Harit kommt für diesen Job auf Schalke nicht infrage. Er steht zwar noch unter Vertrag, soll aber aus finanziellen Gründen noch gehen. Misslingt Schröder die Verpflichtung, wäre das ganz schlecht fürs Offensivspiel, das in den vergangenen Monaten so harmlos war.
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Drittens: Und dann sind da außer Harit noch weitere Spieler, die Schalke loswerden möchte - besonders knifflig dürfte es für Schröder werden, Matija Nastasic und Hamza Mendyl loszuwerden. Nur mit Glück und Geschick dürfte er eine ähnlich gute Lösung finden wie mit Rudy, Uth und Serdar.
Der Stand der Schalke-Planungen (18. Juni 2021)
Zugänge (6): Danny Latza (FSV Mainz 05), Simon Terodde (Hamburger SV), Victor Palsson (Darmstadt 98), Marcin Kaminski (VfB Stuttgart), Thomas Ouwejan (AZ Alkmaar), Reinhold Ranftl (LASK Linz)
Leih-Rückkehrer, der eingeplant ist: Markus Schubert (Eintracht Frankfurt)
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Abgänge (16): Klaas-Jan Huntelaar, Steven Skrzybski, Alessandro Schöpf, Bastian Oczipka, Benjamin Stambouli, Shkodran Mustafi, Nabil Bentaleb (Verträge laufen aus), Mark Uth (1. FC Köln), Suat Serdar (Hertha BSC), Sead Kolasinac (kehrt zum FC Arsenal zurück), Frederik Rönnow, Gonçalo Paciencia (kehren beide zu Eintracht Frankfurt zurück), Kilian Ludewig (kehrt zu RB Salzburg zurück), William (kehrt zum VfL Wolfsburg zurück), Jonas Carls (wäre von Vitoria Guimaraes zurückgekehrt, wechselt zum SC Paderborn), Sebastian Rudy (wäre von der TSG Hoffenheim zurückgekehrt, Vertrag wurde aufgelöst).
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Schalke-Spieler, die unter Vertrag stehen, aber bei einem passenden Angebot gehen können: Amine Harit, Matija Nastasic, Salif Sané, Omar Mascarell, Benito Raman, Hamza Mendyl - dazu Leih-Rückkehrer Ozan Kabak (FC Liverpool)
Status offen: Blendi Idrizi, Rabbi Matondo (kehrt von Stoke City zurück), Ahmed Kutucu (kehrt von Heracles Almelo zurück)
Torhüter (3): Ralf Fährmann, Markus Schubert, Michael Langer
Abwehr (7): Marcin Kaminski, Thomas Ouwejan, Reinhold Ranftl, Malick Thiaw, Mehmet Aydin, Kerim Calhanoglu, Timo Becker
Mittelfeld (6): Danny Latza, Victor Palsson, Florian Flick, Can Bozdogan, Nassim Boujellab, Levent Mercan
Sturm (2): Simon Terodde, Matthew Hoppe
Vorbereitungsplan des FC Schalke 04
- Mo., 14. Juni: Corona-Test, erstes Treffen der Profis
- Di./Mi., 15./16. Juni: Leistungstests
- Do., 17. Juni, 15 Uhr: Erstes Training auf dem Rasen
- Fr./Sa., 18./19. Juni: Kurz-Trainingslager in Billerbeck
- Mi., 23. Juni: Testspiel gegen den PSV Wesel-Lackhausen, Parkstadion
- So., 27. Juni: Testspiel gegen Hamborn 07 im Parkstadion
- Di., 29. Juni, bis Sa., 10. Juli: Trainingslager in Mittersill, währenddessen Testspiele gegen Zenit St. Petersburg (3. Juli in Kufstein) und Shakthar Donezk (9. Juli in Mittersill)
- Fr., 16. Juli: Testspiel gegen Vitesse Arnheim
- 23. bis 25. Juli: 1. Spieltag