Gelsenkirchen. Robin Gosens ist die deutsche Überraschung bei der Europameisterschaft. Beinahe wäre er im Sommer 2019 zu seinem Herzensklub Schalke gewechselt.
Robin Gosens ist bisher die große Überraschung in der deutschen Nationalmannschaft während der Europameisterschaft: Der 26-Jährige, der für Atalanta Bergamo in Italien spielt, flitzt die linke Seite rauf und runter, überzeugt in der Abwehr durch mutige Grätschen und im Angriff mit gefährlichen Flanken und Abschlüssen. Schon gegen Frankreich (0:1) war er der beste deutsche Feldspieler. Im Spiel gegen Portugal (4:2) überzeugte er erneut - ein spektakuläres Gosens-Tor wurde aberkannt, zwei Treffer bereitete er mit präzisen Querpässen vor, das 4:1 erzielte er selbst.
Gosens über geplatzten Schalke-Transfer: "Heftig"
Doch warum spielt Gosens in Italien und nicht in Deutschland? Beinahe wäre er im Sommer 2020 zum FC Schalke 04 gewechselt. Doch der Transfer scheiterte an drei Millionen Euro - auch wenn ihn sich Gosens selbst sehr gewünscht hatte. "Mein großer Traum in die Bundesliga", sagte Gosens schon mehrfach. "Und es wäre überragend, wenn es der Herzensverein wird." Und das ist schon seit Kindertagen Schalke 04.
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Gosens ist in Deutschlands Nationalmannschaft der Spieler mit der interessantesten Biographie. Er wuchs in Emmerich an der niederländischen Grenze auf, spielte in der Jugend für Fortuna Elten, den 1. FC Bocholt (D-Jugend) und ab der C-Jugend beim VfL Rhede. Er spielte lediglich in der Niederrheinliga, nie in einem Nachwuchsleistungszentrum eines Profivereins. Für deutsche Jugend-Nationalmannschaften wurde er nie nominiert. Einmal nahm er an einem Probetraining für die U19 von Borussia Dortmund teil - ohne Erfolg. Erst ein weiteres Probetraining war erfolgreich - für die U19 von Vitesse Arnheim, 33 Kilometer von Emmerich entfernt. Und dort begann im Sommer 2012 seine Karriere.
Gosens wurde in den Niederlanden Fußballprofi
Als Linksverteidiger schaffte er es über die U19 und U23 sowie eine Leihe zum Zweitligisten FC Dordrecht (2014/15) in die erste niederländische Liga. Im Sommer 2015 wechselte er zu Heracles Almelo, zwei Jahre später nach Bergamo. Er etablierte sich als Stammspieler, zog mit dem Verein aus Norditalien 2019 und 2020 in die Champions League ein.
Zwischendurch, im Sommer 2019, hätte es beinahe mit einem Wechsel nach Gelsenkirchen geklappt. Da war sich Gosens nach Informationen dieser Redaktion bereits mit Schalke über einen Wechsel einig. Dieser kam allerdings nicht zustande - wegen drei Millionen Euro. So weit lagen die Klubs bei den Ablösevorstellungen auseinander. Schalke wollte sieben Millionen zahlen, Bergamo aber zehn Millionen bekommen. Auf Schalke aber war das Geld schon vor der Corona-Krise knapp.
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Dass der Wechsel platzte, nahm Gosens sehr mit. „Zu jedem Fußballtraining kam ich früher in Schalke-Trikot. Doch es hing sogar noch mehr dran. Ich bin sehr heimatverbunden und hatte die Chance, zurück ins Ruhrgebiet zu ziehen, nur 40 Minuten von meinem Elternhaus entfernt. Die Rahmenbedingungen haben einfach gepasst, ich hatte mich schon total auf diesen Schritt gefreut.“ Die Absage fand er "wirklich heftig."
Erstes Länderspiel im Spätsommer 2020 - mit 26
Doch er blieb in Bergamo - sein großes Glück. Atalanta blieb erfolgreich. Im August 2020 wurde Gosens dann erstmals von Bundestrainer Joachim Löw nominiert - inzwischen übersteigt sein Marktwert zehn Millionen Euro deutlich. Und die Schalker sind in die 2. Bundesliga abgestiegen. Zu einem Wechsel wird es vorerst nicht mehr kommen.
Das hatte Gosens schon gesagt, als die Schalker im Abstiegskampf waren und sogar noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt hatten. „Aus aktuellen sportlichen Anlässen macht es keinen Sinn“, sagte Gosens: „Das wäre kein Karriereschritt, der mich sportlich weiterbringt. So ehrlich muss ich leider Gottes sein. Das wird mir jeder Schalke-Fan nachsehen.“