Gelsenkirchen. Schalke hat in der vergangenen Saison eine Negativmarke nach der anderen aufgestellt. Aber Tasmania Berlin bleibt trotzdem unerreicht.

Der berühmteste Rekord ist der, den Schalke 04 knapp verfehlt hat: Tasmania Berlin atmete am 9. Januar wirklich auf, dass Schalke nach zuvor 30 Bundesligaspielen ohne Sieg endlich mit 4:0 gegen die TSG Hoffenheim gewann. Denn so behielten die tapferen Tasmanen ihren Negativ-Rekord aus der Bundesliga-Saison 1965/66 mit 31 sieglosen Spielen in Folge – den wollten sie sich nicht von Schalke nehmen lassen. Die Königsblauen haben in ihrer Abstiegssaison aber reichlich andere Negativmarken aufgestellt, wie die folgende Übersicht zeigt:

Der schlechteste Saisonstart aller Zeiten

Die Saison begann schon mit einem Rekordergebnis: Das 0:8 am ersten Spieltag bei Bayern München war die höchste Startniederlage, die jemals ein Verein in der Bundesliga kassiert hat. Daraus entwickelte sich auch gleich der zweite Rekord: Schalke stand durch das folgende 1:3 gegen Werder Bremen nach zwei Spieltagen mit null Punkten und 1:11 Toren da – so schlecht war in 57 Jahren Bundesliga noch nie eine Mannschaft gestartet.

15 Spiele brauchte Schalke bis zum ersten Saisonsieg, dem 4:0 gegen Hoffenheim am 9. Januar: Das war der späteste erste Sieg, den jemals ein Bundesligist errungen hat.

22 Spiele musste gar Omar Mascarell auf seinen ersten Sieg in dieser Saison warten: Der Spanier fehlte ausgerechnet beim 4:0 gegen Hoffenheim verletzt. Beim 1:0 gegen Augsburg war er dann dabei und überließ dem Wuppertaler Helmut Lausen somit den persönlichen Negativ-Rekord eines Bundesligaspielers: Der war in der Saison 1974/75 mit dem WSV bei 22 Einsätzen sieglos geblieben.

Auch interessant

Kein Auswärtssieg und elf Heimniederlagen

Schalke beendete die Saison ohne Auswärtssieg – das hatte noch nie eine Schalker Mannschaft geschafft. Bislang war der 1. FC Nürnberg in der Saison 1983/84 der einzige Bundesligist, der in einer Saison keinen Auswärtssieg zustande brachte. Saisonübergreifend steht Schalke sogar bei 28 sieglosen Auswärtsspielen in Serie. Minus 41 ist die Tordifferenz aus den Auswärtsspielen – damit überbot Schalke seinen Rekord von 87/88 (damals minus 40).

11 Heimniederlagen gab es – auch das ist neuer Vereinsrekord. Die bisherige Marke lag bei zehn. Einmal schoss Schalke in fünf Heimspielen hintereinander gar kein Tor (0:4 gegen Bayern, 0:3 gegen Leipzig, 0:4 gegen Dortmund, 0:0 gegen Mainz und 0:3 gegen Mönchengladbach): Auch das gab es nie zuvor. Darüber hinaus kassierte Schalke gleich zweimal vier Heimniederlagen in Folge (zwischen dem 8. und 13. sowie zwischen dem 17. und 22. Spieltag).

18 mal stand bei Schalke die Null auf der falschen Seite: So viele Spiele ohne eigenes Tor haben die Blauen noch nie geschafft. Der bisherige Vereinsrekord lag bei 15 torlosen Spielen in einer Saison.

77 Spiele musste Schalke saisonübergreifend warten, bis ein Tor in der Anfangsviertelstunde gelang: Das ist die längste Bundesligaserie dieser Art. Beim Heimspiel gegen Augsburg (1:0) traf Suat Serdar nach vier Minuten und beendete damit die seit Januar 2019 anhaltende Serie. Immerhin: Nach dem Augsburg-Spiel traf Schalke auch noch in Hoffenheim (durch Uth), gegen Hertha (durch Harit) und gegen Frankfurt (durch Huntelaar) in den ersten 15 Minuten.

86 Gegentore kassierte Schalke in dieser Saison: So viele musste seit der Jahrtausendwende kein Verein hinnehmen (75 waren es bei Freiburg in der Saison 2004/05). Immerhin blieb Schalke der eigene Vereinsrekord erspart: Der steht bei 88 Gegentoren aus der Saison 1980/81.

32 Gegentore fielen nach Standardsituationen. Damit löschten die Königsblauen den Rekord von Nürnberg (2004/05) und Hoffenheim (2013/14), die in einer Saison jeweils auf 31 Gegentore nach Standardsituationen gekommen waren.

Auch interessant

24 Niederlagen gab es in den 34 Bundesligaspielen: Auch das ist für Schalke ein neuer Vereinsrekord. Der stand bisher bei 20 Niederlagen und stammt aus der Saison 1982/83 – diese Marke erreichte Schalke in dieser Saison schon am 29. Spieltag.

Schalke ist jetzt Rekord-Tabellenletzter der Bundesliga

110 mal stand Schalke in seiner kompletten Bundesliga-Geschichte jetzt auf dem letzten Tabellenplatz, allein in dieser Saison hielt Schalke 29-mal die Rote Laterne. Damit ist Schalke jetzt Rekord-Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga. Kein anderer Verein stand in der Geschichte der Bundesliga so oft auf dem letzten Tabellenplatz. Bisher war Hannover 96 das Rekord-Schlusslicht (105-mal Letzter) – Schalke zog in dieser Saison am 30. Spieltag vorbei.

Fünf Trainer saßen in dieser Saison auf der Bank: David Wagner, Manuel Baum, Huub Stevens, Christian Gross und Dimitrios Grammozis – niemals hatte ein Bundesligist mehr Trainer in einer Saison. Nur der MSV Duisburg kam 1977/78 ebenfalls auf fünf Trainer (Rolf Schafstall, Herbert Burdenski, Otto Knefler, Friedhelm Wenzlaff und Carl-Heinz Rühl), landete damit aber immerhin auf Tabellenplatz sechs.

Vier Spiele musste Dimitrios Grammozis warten, bis er beim 1:2 in Leverkusen sein erstes Tor mit Schalke erlebte: In den ersten drei Spielen unter dem Gross-Nachfolger war Schalke torlos geblieben (0:0 gegen Mainz, 0:5 in Wolfsburg, 0:3 gegen Mönchengladbach). Einen Start wie Dimitrios Grammozis mit drei Spielen ohne eigenes Tor hatten in der Geschichte der Bundesliga zuvor erst drei Trainer hingelegt: Christoph John (Köln/ 2002), Jan Kocian (Frankfurt/ 2004) und Ramon Berndroth (Darmstadt/ 2016).

Schalke hat einen Magath-Rekord pulverisiert

42 Spieler hat Schalke in dieser Saison eingesetzt: Der letzte war Vasilios Pavlidis aus der U19 beim Spiel in Köln. Damit wurde der Rekord von Felix Magath, der beim VfL Wolfsburg in der Saison 2011/12 mit 36 auskam, geradezu pulverisiert.

Schalkes Abstieg stand am 30. Spieltag fest: So früh ist unter den aktuell gültigen Bedingungen noch kein Verein abgestiegen. Bayer Uerdingen (1995/96) und der SC Freiburg (1996/97 und 2004/05) stiegen zwar ebenfalls am 30. Spieltag ab, doch wurde in diesen Jahren keine Relegation ausgetragen. Seit es Relegation und Drei-Punkte-Regel gibt, stand nie ein Absteiger vor dem 32. Spieltag fest. Zum Vergleich: Tasmania Berlins Abstieg (ohne Relegation und Drei-Punkte-Regel) war am 28. Spieltag besiegelt.

Mit alledem ist Schalke der schlechteste Absteiger seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (ab der Saison 1995/96) – also seit einem Vierteljahrhundert. Die Königsblauen kommen auf 16 Punkte und bleiben damit unter der Marke des SC Freiburg aus der Saison 2004/05 (18 Punkte). Als Dimitrios Grammozis vor dem Abschlussspiel in Köln gefragt wurde, ob es ein Anreiz wäre, die Freiburger noch zu überbieten, sagte er: „Seitdem ich diesen Job angetreten habe, arbeite ich gefühlt jede Woche gegen einen Negativ-Rekord. Von daher: einer mehr oder weniger ist auch egal.“

Unerreicht bleibt aber auf jeden Fall Tasmania Berlin: Mit zehn Punkten aus 34 Spielen (umgerechnet auf die Drei-Punkte-Wertung) bleibt Tasmania wirklich das schlechteste Team in der Geschichte der Bundesliga. Tasmania kam auf zwei Siege, Schalke hat drei.