Gelsenkirchen. Ein Verkauf von Stürmer Benito Raman würde für Schalke 04 keinen Sinn ergeben, da Fortuna Düsseldorf viel Geld zustünde. Also soll Raman bleiben.

Als sich Spieler des Zweitligisten FC Schalke 04 beim ersten Training vor ihren Fans aufbauten und die neue Saison mit etwas Applaus einläuteten, stand Benito Raman in der allerersten Reihe. Die Momentaufnahme mag Zufall gewesen sein, als den großen Vorweggeher würde man den belgischen Stürmer jetzt nicht unbedingt erwarten. Dennoch versucht Schalke, Raman gerade wieder einzugliedern, weil alles andere keinen Sinn macht: Bei einem Verkauf würde Schalke nämlich draufzahlen. Grund ist eine ungewöhnliche Vertragskonstruktion.

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Unverkäuflich ist aus Prinzip in diesem Sommer kein Spieler auf Schalke, aber trotzdem gibt es solche und solche. Bei einigen wird ein Verkauf aus wirtschaftlichen Gründen dringend angestrebt, hierzu zählen etwa immer noch Matija Nastasic oder Amine Harit. Bei anderen muss man abwägen, und zu dieser Gruppe zählt Benito Raman.

Schalke müsste 2,6 Mio Euro nach Düsseldorf überweisen

Würde ein Verein derzeit, sagen wir mal, fünf Millionen Euro Ablöse für den Angreifer bieten, ginge ein Wechsel mit großer Sicherheit schnell über die Bühne. Aber ein solches Angebot gibt es nicht, und ein Transfer für ganz kleines Geld ist für Schalke wirtschaftlich uninteressant. Denn: Bei einem Verkauf muss Schalke 2,6 Millionen Euro an Ramans vorherigen Klub Fortuna Düsseldorf überweisen.

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Auf den ersten Blick ist das wieder so ein Schalker Vertragskonstrukt, bei dem man den Kopf schüttelt. Aber: Durch dieses Konstrukt gelang es Schalke bei der Raman-Verpflichtung vor zwei Jahren, die damalige Düsseldorfer Ablöseforderung zu drücken. Man erinnert sich: Wochenlang wurde von Düsseldorfer Seite suggeriert, Schalke würde einen zweistelligen Millionenbetrag für Raman zahlen – die Gelsenkirchener hielten dagegen und wiesen das als unwahr zurück. Schalkes damaliger Sportvorstand Jochen Schneider und sein Fortuna-Kollege Thomas Röttgermann fetzten sich darüber sogar öffentlich. Heute weiß man: Schalke zahlte für Raman damals 6,5 Millionen Euro.

Allerdings sicherte Schalke der Fortuna die volle Auszahlung vereinbarter Bonuszahlungen zu (bis zu 3,5 Millionen Euro), wenn Raman vor seinem Vertragsende 2024 verkauft wird. 900.000 Euro sind davon laut Bild bereits geflossen. Bleiben 2,6 Millionen Euro, die bei einem Verkauf jetzt fällig würden.

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Schalke ging damals eher von der Möglichkeit eines lukrativen Weiterverkaufs aus: Dass der Marktwert von Raman einmal so sinken könnte, hatte beim Vertragsabschluss niemand für möglich gehalten. Im Sommer 2019 gab es noch kein Corona und keinen zusammengebrochenen Transfermarkt. Und: Im Sommer 2019 war ein Schalker Abstieg in die Zweite Liga so wahrscheinlich wie die Deutsche Meisterschaft für Fortuna Düsseldorf. Fast ausgeschlossen.

Schalke: Sturm-Duo mit Terodde und Raman?

Jetzt sitzt Schalke auf dem Vertragswerk und muss das Beste daraus machen. Und das Beste erscheint unter den gegenwärtigen Bedingungen, dass man mit Raman einen Neustart anstrebt. Der Belgier ist prinzipiell kein schlechter Spieler, man muss in ihm nur wieder die Lust auf Schalke wecken. Beim Trainingslager an diesem Wochenende in Billerbeck ist viel Teambuilding angesagt, vielleicht eine Maßnahme. Eine andere ist das Vertrauen, das Raman benötigt. In seiner besten Phase bei Fortuna Düsseldorf stärkte der damalige Trainer Friedhelm Funkel den zuvor als Problem-Profi geltenden Stürmer – und der bedankte sich mit Leistung: Sowohl in der Saison 2017/18 als auch 2018/19 schoss Raman für die Fortuna jeweils zehn Liga-Tore – für Schalke waren’s in zwei Jahren insgesamt sechs.

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Ramans erstes Fortuna-Jahr fand damals in der Zweiten Liga statt, auch seine zehn Tore brachten Düsseldorf in die Bundesliga. Auf Schalke könnte Raman in der neuen Saison die zweite Sturmspitze neben dem Angriffs-Brecher Simon Terodde sein – wenn denn die Wiedereingliederung gelingt.