Gelsenkirchen. 24 Punkte trennen Schalke 04 in der Tabelle von Borussia Dortmund. Doch so chancenlos sind die Königsblauen nicht, findet Olaf Thon.

So aussichtslos die Situation auch erscheinen mag: Das Derby am Samstag gegen Borussia Dortmund ist für Schalke noch einmal eine Chance, um im Abstiegskampf wieder Anschluss zu finden. Daran klammert sich zumindest Olaf Thon (54), der im Fußball schon alles erlebt hat - vom Abstieg mit Schalke 1988 bis zum WM-Titel mit der Nationalmannschaft 1990. “Wenn ich nicht mehr hoffen würde, wer denn dann? Und dieses Hoffen geht bis zur letzten Minute”, sagt Olaf Thon. Im Gespräch mit dieser Redaktion findet er elf Gründe, warum Schalke zumindest das Derby gewinnen kann.

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1 Schalke hat sich unter Christian Gross wirklich verbessert, die Mannschaft tritt stabiler auf als in der Hinrunde. “Wenn jetzt die Saisonvorbereitung wäre, würde ich sagen: Da wächst etwas zusammen”, urteilt Thon, “aber leider sind wir schon in der Rückrunde und haben nur noch 13 Spiele.” Die Verbesserungen erklärt Thon mit den personellen Korrekturen, dem neuen Trainer und vor allem den Verpflichtungen von Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi. “Aber wir müssen jetzt anfangen, auch Tore zu schießen und zu gewinnen. Ein Derby hat seine eigenen Gesetze, da kann das klappen.”

2 Aufgegeben hat sich Schalke noch nicht, “die Hoffnung stirbt definitiv zuletzt”, beteuert Christian Gross. “Der Trainer geht da voran, das finde ich gut, und das erwarte ich auch von allen”, sagt Thon. Als ein positives Beispiel nennt er in diesem Zusammenhang die Begnadigung von Nabil Bentaleb: “Ja, man hat da auch Bauchschmerzen, aber man muss auch den letzten Strohhalm greifen, wenn man am Abgrund steht.”

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3 Das Derby ist für Schalke vielleicht die letzte Gelegenheit, noch einen Schub zu bekommen. “Emotional stimmt das, ein Derbysieg kann etwas auslösen”, sagt Thon. “Aber ich glaube nicht, dass es die letzte Chance ist. Ich sehe auch noch das Heimspiel Anfang März gegen Mainz: Das ist dann die aller, allerletzte Chance. Leider haben wir gegen Bielefeld und Köln aber schon solche Sechs-Punkte-Spiele verloren.”

4 Rechnerisch hat Schalke tatsächlich noch eine Chance: Wenn die Konkurrenz mitspielt, könnten etwa 28 Punkte für den Relegationsplatz reichen. Thon rechnet: “Dafür müssten wir von den letzten 13 Spielen sechs gewinnen und das eine oder andere Unentschieden holen. Wenn man unsere Saison sieht, ist das nicht sehr realistisch, aber die Zahlen lassen eine solche Rechnung zu.”

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5 Klaas-Jan Huntelaar kann noch Schalkes Joker werden - vielleicht auch im Derby. “Weil er verletzt war, bin ich da noch vorsichtig”, sagt Thon. Aber wenn der Hunter fit ist, könnte er helfen: “Bei Ajax hat er gezeigt, dass er auch mit wenig Spielzeit wichtige Tore schießen kann.”

6 Schalkes große Schwäche waren bisher die Standardsituationen (schon 21 Gegentore nach ruhenden Bällen) - ausgerechnet gegen das kopfballstarke Union Berlin ließ die Mannschaft da endlich einmal nichts anbrennen. “Da waren wir gut aufgestellt. Die Transfers von Kolasinac und Mustafi waren zielführend, auch Malick Thiaw und Timo Becker sind mit ihrer Größe wichtig. Schade nur, dass Salif Sané, der unser bester Kopfballspieler ist, nicht zur Verfügung steht”, analysiert Thon. Übrigens: Dortmund hatte gegen Union Berlin zwei Gegentore nach Standardsituationen kassiert.

7 Schalke kann sich die ganze Woche aufs Derby vorbereiten, der BVB muss am Mittwoch noch in der Champions League in Sevilla spielen. Und solche Reisen ins Ausland schlauchen, das weiß Thon aus eigener Erfahrung: “Das ist im Derby ein großer Vorteil für uns.”

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Dortmund steckt selbst in einer Krise, in den vergangenen sechs Bundesligaspielen holte der BVB nur fünf Punkte - das sind fast Schalker Verhältnisse. “Die Dortmunder waren zwar oft nah dran am Sieg, aber sie sind definitiv nicht in Topform”, stellt Thon fest und analysiert: “Sie machen im Moment einfache Fehler, das fängt beim Torwart an und setzt sich über den Abwehrchef Hummels fort. In der Offensive haben sie zwar riesiges Potenzial, aber es fehlt an der Abstimmung zwischen Mittelfeld und Sturm, wo Kapitän Reus auch im Formtief steckt.”

9 Schalke hat bei den beiden bisherigen Corona-Derbys so schlecht gespielt (0:4 und 0:3), dass es wirklich nur besser werden kann. “Da waren wir kein würdiger Gegner”, stellt Thon fest: “Aber das hatte nichts mit dem Derby zu tun. Es gab im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von Spielen, in denen wir uns haben abschlachten lassen - wenn ich an den Saisonstart gegen Bayern, Bremen und Leipzig denke. In dieser Verfassung ist die Mannschaft jetzt nicht mehr.”

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10 Schalke hat noch nie ein Derby verloren, wenn Benjamin Stambouli auf dem Platz stand, und im Moment ist der Franzose wieder erste Wahl. “Auch das gibt Hoffnung”, verdeutlicht Thon: “Ein Trainer beachtet auch solche Dinge, und Christian Gross arbeitet ja sehr viel mit Vergleichen und Metaphern - da wird er das auf dem Schirm haben. Hoffen wir, dass Stambouli gesund bleibt.”

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11 Schalke hat schon einmal in einem Derby die Wende im Abstiegskampf geschafft: Am 27. April 2019 mit einem 4:2-Sieg unter Huub Stevens. “Das war ein Sieg der Befreiung. Wenn wir da verloren hätten, wäre es schon vor zwei Jahren richtig eng geworden”, weiß Thon und sagt: “Im Derby kannst du immer hoffen, dass ein Wunder geschieht.”