Gelsenkirchen. Christian Gross ist die letzte Hoffnung des kriselnden FC Schalke. Der neue Trainer hofft noch auf Verstärkung - durch einen alten Bekannten?
Es sah zwar vielleicht nicht besonders geschickt aus, aber immerhin geordnet, und geschlossen waren die Reihen auch: In Gruppen zu sieben Mann balancierten die Spieler des FC Schalke 04 einen Ball über den Platz, ohne dass dieser den Rasen berühren sollte. Dabei fassten sich die Profis in einem Kreis an den Händen, und Christian Gross beobachtete alles mit wachsamen Augen. Schalkes neuer Trainer war zufrieden. Schon zuvor hatte er gesagt: "Der erste Eindruck, den ich von der Mannschaft habe, war sehr positiv. Die Spieler waren sehr fokussiert, als ich mit ihnen gesprochen habe."
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Mit einer fünfminütigen Ansprache von Christian Gross begann am Montag auch auf dem Trainingsplatz das, was sie auf Schalke "Mission” nennen: Der letzte Versuch, den taumelnden Riesen in den kommenden fünf Monaten vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu bewahren. Der neue Trainer machte schnell klar, was er von seinen seit 29 Ligaspielen sieglosen Profis erwartet. Ein Kernsatz: "Die Mannschaft muss zusammenrücken und auch geschlossener auftreten. Und vor allem muss sie mir zeigen, dass sie enorm ehrgeizig ist."
Schalke: Letzte Chance für Sportvorstand Jochen Schneider
Auch für die Profis, die schon so viele Trainer verschlissen haben, ist es der letzte Versuch. Nicht nur für den Verein und dessen Sportvorstand Jochen Schneider.
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Die Mängelliste, die der neue Trainer bei seinem Amtsantritt vorgefunden hat, ist stattlich. Mut, Kompaktheit, Effizienz - es sind einfache Begriffe, die der Schweizer einfordert und die in der Feststellung münden: "Wir müssen mehr nach vorne tun, wir müssen aber auch, ganz wichtig, schauen, dass wir keine Tore kriegen." Weil man getrost davon ausgehen darf, dass dieses Vorhaben auch seine Vorgänger hatten, muss aber noch mehr getan werden, um Schalke in der Liga zu halten. Zum Beispiel wird es nicht ohne Verstärkungen gehen.
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Schalke hat besonders Bedarf auch der Außenbahn
Gross hat genaue Vorstellungen, wo neue Spieler am wichtigsten sind: "Ich denke, dass wir vor allem auf den Außenbahnen Bedarf haben", sagt er, und auch in Sachen Schnelligkeit sei Verstärkung geboten. Beide Mängel fallen in den Verantwortungsbereich von Linksverteidiger Bastian Oczipka, und die Baustelle auf der rechten Seite ist ohnehin offenkundig. Wenn der FC Everton mit sich reden ließe, könnte hier gewiss der bereits im Vorjahr ausgeliehene Jonjoe Kenny helfen - wenn…
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Die Zusage, dass sich etwas tut, hat der neue Trainer aber erhalten. Nach Gesprächen mit Vorstand und Aufsichtsrat weiß Gross: "Wir versuchen, das Optimum zu machen, was möglich ist - die finanzielle Lage ist offenbar sehr angespannt. Aber der Verein ist bereit, wirklich alles zu machen, damit diese Mission gelingt." Generell hat der 66-Jährige in seiner Karriere die Erfahrung gemacht, dass eine Tugend im Leben unabdingbar ist: Mut. "Das sagt man so leicht, aber letztendlich zahlt sich Mut aus", weiß Gross.
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Er selbst hat als Symbol dafür einen etwas bizarren Glücksbringer: Einen echten Zahn von einem Haifisch. "Ich hatte die Möglichkeit, mir einen Haifischzahn zu kaufen, den trage ich an mir", verrät der Schweizer. Die Geschichte, die dahinter steckt, geht sogar noch über den Mut hinaus. Der Haifisch steht als Metapher für das, was Gross auch von Schalke sehen will: Ein hohes Maß an Mut und Aggressivität.
Gross und Schalke - es geht über Agressivität
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Für den Trainer ist das ein Lebensmotto, das er mit auf den Fußballplatz nimmt. "Wenn ich mich auf Spiele vorbereite, dann mache ich mir zuerst Gedanken über den gegnerischen Trainer", erzählt Schalkes Neuer und führt als Beispiel den viel geschätzten Ottmar Hitzfeld an, der letztlich doch "ein Wolf im Schafspelz” sei: "Er ist auch unheimlich aggressiv als Trainer, und diese positive Aggressivität braucht es.” Für Schalke im Kampf ums sportliche Überleben.