Gelsenkirchen. Die Bestätigung fehlt noch, aber Christian Gross soll Schalke in der Bundesliga halten. In seiner Heimat Schweiz ruft der Job Erstaunen hervor.
Es ist nur ein kurzes Weihnachtsfest für die Profis des FC Schalke 04, aber die Corona-Pandemie und die Terminverschiebungen im Jahr 2020 lassen für die Fußball-Bundesliga keine echte Winterpause zu. Allein rein sportlich gibt es ja auf Schalke genügend Anlässe, schnell wieder mit dem Training zu beginnen: Die Mannschaft ist Tabellenletzter, hat in bisher 13 Partien nur vier Punkte geholt, ist seit 29 Spielen in Serie saisonübergreifend ohne ein Erfolgserlebnis.
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Als vierter Trainer in der laufenden Saison soll nach Informationen dieses Portals Christian Gross S04 nun übernehmen und zum Klassenerhalt führen, auch wenn die Bestätigung des Klubs noch aussteht. Traut man dem 66 Jahre alten Gross, der seine Trainer-Laufbahn eigentlich schon für beendet erklärt hat, in seiner Heimat Schweiz die Rolle des Retters zu? Eine kleine Presseschau.
Wagner, Baum und Stevens – Gross soll als vierter Trainer Schalke retten
Erst David Wagner, dann Manuel Baum, zuletzt für jeweils ein Liga- und Pokalspiel Jahrhunderttrainer Huub Stevens: Sie alle haben nicht verhindern können, dass sich Schalke in einer desaströsen sportlichen Situation befindet. „Für diese Voraussetzungen verabschiedet sich Gross also aus dem Leben des Trainer-Rentners“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung zur neuen Aufgabe des langjährigen Erfolgscoachs des FC Basel. „Für einen Klub auch, der so sehr vom Rückhalt der Fans lebt – und sich vorerst in dieser düsteren Corona-Ambiance gegen den Abstieg wird stemmen müssen. Es überrascht, dass sich der 66-Jährige darauf einlässt – und es erstaunt fast ebenso sehr, dass sich die Schalker Gross anvertrauen, einem Trainer mit bloß einem knappen Jahr Bundesliga-Erfahrung, vor einem Jahrzehnt.“
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Den Ruf als Retter genieße Gross mehr im Ausland als in seiner Heimat. In der Schweiz gewann er mit dem FC Basel zwischen 1999 und 2009 vier Meistertitel; die Tottenham Hotspurs und den VfB Stuttgart bewahrte er dagegen vor dem Abstieg. Zuletzt arbeitete Gross in Saudi-Arabien und Ägypten, sammelte dort mit Al-Ahli und Zamalek Titel.
Reizt Gross auf Schalke der Rücktritt vom Rücktritt?
Gross gibt der NZZ Rätsel auf: „Es wird interessant sein zu erfahren, was ihn an dieser besonders anspruchsvollen Aufgabe auf Schalke gereizt hat, ob es ein Bestätigungsdrang ist oder doch die erwachte Lust am Coaching. Bloß monetäre Aspekte dürften es nicht gewesen sein, nachdem Gross an mehreren Stationen ziemlich gut entlohnt worden sein dürfte.“
Was die Schalke-Spieler bei der voraussichtlich gemeinsamen Zusammenarbeit künftig erwartet? „Sturheit und egoistische Geradlinigkeit“, schreibt die Zeitung Blick über Christian Gross. „Vor kleinen Schwindeleien schreckt er nicht zurück, wenn es seinen Zwecken dient. (…) Er ist hart mit den Spielern, aber nur so hart, wie er es von sich selbst auch erwartet.“
Rettung für Schalke? „Wenn es einer schafft, dann Gross“
Gerade auf Schalke könnte Gross seine Bodenständigkeit helfen – und die Tatsache, dass er zuletzt in fußballerisch wenig beachteten Ländern gearbeitet hat, nicht schaden. „Der Charakter eines Menschen ändert sich dabei nicht, vielleicht wird der Horizont sogar breiter. Und vielleicht versteht Gross nach seinen Erfahrungen vielleicht Spieler wie Amine Harit besser“, schreibt der Blick und kommt zu dem Schluss: „Es ist eine Herkules-Aufgabe. Aber wenn’s einer schafft, Schalke zu retten, dann Gross. Es werden spannende Monate.“ (ab)