Gelsenkirchen. Nach einer Serie von 29 Liga-Spielen ohne Sieg muss sich Schalke 04 auf einen Abstieg vorbereiten. Finanziell wäre die 2. Bundesliga zu stemmen.

Auch der Trainer-Legende fiel nur noch das Prinzip Hoffnung ein. „Aufgeben“, sagte Huub Stevens nach der 0:1 (0:0)-Niederlage des Tabellenletzten Schalke 04 gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld, „ist das Allerallerallerletzte.“ Bielefelds Kapitän Fabian Klos besiegelte am Samstag die bittere Niederlage durch ein Kopfballtor (53.). Nach dem 29. Liga-Spiel in Folge ohne Sieg sprechen die Zahlen nicht für Schalke: Noch nie in 57 Jahren Bundesliga hat eine Mannschaft den Klassenerhalt geschafft, die nach 13 Spieltagen nur vier Punkte gesammelt hatte.

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Die Schalker müssen bereits Unterlagen sammeln, um die Lizenz für die 2. Bundesliga zu beantragen – das haben sie selbst schon gesagt. Das Zulassungsverfahren der DFL beginnt stets im Frühjahr. Wie sieht dieser Plan für die kommende Saison aus? Kann sich Schalke ein Jahr in der 2. Bundesliga leisten? Gibt es Änderungen im Aufsichtsrat und Vorstand? Wie sähe nach dem Abstieg die Mannschaft aus? Eine Übersicht.

Die Finanzen

Eine Frage stellen sich viele Fans besonders: Bekommt Schalke überhaupt die Lizenz für die 2. Bundesliga? Vor zwei Jahren mussten die Königsblauen schon einmal einen Lizenzantrag für den Abstiegsfall stellen, Schalkes Verbindlichkeiten betrugen im Winter 2018/2019 219 Millionen Euro. Die Lizenz bekam Schalke damals ohne Auflagen. Auch diesmal wäre das, so heißt es im Umfeld des Vereins, möglich – trotz der Corona-Pandemie und des auf 240 Millionen Euro gestiegenen Schuldenstandes. Besonders wichtig sind Transfer-Einnahmen und eine Reduzierung des Personaletats. In der aktuellen Saison wird Schalke etwa 100 Millionen Euro ausgeben. Vor allem die 18,5 Millionen Euro, die für den festen Wechsel von Weston McKennie zu Juventus Turin fällig werden, sollte Juve die Champions League erreichen, spielen im Lizenzantrag eine große Rolle. Weitere Verkäufe sind möglich – das gilt vor allem für Ozan Kabak, Suat Serdar und Amine Harit, deren Verträge auch für die 2. Bundesliga gelten. Es gibt aber auch Profis, die nur Verträge für die Bundesliga haben -- doch auch Gehaltsersparnisse würden für Schalkes Zweitliga-Etat eine erhebliche Entlastung bedeuten. Denn in Gehaltsverhandlungen waren die Schalker in den vergangenen Jahren stets spendabel.

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Klar ist aber: Auf allen Ebenen sinken die Einnahmen, allein 30 bis 35 Millionen Euro TV-Gelder würden im Abstiegsfall fehlen. Auch die Sponsoren-Erlöse und Zuschauer-Einnahmen würden sinken. Eine Ausgliederung der Profi-Abteilung wäre mehr denn je ein Thema, um die Schulden langfristig loswerden zu können.

Der Aufsichtsrat

Elf Mitglieder hat der Aufsichtsrat – fünf davon stehen bei der nächsten Jahreshauptversammlung, die nach Saisonende stattfinden soll, auf jeden Fall zur Wahl, unabhängig von den sportlichen Entscheidungen. Die Mandate von Jahrhunderttrainer Huub Stevens, Stefan Gesenhues, Moritz Dörnemann, Ingolf Müller und Matthias Rüter laufen aus. Müller und Rüter waren für die zurückgetretenen Clemens Tönnies und Uwe Kemmer nachgerückt. Gut möglich, dass diesmal mehr Kritiker der gegenwärtigen Führung zum Zuge kommen – und nicht wie zuletzt oft Freunde und Gönner des allmächtigen Ex-Bosses Clemens Tönnies. Eine Opposition formiert sich bereits.

Der Vorstand

Aus drei Personen besteht Schalkes Vorstand: Jochen Schneider, Alexander Jobst und Christina Rühl-Hamers. Die Finanzchefin ist neu und noch außerhalb jeglicher Kritik.

Für Schneider und Jobst gilt das nicht mehr, auch wenn der Aufsichtsrat in seiner aktuellen Besetzung vor allem Jobst noch nicht infrage stellt. Wie lange es mit Schneider weitergeht, muss man abwarten. Sein Vertrag gilt noch bis Juni 2022, für die aktuelle Saison genießt er noch das Vertrauen der Gremien.

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Die Planungen für die kommende Saison soll nach Informationen dieser Redaktion ein zusätzlicher Sportdirektor übernehmen, der momentan akribisch gesucht wird. Möglichst schon im Januar soll der Sportdirektor seine Arbeit aufnehmen. Aktuell teilen sich Sascha Riether, Mike Büskens und René Grotus die Aufgaben des freigestellten Michael Reschke.

Der Trainer

Zwei Trainer stehen noch bis Juni 2022 unter Vertrag: David Wagner und Manuel Baum. Der Nachfolger von Interimstrainer Huub Stevens soll erst einmal nur einen Vertrag bis zum Saisonende unterschreiben. Ab dem 1. Juli 2021 soll dann ein Trainer übernehmen, der glaubhaft Aufbruchstimmung verkörpert. Gelingt dem Stevens-Nachfolger überzeugend der Klassenerhalt, ist auch eine Vertragsverlängerung denkbar.

Die Mannschaft

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Ob 1. oder 2. Bundesliga – das Team bekommt ein neues Gesicht. Elf Verträge enden, besonders der Abgang von Top-Verdiener Nabil Bentaleb entlastet den Etat erheblich. Etliche Profis, die noch längerfristig auf der Gehaltsliste entstehen, sollen gehen. Im Abstiegsfall werden in der Knappenschmiede ausgebildete Spieler das Gerüst bilden – angefangen bei Torwart Ralf Fährmann. Auch die Talente Malick Thiaw, Ahmed Kutucu, Nassim Boujellab und Can Bozdogan würden eine viel größere Rolle spielen.

Das Ziel

In großen Teilen neuer Aufsichtsrat, vielleicht ein neuer Sportchef, neue Trainer, eine rundum erneuerte Mannschaft – und zur neuen Saison möglicherweise mit Fans im Stadion – Umbrüche gab es viele, der wohl größte steht bevor. Klar ist aber: Der schnelle Wiederaufstieg wäre unabdingbar wichtig, um nicht langfristig an den Schulden zu ersticken. Ein Abbau der Verbindlichkeiten erscheint nur in der Bundesliga möglich.