Gelsenkirchen. Das war das sieglose Spiel Nummer 29. 0:1 hieß es zwischen Schalke und Arminia Bielefeld. Auch Huub Stevens konnte den Sturz nicht aufhalten.
Auch Jahrhunderttrainer Huub Stevens hat den freien Fall des FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga nicht stoppen können. Die Königsblauen verloren das vorentscheidende Spiel im Abstiegskampf gegen Arminia Bielefeld verdient mit 0:1 (0:0). Die Schalker überwintern als abgeschlagenes Schlusslicht und Abstiegskandidat Nummer eins. 29 Liga-Spiele in Folge haben sie nicht gewonnen – der unerreichbar scheinende Liga-Minusrekord von Tasmania Berlin ist nur noch zwei Spiele entfernt. Die Analyse von Schalkes-Teammanager Sascha Riether nach dem Spiel klang geradezu hilflos: "Fußball kann verrückt sein. Nach dem Pokalspiel haben wir eine kurze Pause, in der wir alles analysieren und unsere Schlüsse ziehen können."
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Zwei Tage vor diesem Krimi im Abstiegskampf hatten die Schalker den Trainer gewechselt: Für den glücklosen Manuel Baum übernahm die 67-jährige Trainer-Legende Stevens. Die Schalker hatten darauf gehofft, mit Stevens den Anschluss ans rettende Ufer herstellen und die schwarze Serie beenden zu können – die Bielefelder wollten den Mitkonkurrenten distanzieren. Ein Spiel für Genießer war nicht zu erwarten – und das gab es auch nicht.
Team auf zwei Positionen verändert
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Stevens hatte Schalkes Team auf zwei Positionen geändert – für Amine Harit und Rabbi Matondo (beide Bank) rückten Hamza Mendyl und Alessandro Schöpf in die Startelf. Keine Experimente gab es bei der Taktik: Schalke setzte auf ein klassisches 4-2-3-1, überließ den Bielefeldern die Spielkontrolle, ging in der Offensive kein Risiko ein. Aber so hatte es Stevens auch bei seinen ersten drei Amtszeiten gehalten. In der ersten Halbzeit hatte der Aufsteiger deshalb 60 Prozent Ballbesitz.
Zu einem ansehnlichen Spiel trug die Schalker Strategie aber nicht bei. Es gab in der ersten Hälfte viele Fouls, viele Nickeligkeiten, viele Unterbrechungen, viel Gebrüll von der Seitenlinie – aber nur selten Fußball. Bis zur einzigen großen Torchance vor der Pause vergingen 44 Minuten. Dann lief der Bielefelder Sergio Cordova nach einem simplen langen 40-Meter-Pass Schalkes Innenverteidiger Ozan Kabak davon und donnerte den Ball an den Innenpfosten – da hatte Torwart Ralf Fährmann eine Menge Dusel.
Nur Raman schießt aufs Tor
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Zuvor gab es zwar einige Abschlüsse beider Teams, aber alle waren ungefährlich. Benito Raman gelang als einzigem ein Schuss aufs Tor, doch Bielefelds Torwart Stefan Ortega parierte sicher (22.). Dem 1:0 waren die Bielefelder, die sich gegen die Schalker sogar fünf Ecken erarbeiten konnten. Durchsetzen konnten sie sich aber nicht, meist bekam Salif Sané noch ein Bein dazwischen; der Abwehrchef war zunächst Schalkes Bester. Es blieb zur Pause beim 0:0, Stevens‘ legendärer Spruch „Die Null muss stehen!“ hatte aus Schalker Sicht noch Bestand.
Das änderte sich aber nach der Pause. Das Spiel wurde direkt nach dem Anpfiff munterer. Zunächst hatten die Königsblauen ihre erste Chance: Zweimal rettete Arminia-Torwart Stefan Ortega – zunächst bei einem Schuss von Nassim Boujellab, dann beim anschließenden Kopfball seines Mitspielers Cedric Brunner (47.), der aufs eigene Tor flog. Das gab Schalke aber nur für wenige Augenblicke Mut. In der 53. Minute flankte Nathan de Medina den Ball unbedrängt in die Mitte, dort wurde Fabian Klos weder von Sané noch von Bastian Oczipka gestört und köpfte den Ball locker ins rechte Eck des Schalker Tores – 1:0 für die Gäste. Unverdient war das nicht.
Wütend, aber nicht effektiv
Die Schalker waren im Jahr 2020 nicht damit aufgefallen, auf einen Rückstand wütend zu reagieren – und jetzt? Wütend waren sie, aber sie schafften es nicht, auf dem Platz die Ruhe zu bewahren und sich Chancen zu erspielen. Das Spiel wurde nicht besser, sondern noch ruppiger als im ersten Durchgang. Schalke griff verzweifelt an – doch die Pässe waren meist lang und nicht präzise. Die Schüsse flogen weit am Tor vorbei oder wurden im Strafraum geblockt.
Die Bielefelder hielten dagegen und verteidigten das Ergebnis ohne große Mühe und mit allen Tricks des Zeitspiels. Sie waren dem zweiten Tor sogar etwas näher als die Schalker dem ersten. Die beste Chance vergab Cordova, der den Ball freistehend am Tor vorbeischoss (71.). Es blieb aber beim knappen Sieg für die Gäste – und dem missratenen Comeback der Trainer-Legende.