Gelsenkirchen. Schalke 04 braucht klare Vorstellungen für den Fall des Abstiegs. Und nicht nur Hoffnung auf Rettung durch einen neuen Trainer. Ein Kommentar.

Der 17. April 1971 ging als bisher schwärzeste Stunde in die Geschichte des FC Schalke 04 ein. An jenem Tag schaffte Arminia Bielefeld einen 1:0-Sieg in der Glückauf-Kampfbahn – es war ein erkaufter. Schalker Spieler hatten die Hand aufgehalten und sich persönlich bereichert. Na ja, was man so bereichern nennt. Es ging um 2300 Mark pro Mann. Als alles aufflog, folgten lange Sperren.

Nicht ganz 50 Jahre später hat Arminia Bielefeld erstmals wieder auf Schalke gewonnen, erneut mit 1:0. Und wieder taumeln die Königsblauen durch eine der größten Krisen ihrer Vereins-Historie. Sie haben im gesamten Jahr 2020 nur ein Bundesligaspiel gewonnen, und zwar gleich das erste. Das schafft nun wirklich nicht jeder.

Der neue Trainer wird bereits der vierte in der ersten Saisonhälfte sein

Dass sie nach jenem 2:0 gegen Gladbach im Januar nur drei Punkte hinter dem FC Bayern standen, dokumentiert die Rasanz des Niedergangs. Die Corona-Pandemie erklärt bei weitem nicht alles, sie hat die über Jahre gestreckten Fehlleistungen der Vereinsführung lediglich offenbart und verstärkt.

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Und nun? Noch klammern sich Vorstand und Aufsichtsrat an einen Strohhalm, sie setzen darauf, dass ein erfahrener Trainer ab Jahresbeginn das unmöglich Erscheinende doch noch möglich macht – es wird dann in dieser Saison, die noch nicht mal zur Hälfte gespielt ist, bereits der vierte sein. Die wahrscheinlichere Variante aber heißt Abstieg. Und deshalb wird es allerhöchste Zeit, dass der FC Schalke 04 seine Zukunft nicht königsblauäugig, sondern realistisch plant.

Das Beispiel 1. FC Kaiserslautern muss Mahnung genug sein

Viele Fans fürchten den Total­absturz, sie sahen schon andere Traditionsvereine mit großen Namen über die Zweite Liga hinweg nach unten fallen – der 1. FC Kaiserslautern beispielsweise war noch in den Neunzigern zweimal Meister. Die wichtigste Frage: Würde man den mit rund 240 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Schalkern überhaupt die Gegenheit geben, in der Zweiten Liga spielen zu dürfen? Um bei deutlich weniger Einnahmen die Lizenz zu bekommen, müssten viele Spieler verkauft und der Etat weit heruntergeschraubt werden.

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All diese Sorgen plagen die leidgeprüften Anhänger. Sie sehnen sich nach Erklärungen, die über Durchhalteparolen hinausgehen. Wo bleibt die vor Saisonbeginn versprochene Transparenz?