Je länger die Negativserie, desto geringer das Selbstbewusstsein. Schalke 04 braucht allerdings nicht nur mentale Stärke. Ein Kommentar.

Manuel Baum gestikulierte, rief, griff korrigierend ein, war ständig in Bewegung. Der neue Trainer des FC Schalke 04 versuchte alles – doch es war nicht überraschend, dass er es in wenigen Tagen nicht einmal im Ansatz schaffen konnte, die großen Probleme dieser Mannschaft zu lösen. Die Arbeit daran wird intensiv sein müssen und Geduld abverlangen, die sich der Verein in seiner prekären Lage nicht leisten kann.

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Wegen fataler Fehlentscheidungen in der Vergangenheit und der daraus folgenden finanziellen Notlage ist das Aufgebot ein Sammelsurium, einzelne Positionen sind zu schwach oder nicht einmal von Spezialisten besetzt. Und man vermisst die im modernen Fußball unerlässlichen Tempospieler.

Bei Ballbesitz sind die Schalker ideenlos oder hektisch

Schalkes Profis sind aber nicht nur läuferisch zu langsam, es fehlt ihnen auch die Handlungsschnelligkeit. Ihr Zweikampfverhalten ist schauderhaft, die Fehlpässe sind eklatant. Es ist leicht, sie ausein­anderzunehmen, sie sind keine Mannschaft. Ein eigenes Spiel findet ohnehin nicht statt, bei Ballbesitz sind die Schalker entweder ideenlos oder hektisch.

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Manuel Baum wird sich an die Taktik begeben, da kann er am ehesten etwas bewegen. Er wird dem Team auch eine Struktur vermitteln müssen, und vor allem: einen Anflug von Leidenschaft. Wenn es nicht gelingt, dieses leblose Gebilde aus seiner Starre zu befreien, nützen weder Systemveränderungen noch Spielerwechsel.

Der Abstiegskampf hat für Schalke bereits begonnen

Die Blockade in den Köpfen zu lösen, das ist Manuel Baums Mammutaufgabe. Selbstbewusstsein kann logischerweise nach so vielen Negativ-Erlebnissen nicht mehr existieren, in Leipzig sah man das nach dem ersten Gegentor. In so einem Moment denkt jeder Spieler: Nicht schon wieder! Und dieser Gedanke lähmt.

So seltsam es klingen mag: Aber Schalke 04 befindet sich schon jetzt im Abstiegskampf, das sollte allen klar sein. Es ist zu viel passiert mit und in diesem Klub. 19 Spiele ohne Sieg. Zum Saisonstart kein Punkt, nur ein Tor, aber 15 Gegentore: In der Geschichte der Bundesliga gab es noch keine Mannschaft, die nach drei Spieltagen eine schlechtere Bilanz hatte. Nicht einmal die von Tasmania Berlin, die 1966 mit nur acht Punkten abstieg. Die stand nach drei Spieltagen noch auf dem vorletzten Platz – vor: Schalke 04.