Leipzig. . Kampf der Torhüter: Ralf Fährmann oder Frederik Rönnow - wer ist in zwei Wochen die neue Nummer eins beim FC Schalke 04? Das ist offen.

Das Spiel lief bereits zehn, 15 Minuten, da bekam Frederik Rönnow, neuer Torwart des FC Schalke 04, drei Signale: Aufwärmen, bereit halten, Handschuhe anziehen. Und als in der Halbzeitpause Torwarttrainer Simon Henzler auf ihn zuschritt, wusste Rönnow: Jetzt muss ich ran. Mit 0:3 lagen die Königsblauen im Bundesligaspiel bei RB Leipzig zurück, angesichts der deutlichen Unterlegenheit war das Unterfangen Aufholjagd hoffnungslos. Im Gegenteil: Weitere Gegentore schienen nicht unwahrscheinlich. Kein besonders perfekter Zeitpunkt für ein Debüt.

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Doch Rönnow kam für Ralf Fährmann (31) ins Spiel, drei Tage, nachdem er auf Leihbasis von Eintracht Frankfurt gekommen war. Einen ungewöhnlichen Torwart-Tausch hatten die Schalker mit der Eintracht vereinbart: Markus Schubert wechselte nach Frankfurt, saß beim 2:1-Erfolg über 1899 Hoffenheim gleich auf der Bank.

Saison für Fährmann ein Graus

Aber dort blieb er auch. Der 28-jährige Rönnow durfte direkt spielen. „Ralf Fährmann“, erklärte Trainer Manuel Baum, „hat sich im Adduktorenbereich verletzt.“ Kapitän Omar Mascarell hatte das nicht mitbekommen, er sagte nach dem Spiel: „Das ist ein taktisches Ding. Ich sehe kein Problem bei diesem Wechsel.“ Rönnow wusste frühzeitig Bescheid: „Ich habe mich während der ersten Halbzeit aufgewärmt und kam zur zweiten Hälfte rein.“

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Für Fährmann ist die Saison bisher ein Graus. Er hatte sich nach sieben Wochen Vorbereitung seinen Traum erfüllt und den Platz im Tor seines Herzensvereins gegen viele Widerstände zurückerobert - doch seitdem in der Bundesliga der Ball rollt, fehlt ihm das Glück. Zum Auftakt gab‘s eine 0:8-Klatsche in München, dann eine 1:3-Niederlage gegen Werder Bremen - und in der ersten Halbzeit in Leipzig musste er schon wieder dreimal hinter sich greifen. Summiert ergibt das 14 Gegentore in 225 Minuten. Ganz schön viel.

Rönnow mit tollen Paraden im Schalker Tor

Bei den meisten Gegentoren war Fährmann schuldlos. Aber nicht bei allen. In München ließ er einen haltbaren Schuss von Thomas Müller passieren. In Leipzig war er am 0:1, das durch ein Eigentor entstand (31.), nicht ganz unbeteiligt. Fährmann spielte einen ungenauen Pass auf Benjamin Stambouli, der dann im Spielaufbau den Ball verlor. Das Spiel mit dem Ball am Fuß - Fährmanns größtes Manko.

Rönnow bekam in der zweiten Hälfte viele Schüsse aufs Tor und zeigte einige tolle Paraden. Zu überwinden war er nur vom Elfmeterpunkt (80.). Den Schuss von Marcel Halstenberg hätte er aber beinahe abgewehrt. Er ärgerte sich so sehr über das Gegentor, dass er mit der Faust auf den Leipziger Rasen trommelte.

Dritte Torwartdebatte auf Schalke in drei Jahren

Die Torwart-Debatte auf Schalke ist zurück - und es ist die dritte binnen zwei Jahren. Zunächst hieß es Fährmann/Nübel, dann Schubert/Nübel, nun Fährmann/Rönnow. Wer ist die Nummer eins, wenn Schalke in zwei Wochen auf Union Berlin trifft? Bei seiner Präsentation hatte Baum diese Entscheidung bewusst offen gehalten. Er gab lediglich an, Rönnow erst einmal näher kennenlernen zu wollen. Am Tag vor dem Leipzig-Spiel erklärte Baum dann Fährmann zur Nummer eins - eine bewusst temporäre Entscheidung. Nun dürfte der Trainer neu überlegen. Ein Torwart-Experte ist er - er war in seiner aktiven Karriere selbst einer.

Deshalb zählt ein Sonderlob in diesem Fall doppelt. „Rönnow“, sagte Baum, „hat seine Sache ganz gut gemacht. Das war eine gute Leistung.“ Immerhin einer war an diesem verkorksten Tag in Schalkes Team ein Gewinner.