Gelsenkirchen. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider über Transfers, die Finanz-Klemme, Ralf Rangnick und eigene Verantwortung in der Schalke-Krise.
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider hat nach der neuerlichen 0:4-Klatsche bei RB Leipzig wenig Hoffnungen auf eine rasche Wende geweckt. Schalke müsse erst einmal wieder „wettbewerbsfähig“ werden, sagte Schneider am Sonntag in der Sendung Sky90: „Es geht für uns jetzt allein darum, im nächsten Bundesligaspiel gegen Union Berlin Paroli bieten zu können“. Ob bis zum Transferschluss am Montagabend um 18 Uhr noch Verstärkung kommt, ließ er offen.
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Schalke hofft noch auf einen Neuzugang, im Gespräch ist der Frankfurter Rechtsverteidiger Danny da Costa. Generell sagte Schneider über die Transferbemühungen: „Wir müssen bis morgen um 18 Uhr abwarten, da bitte ich um Verständnis. Wir sind nicht auf dem Driver-Seat, morgen Abend wissen wir mehr.“
Schalkes Transfers und die Finanznot
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Schalkes Sportvorstand wies in dem Gespräch mehrfach auf die finanziellen Zwänge hin, die die Kaderplanung in diesem Jahr erschwert haben: „Das eine ist, was Sie wollen - und das andere ist, was Sie können. Wir brauchen nicht nur die Balance auf dem Spielfeld, sondern auch bei den wirtschaftlichen Zahlen.“ Die Corona-Krise habe dazu geführt, „dass die Transferaktivitäten anders aussahen als geplant“.
Schneider wundert sich über Rangnick: „Er war keine Alternative“
Stellung bezog Schneider auch zum Trainerwechsel. Dass Ralf Rangnick eine Woche zuvor bei Sky90 ein Interesse an Schalke nicht kategorisch ausgeschlossen hatte, „hat mich auch gewundert, weil ich 30 Stunden vor der Sendung noch mit ihm telefoniert habe, aber er hat sich ja später korrigiert“. Am Montag hatte Rangnick gegenüber dieser Redaktion einen Wechsel nach Schalke ausgeschlossen. Schneider: „Ich weiß, wie Ralf denkt - deswegen war er keine Alternative“.
Schneider: „Einer muss dafür geradestehen - das bin ich“
Dass Manuel Baum direkt mit dem schweren Spiel in Leipzig seinen Job auf Schalke angetreten hat und Schalke nicht mit einem Interimstrainer nach Leipzig gefahren ist, verteidigte Schneider: Ihm war es wichtiger, dass der Wagner-Nachfolger die Mannschaft vor der nun beginnenden Länderspielpause kennenlernt: „Ich glaube, dass die vier Tage ihm gutgetan haben, die Truppe kennenzulernen.“ Mit diesen Erkenntnissen könne Baum nun arbeiten. Daran, dass Manuel Baum die richtige Wahl sei, ließ Schneider keinen Zweifel: „Davon bin ich überzeugt, insbesondere für diese Mannschaft, die Halt und Orientierung braucht. Das hat er bewiesen bei seiner Station in Augsburg, wo es ihm gelungen ist, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen.“ Das Problem nach 19 sieglosen Bundesligaspielen „hat etwas mit der Birne zu tun - die Jungs haben eine Blockade, die müssen wir lösen.“
Schneider nannte den Trend seit Januar „alarmierend“ und „fatal“. Die Situation gehe ihm „sehr, sehr nahe“. Als Sportvorstand erklärte er: „Ich übernehme zu 100 Prozent Verantwortung - einer muss dafür geradestehen, und das bin ich. Natürlich haben sich die Dinge anders entwickelt als erhofft, wir waren bis Weihnachten auf einem guten Weg.“ Auf die Frage, ob es nach der Verpflichtung von Manuel Baum auch um seine eigene Position gehe, antwortete Jochen Schneider: „Das muss der Aufsichtsrat entscheiden.“ Aber generell gehe es nicht um Schneider, sondern um die Interessen des Vereins. (MH)