Essen. Was bedeutet der U19-Abstieg für Rot-Weiss Essen? Wird es noch härter, Talente zu entwickeln? NLZ-Boss Christian Flüthmann gibt die Antworten.

Rot-Weiss Essen stellt seine Jugendabteilung nach dem Abstieg der U19 aus der Bundesliga neu auf. Simon Hohenberg, bisheriger B-Jugend-Coach, trainiert ab sofort die A-Jugend. Neuer U17-Trainer ist Michael Delura. Wir sprachen mit Christian Flüthmann (40), dem Chef des rot-weissen Nachwuchsleistungszentrums, über die Lehren aus dem Abstieg, die Ziele und das „RWE-Gen“.

Der Abstieg aus der Bundesliga hatte sich schon länger angedeutet. Inzwischen steht fest: Rot-Weiss Essens U19 startet in der nächsten Saison in der Niederrheinliga. Welche Gründe haben Sie für den Abstieg ausgemacht, Herr Flüthmann?

Flüthmann: Wir hatten uns für die vergangene Saison neben unserer Hauptaufgabe die Spieler zu entwickeln, auch das Ziel gesetzt, den Klassenerhalt zu erreichen. Allerdings war uns bewusst, dass es aufgrund der angesetzten Einfach-Spielrunde mit fünf Absteigern eine herausfordernde Aufgabe für unsere U19 werden würde.

Rot-Weiss Essen: U19 fehlte die Konstanz

Wir haben verschiedene Gründe für den Abstieg ausgemacht. Einer der wichtigsten war das Fehlen einiger Stammspieler aufgrund von schwerwiegenden Verletzungen. Diese Anzahl an Stammkräften, konnten wir nicht kompensieren. In drei oder vier Spielen hatten wir zudem Schwierigkeiten, effizient vor dem Tor zu sein, was uns Punkte gekostet hat. Aber vor allem fehlte uns die Konstanz und einen Lauf, um in der Liga bestehen zu können.

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Nach einer Saison ist auch für Trainer Suat Tokat Schluss. Warum hat er nicht die gewünschten Ergebnisse eingefahren?

Für Suat war es seine erste Station in einem Nachwuchsleistungszentrum, und er musste sich schnell an die umfangreichen Abläufe und Anforderungen gewöhnen. Suat und sein Trainerteam haben alles versucht, um den Klassenerhalt zu erreichen. Wir waren ständig in einem guten Austausch und haben die vorher angesprochenen Umstände in der Bewertung im Laufe der Saison berücksichtigt.

Trotz der Bemühungen des Trainerteams konnten wir am Ende die Klasse leider nicht halten. Wir haben uns zum Ende der Saison in einem Gespräch mit Suat zusammengesetzt und haben uns darauf verständigt, dass es aus verschiedenen Gründen nicht weitergehen wird. Wir sind jedoch dankbar für seine Arbeit und wünschen ihm alles Gute für seine zukünftigen Herausforderungen.

Lesen Sie hier: Flüthmann im Interview – so will RWE seine Talente an sich binden.

Simon Hohenberg übernimmt die Mannschaft zur Sonderspielrunde. Er trainierte bislang die U17, kennt den Verein bestens. Welche Impulse erhoffen Sie sich von ihm?

Es geht dabei weniger um kurzfristige Impulse, sondern vielmehr darum, die Spieler optimal auf die kommende Saison in der U19-Niederrheinliga vorzubereiten. Deshalb werden wir auch mit einem großen Teil der kommenden U19-Mannschaft die Sonderspielrunde spielen. Dadurch erhoffen wir uns, dass die Spieler sich direkt an das höhere Spielniveau und die neue Herausforderung gewöhnen können.

Rot-Weiss Essen: Wird die Nachwuchsarbeit nun schwieriger für RWE?

Was ändert sich strukturell, welches Gesicht soll die U19 in der nächsten Saison haben?

Wenn ich mir die Trainingseinheiten und die Spiele anschaue, möchte ich eine Mannschaft sehen, die alles dafür tut, um noch besser zu werden und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Mannschaft das RWE-Gen verkörpert.

Wir wollen eine Mannschaft, die wuchtig und intensiv spielt und die Leidenschaft und den Kampfgeist, den unser Verein verkörpert, auf dem Platz zeigt. Die Kaderplanung ist zu 99 Prozent abgeschlossen und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Besonders positiv stimmt uns, dass wir viele Spieler aus der U17 und U19 halten konnten. Das zeigt, dass diese Spieler eine Identifikation mit dem Verein haben, und die Aufgabe in der Niederrheinliga annehmen werden.

Neuer Coach von Rot-Weiss Essens U19: Simon Hohenberg.
Neuer Coach von Rot-Weiss Essens U19: Simon Hohenberg. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Es geht für die U19 in der Niederrheinliga weiter. Ist es nun noch schwieriger, Talente für RWE zu überzeugen? Im Ruhrgebiet tummeln sich bekanntlich viele Klubs mit einem Nachwuchsleistungszentrum, die Konkurrenz ist groß.

Wir sind uns bewusst, dass die Konkurrenz im Ruhrgebiet groß ist. Dennoch konnten wir für den Sommer wieder Talente für unseren Verein gewinnen. Wir sehen uns weiterhin in der Entwicklung, sowohl infrastrukturell als auch im Bereich der Ausbildung. Der gesamte Verein ist eine Marke und wir möchten jedem Talent unseren Weg der Ausbildung aufzeigen und stetig verbessern. Wir sind überzeugt, dass wir weiterhin eine attraktive Anlaufstelle für junge Spieler sind.

RWE-Nachwuchs erwartet ein Perspektivwechsel

Anders gesehen: In der Bundesliga war RWE oft der Außenseiter, in der Niederrheinliga wird das Team das Spiel machen müssen. Ist das für die Entwicklung der Talente auf dem Weg zur Profimannschaft vielleicht sogar förderlicher?

Es wird ein kompletter Perspektivwechsel stattfinden, wir werden vom Jäger zum Gejagten. In der Niederrheinliga wird unser Team öfter das Spiel machen und offensiver agieren müssen, was die Spieler dazu ermutigt, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und ihre Kreativität auf dem Spielfeld auszuleben. Diese Erfahrung kann für ihre Entwicklung als Spieler sehr wertvoll sein. Vor allem kommt es darauf an, die eigene Intensität immer auf dem höchsten Level zu halten.

Deshalb werden wir ergänzend zum Liga-Alltag gegen U19-Bundesliga-Teams testen. Der Austausch mit der Profimannschaft wird unabhängig von der Liga weiterhin intensiv sein und wir werden es den Spielern ermöglichen, sich bei den Profis zu zeigen. Wir wollen unsere Talente bestmöglich fördern und auf den Profifußball vorbereiten, egal in welcher Liga wir spielen.

Was ist das Ziel in der Niederrheinliga?

Das Ziel in der Niederrheinliga ist zweigeteilt; Zum einen möchten wir die Spieler individuell bestmöglich fördern, um sie möglichst nah an die erste Mannschaft heranzuführen und im Idealfall in die Profimannschaft zu integrieren. Zum anderen streben wir an, wieder in die Bundesliga-West aufzusteigen. Hierfür werden wir hart arbeiten und alles geben.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen: