Essen. In Teil zwei des Interviews spricht Christian Flüthmann, Leiter des Nachwuchszentrums, über den nicht leichten Übergang zum Profi-Kader.
Seit knapp einem Jahr leitet Christian Flüthmann (39) das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Fußball-Regionallisten Rot-Weiss Essen an der Seumannstraße. Der Fußballlehrer war zuletzt Cheftrainer bei Eintracht Braunschweig und hat sogar Auslandserfahrung aus seiner Zeit beim britischen Zweitligisten Norwich City. Im ersten Teil unseres Interviews sprach Flüthmann über grundsätzliche Dinge, die er bei RWE angestoßen hat wie Kommunikation, Spielidee und deren Umsetzung. Im zweiten Teil geht es um den Übergang der Jugendlichen aus der U19 in den Profibereich.
Auch interessant
Herr Flüthmann, egal ob im NLZ, bei den Profis oder im Vorstand: Alle bei Rot-Weiss Essen betonen, wie wichtig die Jugendarbeit ist. Wie ist denn der Austausch zu Christian Neidhart und Jörn Nowak?
Ich spreche mit Jörn Nowak fast täglich. Er kennt ab der U17 eigentlich alle Spieler und schaut sich auch die Spiele an, wenn er es schafft. Das ist sehr hilfreich, das Interesse ist ehrlich und authentisch.
Rot-Weiss Essen holt schon Talente in den Spieltagskader
Allerdings hat schon länger kein Talent aus dem eigenen NLZ den Durchbruch geschafft. Zuletzt waren das Timo Becker und Nico Lucas – 2016 kamen sie aus der Jugend zu den Profis. Gleichzeitig sind einige Leistungsträger im Regionalliga-Kader über 30: Simon Engelmann, Daniel Davari, Felix Bastians …
Ich bin ein gutes Jahr hier und wir schieben vieles an, aber man darf nicht den Fehler machen und glauben, dass deshalb alle Talente sofort oben spielen. Es ist ein Riesenprozess. Wir können froh sein, dass es eine hohe Aufmerksamkeit für die U19 gibt. Viele Talente stehen im Regionalliga-Spieltagskader und haben auch schon Pflichtspiele im Niederrheinpokal absolviert. Diese Spiele bringen die Jungs weiter. Zudem sind sie bei den Besprechungen dabei, beim Training, lernen die Abläufe und den Trainer kennen. Das ist Gold wert. Ich bin fest davon überzeugt, dass die ersten Einsatzminuten in der Liga kommen werden.
Viel sportliche Erfahrung
Christian Flüthmann brachte reichlich sportliche Erfahrung mit nach Essen. Der gebürtige Münsteraner landete über die Trainer-Jugendstationen Arminia Bielefeld und VfL Osnabrück schließlich in der U16 von Borussia Dortmund.
2017 ging es auf die Insel als Chefanalytiker bei Norwich City, gleichzeitig war er unter dem Ex-Dortmunder Daniel Farke auch Co-Trainer des englischen Zweitligisten.
Im November 2018 wurde er Co-Trainer bei Eintracht Braunschweig, später für eine halbe Saison der Cheftrainer.
Gelingt aber der Aufstieg in die 3. Liga, dann dürfte es noch schwieriger werden, sich durchzusetzen, oder?
Genau umgekehrt. In der Regionalliga müssen wir jedes Spiel gewinnen. In der 3. Liga wären wir einer von mehreren großen Klubs. Dann ist es leichter, einen jungen Spieler zu bringen, der unbekümmert aufspielt.
In der Dritten Liga wäre es einfacher, Nachwuchs zu integrieren
Zumal die Spielweise der Gegner in der 3. Liga eine andere wäre. Die Teams stellen sich nicht so häufig hinten rein, wie es in der Regionalliga der Fall ist.
Ja, es sind ganz andere Spiele, aber unabhängig von der Liga bringt eine gewisse Spielzeit im Seniorenbereich alle Jugendspieler weiter.
Ein eigenes Talent, das in der Regionalliga mitgespielt hat, hat den Verein verlassen: Noel Futkeu spielt mittlerweile in Köln. Tut das weh, wenn ein Talent früh geht und der Berater womöglich nicht die Geduld hatte?
Auch interessant
Ich kenne die Vorgeschichte nicht. Grundsätzlich ist es aber immer schade, wenn Spieler den Verein verlassen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, unseren Jungs frühzeitig eine Perspektive aufzuzeigen. Wenn uns das gelingt, erhöhen wir die Möglichkeit, die Spieler zu halten.
U19-Trainer Wagner ist auch Lehrer an einer der Kooperationsschulen
War es ein Trumpf, in Vincent Wagner einen U19-Trainer zu holen, der bei den Fans beliebt ist und den Verein kennt?
Auch interessant
Bei Vincents Verpflichtung haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Dass er Lehrer an einer unserer Kooperationsschulen ist, ist positiv. Zudem will er die Spieler individuell ausbilden. Er schiebt nicht direkt Magnete auf einer Tafel, sondern will die Spieler zunächst auf dem Platz fordern. Das paart sich mit seiner Erfahrung und Identifikation mit RWE. Die Spieler wissen, was er erlebt hat. Damit prahlt er aber nicht, er vermittelt das authentisch.