Duisburg. Wer war der beste Trainer des MSV in 60 Jahren? Wer hat Spuren hinterlassen, wer waren die Fehlgriffe? Eine Rangliste der Sportredaktion.
Ziemlich genau 60 Jahre ist es her, dass der MSV Duisburg seine erste Saison im bezahlten Fußball beendet hat – als Vizemeister der ein Jahr zuvor neu geschaffenen Bundesliga. Seither waren die Zebras, die anfangs noch als Meidericher SV firmierten, immer in einer der drei höchsten deutschen Spielklassen vertreten. Diese Dauerhaftigkeit findet nun auf tragische Weise ihr Ende. Ab dem Sommer wird der MSV nur noch viertklassig in der Regionalliga West unterwegs sein. Zeit für einen Rückblick – auf die Männer, die durch ihre Arbeit auf der Bank und auf dem Trainingsplatz in vielfältiger Weise den Verein geprägt haben, die Weichen gestellt haben, in positiver, aber auch negativer Hinsicht. Die Sportredaktion präsentiert alle 41 hauptamtlichen MSV-Trainer seit der Saison 1963/64 – in einer Rangliste, über die sich ganz bestimmt streiten lässt.
1. Rudi Gutendorf (1. Juli 1963 bis 22. Februar 1965): Der erste als Erster. Völlig ungeachtet seiner später skurrile Wege nehmenden Trainerlaufbahn, sogar seine zweite wegen Querelen mit dem Vorstand vorzeitig beendete Saison einmal großzügig außen vor lassend, hat Rudi Gutendorf im ersten Bundesligajahr die Weichen gestellt für das, was der MSV 60 Jahre lang war: ein bundesweit bekannter, geachteter, beliebter Verein. Statt des sofortigen Abstiegs, den viele Experten prognostizierten, wurden die „Meidericher Vizemeister“ mit Preuß, Sabath, Nolden, Krämer und Manglitz geboren. Die erste Europapokalteilnahme gab‘s natürlich noch nicht – weil der Uefa-Cup noch nicht erfunden war.
2. Detlef Pirsig (1. Juli 1986 bis 30. Juni 1989): In den vergangenen 60 Jahren gab es nur einen Trainer, der den MSV nicht im Profibereich betreut hat. Detlef Pirsig, einst selber Kapitän der Zebras, übernahm das leck geschlagene Schiff nach dem schmachvollen Abstieg in die Oberliga, als teilweise keine 500 Menschen mehr zu den Spielen ins Wedaustadion kommen wollten. Ihm ist es zu verdanken, dass der Verein nicht in die Bedeutungslosigkeit absank, indem er zum einen vielen Spielern, die aus der 2. Bundesliga mitkamen, neues Selbstbewusstsein einimpfte, zum anderen Akteure wie Uwe Kober oder Michael Tönnies von einem Wechsel nach Duisburg überzeugte, die jahrelange Leistungsträger werden sollten. Er war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle.
3. Rolf Schafstall (19. März 1976 bis 30. Juni 1976/1. Juli 1978 bis 30. Juni 1979): Die beiden ersten Plätze sollten unstrittig sein, dahinter wird‘s schon schwieriger. Rang drei sei daher festgemacht am größten Erfolg, den der MSV auf internationaler Bühne zu verzeichnen hatte. Unter Rolf Schafstall, 1976 schon einmal kurzzeitig als Nachfolger von Willibert Kremer im Amt, zogen die Zebras 1978/79 ins Halbfinale des Uefa-Cups ein. Lech Posen, der FC Carl Zeiss Jena im damals deutsch-deutschen Duell, Racing Straßburg, Honved Budapest – keiner war dem MSV gewachsen. Erst im Halbfinale war dann gegen Borussia Mönchengladbach Schluss. Auch wenn in der Liga, bedingt durch die Doppelbelastung, nur Platz 13 heraussprang: Es war die letzte „große“ Saison des MSV, bevor sich vieles ins Negative drehte.
4. Friedhelm Funkel (13. Mai 1996 bis 24. März 2000): Natürlich das Positive vorab: Friedhelm Funkel stieg mit dem MSV in die 1. Bundesliga auf, schaffte dort dreimal souverän den Klassenerhalt, führte die Mannschaft ins DFB-Pokalfinale und damit in den Europapokal der Pokalsieger. Diese Bilanz sichert ihm logischerweise einen Platz in der Spitzengruppe. Es gibt aber Gründe, ihn nicht weiter vorn zu platzieren. Die katastrophale letzte Saison ist einer, da erkannte er zu spät die Zeichen der Zeit. Sein Umgang mit Kreativspielern ist ein anderer, Stichwort Lubomir Moravcik. Der Slowake war anderswo ein Star, Funkel konnte mit ihm nichts anfangen. Generell war Funkel-Fußball nie ansehnlicher Fußball. „No risk, no fun“, brachte es Stig Töfting, Stammspieler unter Funkel, mal auf eine griffige Formel.
5. Willibert Kremer (22. Oktober 1973 bis 18. März 1976/1. Juli 1989 bis 19. April 1992): Ein Rheinländer, der im Ruhrgebiet zur Trainerikone wurde: Niemand hat den MSV insgesamt länger betreut als Willibert Kremer, der zuvor in 91 Bundesligaspielen das Trikot der Zebras getragen hatte. Mit ihm sind zwei wichtige Ereignisse der Vereinshistorie verbunden: der Einzug ins DFB-Pokalfinale 1975, wo es eine knappe 0:1-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt gab, und in seiner zweiten Amtszeit dann 1991 der zuvor nicht für realistisch gehaltene Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga nach neun langen Jahren. Dass das womöglich etwas zu schnell kam und der teilweise noch mit Ex-Oberliga-Kickern besetzte Kader nicht das Format für den Klassenerhalt hatte, was wiederum zur Trennung von Kremer führte, ist in der Nachbetrachtung etwas tragisch. Nicht zu vergessen: Als Trainer der deutschen A-Jugend-Meistermannschaft von 1972 holte er den ersten Titel für den Verein.
6. Luis Zacarias (1. Mai 1983 bis 30. Juni 1985): Das Gastspiel des kleinen schnauzbärtigen Peruaners auf der MSV-Trainerbank wirkt heute wie ein etwas irrealer Einspielfilm in der Vereinsgeschichte. Luis Zacarias kam geradezu aus dem Nichts und verschwand nach zwei Jahren auch wieder dort hin, wurde im Profifußball nie wieder gesehen. Sein Verdienst ist es, den im Jahr nach dem ersten Bundesliga-Abstieg aus dem Gleis geratenen MSV wieder in die Spur geführt zu haben. Einen vorher komplett missverstandenen wirkenden Roland Wohlfarth machte er zum Zweitliga-Torschützenkönig, der dann bei Bayern München die Nachfolge von Karl-Heinz Rummenigge antrat. Der Einzug ins Relegationsspiel mit dem Bundesliga-Drittletzten war dann das Highlight, dem dann aber durch das 0:5 auf eigenem Platz gegen Eintracht Frankfurt die Krönung versagt blieb.
7. Ewald Lienen (23. März 1993 bis 1. November 1994): Die lange Trainerkarriere von Ewald Lienen nahm ihren Anfang beim MSV, wo er noch als Profispieler die Amateure übernahm und dann im Frühjahr 1993 auf Uwe Reinders folgte, als der Wiederaufstieg in die Bundesliga in Gefahr geriet. Es folgte eine fast traumhafte Zeit: der doch geschaffte Sprung nach oben, eine Dreiviertelsaison, in der die Zebras mit Közle, Weidemann und Co. das Oberhaus aufmischten, und der Höhepunkt mit der Tabellenführung nach dem 22. Spieltag trotz negativer Tordifferenz. Eine Woche später folgte das mutlose 0:4 bei Bayern München, von da an ging‘s bergab. Der MSV rutschte noch bis auf Rang neun, verzettelte sich dann bei der Transferpolitik im folgenden Sommer komplett und legte dann eine Sieglossträhne mit 2:22 Punkten hin, ehe der an seinem Stuhl klebende Lienen gehen musste.
8. Ilia Gruev (3. November 2015 bis 1. Oktober 2018): Auf und nieder ging‘s unter dem gebürtigen Bulgaren. Als Nachfolger von Gino Lettieri konnte er den Abstieg in die 3. Liga nicht verhindern, dann aber ein Jahr später souverän die Rückkehr sichern. Danach schien er den MSV in der Zweitklassigkeit zu etablieren; der erneute Absturz in den Abstiegskampf ließ dann aber auch ihn rat- und am Ende joblos zurück.
9. Torsten Lieberknecht (2. Oktober 2018 bis 10. November 2020): Darf man sagen, dass er ohne Corona weiter oben stünde? Lieberknecht war auf dem allerbesten Weg, die Scharte mit dem von ihm nicht mehr verhinderten Abstieg 2019 ganz schnell auszuwetzen. Doch dann kam die Pandemie, und nach der Zwangspause war nichts mehr, wie es war. Der MSV verspielte auf der Zielgeraden alles, davon erholte sich der Verein bis heute nicht. Lieberknecht konnte den Abwärtstrend nicht stoppen, riss für sich persönlich dann erst in Darmstadt das Ruder wieder herum.
10. Carl-Heinz Rühl (29. November 1977 bis 21. Mai 1978): Es war nur eine kurze Episode, doch eine extrem erfolgreiche: Als Otto Knefler aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten aufgeben musste, kaufte der MSV seinen ehemaligen Spieler Carl-Heinz Rühl aus seinem Trainervertrag bei Iraklis Saloniki heraus. Seine extrem offensiv ausgerichtete Spielphilosophie passte hervorragend zu den Stürmern Rudi Seliger und Ronni Worm, die sich auf dem Zenit ihres Könnens befanden. Das Ergebnis: Platz sechs und damit die erstmalige eigenständige Qualifikation für den Uefa-Cup. Besser sollte der MSV nie wieder eine Erstligasaison abschließen. Ein bisschen tragisch: Rühl stand für die neue Saison schon bei Borussia Dortmund im Wort, wo er schnell wieder rausflog.
11. Rudi Bommer (1. Juli 2006 bis 9. November 2008): Oft bleibt Negatives im Kopf, und bei Rudi Bommer ist es natürlich die Rote-Karten-Aktion, mit der das Publikum seinen dann auch erfolgten Abgang forderte. Dabei war der Ex-Nationalspieler der bis heute letzte Trainer, der den MSV in die 1. Bundesliga führte. Der sofortige Wiederabstieg wurde ihm dann angelastet, trotzdem behielt er seinen Job zunächst, ehe sich dann der Volkszorn so gegen ihn wendete, dass die Klubführung keine Alternative mehr sah.
12. Kosta Runjaic (3. September 2012 bis 1. Juli 2013): Gern hätte man „Coach Kosta“ länger in Duisburg gesehen. Als er den glücklosen Oliver Reck ablöste, war die Rettungsmission in der 2. Bundesliga keine leichte, doch am Ende hatte man das Gefühl von Aufbruchstimmung. Die endete jäh mit dem Zwangsabstieg in die Drittklassigkeit. Angesichts der unklaren Perspektiven zog Runjaic dann selbst für sich die Reißleine.
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13. Hermann Eppenhoff (1. Juli 1965 bis 30. Juni 1967): Die Arbeit der MSV-Trainer in den 1960er-Jahren zu beurteilen, fällt später Geborenen schwer. Viel hängen geblieben ist von den Amtszeiten nicht, da muss man sich an Überlieferungen orientieren. Hermann Eppenhoff kann die beste Bilanz vorweisen, wurde einmal Achter und einmal Zwölfter, vor allem aber führte er die Zebras ins Pokalfinale 1966, wo der FC Bayern München zu stark war. Der Vereinsspitze, die mehr wollte, war er am Ende dann zu weich, zu kameradschaftlich – Aus nach zwei Jahren.
14. Otto Knefler (1. Juli 1976 bis 19. November 1977): Die genannte Amtszeit stimmt nicht ganz, weil der erfahrene Coach zu Beginn seines zweiten Jahres einen Magendurchbruch erlitt und erst von Rolf Schafstall, dann von Herbert Burdenski vertreten wurde. Und am Ende kehrte er zu früh aus seiner Reha zurück, woraufhin die Zusammenarbeit dann beendet wurde. Seine erste Saison endete auf Platz neun trotz guter Ansätze im Mittelmaß. In Erinnerung blieb vor allem der 5:2-Sieg am zweiten Spieltag gegen den FC Bayern München.
15. Gyula Lorant (1. Juli 1967 bis 30. Juni 1968): Mit dem Ungarn, als Spieler Vizeweltmeister 1954, hatte der MSV erstmals einen Trainer von internationalem Format auf der Bank. Das wurde dann aber auch recht schnell zum Problem, als Lorant erkannte, dass in Duisburg Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinander klafften. Am Ende stand zwar Platz sieben, und der Trainer hatte große Talente wie Rainer Budde oder Erwin Kostedde mit seiner Akribie geformt, doch dann hatte er keine Lust mehr und stieg vorzeitig aus seinem Vertrag aus, um auf eine bessere Option zu warten. Weil die aber am Ende nicht kam, musste er ein Angebot von Tasmania Berlin annehmen.
16. Robert Gebhardt (1. Juli 1968 bis 30. Juni 1970): Der Franke Gebhardt, vor allem unter seinem Spitznamen „Zapf“ bekannt, verwaltete in Duisburg zwei Jahre lang unteres Mittelmaß. Platz zwölf in der ersten Saison, gar nur Platz 15 und die Rettung mit einem Punkt Vorsprung in der zweiten – das war‘s. Unter ihm habe man gelernt, was Leichtathletik bedeute, erinnerte sich MSV-Kicker Horst „Pille“ Gecks später einmal an die intensiven Laufeinheiten.
17. Milan Sasic (2. November 2009 bis 28. Oktober 2011): Der „Zapf“ Gebhardt der Neuzeit hieß Milan Sasic. Er dürfte der einzige MSV-Trainer sein, dem eine eigene Comedy-Reihe beim lokalen Radiosender gewidmet wurde: Im „Sasic des Tages“ wurde seine harte Hand mit skurrilen Bestrafungsmaßnahmen persifliert. Auch der damalige Busfahrer dürfte bei der Erwähnung des Namens noch Gänsehaut bekommen. Dennoch: Eine Saison lang passte vieles unter dem Kroaten, der den MSV in die Spitzengruppe der 2. Liga und ins DFB-Pokalfinale führte, wo durch viel Verletzungspech das 0:5 gegen Schalke aber nicht verhindert werden konnte. Mit Beginn der neuen Spielzeit lief dann fast alles schief.
18. Rudi Faßnacht (1. Juli 1970 bis 20. Oktober 1973): Ein fast Vergessener, trotz über dreijähriger Amtszeit. Liegt vielleicht daran, dass der MSV die einzige Erstligastation des Schwaben mit dem altmodischen Kassengestell blieb. Immerhin machte Bernard Dietz unter seiner Regie den Schritt zum Bundesligaspieler. Am Ende stand ein Rücktritt, als der MSV den letzten Tabellenplatz einnahm und die wenigen noch ins Stadion gekommenen Fans ihre Fahnen anzündeten. Tragisch: Faßnacht starb zusammen mit seiner Frau am 25. Juli 2000 beim Absturz der Concorde nahe Paris.
19. Friedhelm Wenzlaff (11. Februar 1980 bis 29. November 1981): Ein eher unwahrscheinlicher Bundesligatrainer: Friedhelm Wenzlaff, von dem keine Spielerlaufbahn überliefert ist, rückte aus der MSV-Jugend zu den Profis auf, schaffte dann zweimal in schwieriger Lage den Klassenerhalt, konnte aber letztlich den großen Absturz in der Saison 1981/82 nicht mehr aufhalten. Anschließend arbeitete er ausnahmslos im Amateurbereich.
20. Gino Lettieri (1. Juli 2014 bis 2. November 2015/15. November 2020 bis 26. Januar 2021): Klar, Gino Lettieri hat den MSV 2015 zurück in die 2. Bundesliga geführt, das war sein Verdienst. Doch insgesamt war die Zeit mit dem Trainer-Unikum rumpelig, nie geschmeidig und endete dann auch glücklos. Nach dem Aufstieg wollte ihm nichts mehr gelingen, der Draht zu den Fans war gekappt. Die waren entsprechend entsetzt, als er im November 2020 von Manager Ivica Grlic plötzlich ein zweites Mal aus dem Hut gezaubert wurde. Mit diesem Intermezzo manövrierte er sich in dieser Liste noch ein paar Plätze nach unten.
21. Norbert Meier (5. Januar 2003 bis 8. Dezember 2005): Hätte er doch bloß nicht... Ja, hätte er doch bloß nicht so getan, als hätte der Kölner Albert Streit ihm einen Kopfstoß versetzt, obwohl es ja eher umgekehrt war. Vielleicht wäre Norbert Meiers Amtszeit beim MSV trotzdem bald geendet, aber nicht in einer Form, die ihn und den Verein in ganz Deutschland der Peinlichkeit aussetzte. Dies stellte den unter ihm geschafften Wiederaufstieg in die Bundesliga tief in den Schatten.
22. Seppo Eichkorn (25. März bis 30. Juni 2000/16. Oktober 2000 bis 31. Mai 2001): Der langjährige Assistent von Friedhelm Funkel konnte nach dessen Rauswurf die 1. Liga nicht mehr erhalten. Danach durfte er schnell wieder einspringen, als es unter Wolfgang Frank nicht lief. Unter großem Gepolter wurde ihm dann im folgenden Sommer das Vertrauen entzogen, damit Pierre Littbarski installiert werden konnte. Ein Fehler.
23. Hannes Bongartz (2. November 1994 bis 13. Mai 1996): Ausnahmsweise ein persönliches Wort vom Verfasser: Kaum ein MSV-Trainer bleibt so sympathisch in Erinnerung wie Hannes Bongartz. Ein herzensguter Mensch, dem es aber vielleicht an der nötigen Durchgriffshärte fehlte, als er erst den unter Ewald Lienen in den Dreck gefahrenen Karren nicht mehr herausziehen konnte und dann das Ziel Wiederaufstieg aus den Augen zu verlieren drohte.
24. Uwe Reinders (20. April 1992 bis 23. März 1993): Ein ähnlicher Verlauf wie bei Bongartz, nur drei Saisons früher. Reinders sollte als Kremer-Nachfolger den Wiederabstieg in die 2. Bundesliga verhindern und anschließend den Wiederaufstieg schaffen. Beides gelang ihm nicht. Als Trainer bekam er danach kein Bein mehr auf den Boden.
25. Peter Neururer (17. November 2008 bis 29. Oktober 2009): Als Nachfolger von Rudi Bommer durfte Peter Neururer seinen sprichwörtlichen Porsche an der Westender Straße parken, doch irgendwie passte es von Anfang an nicht mit ihm. Das schlug sich sportlich zunächst nicht nieder, als Sechster bekam er gar noch eine Vertragsverlängerung. Die folgende Saison begann miserabel, dann war auch schnell wieder Feierabend.
26. Karsten Baumann (8. Juli 2013 bis 30. Juni 2014): Auch fast vergessen, obwohl noch gar nicht lange her: Karsten Baumann hatte den Mut, die vermeintliche Himmelfahrtsmission nach dem Zwangsabstieg und dem Verlust des fast kompletten Kaders zu übernehmen. Weil man ihm dann mehr als den erreichten siebten Platz nicht zutraute, musste er seinen Stuhl räumen. Immerhin: Er holte mit dem MSV den Niederrheinpokal.
27. Pavel Dotchev (2. Februar 2021 bis 6. Oktober 2021): Der erste Trainer, der den MSV vor dem Absturz in die Regionalliga rettete. Das bleibt, viel mehr nicht, weil er eben auch nicht länger durfte. Corona drückte auf die Stimmung, das peinliche 2:6-Aus im Niederrheinpokal in Wuppertal auch.
28. Günter Preuß (1. Juli 1985 bis 12. September 1985): Der Kapitän des Vizemeisterteams hätte mehr verdient, doch seine Amtszeit als Cheftrainer gibt das nicht her. Unter ihm begann der Absturz, der dann im Sommer 1986 fast in die Bedeutungslosigkeit geführt hätte.
28. Friedhelm Vos (20. März 1986 bis 30. Juni 1986): Ein Mittelding zwischen Interimstrainer und Konkursverwalter. Das Kind war schon in den Brunnen gefallen, der später unter Detlef Pirsig als Assistent so wichtige Friedhelm Vos konnte nichts mehr retten.
30. Oliver Reck (28. Oktober 2011 bis 25. August 2012): Große Namen garantieren keine große Trainerkarriere, Teil 1: Reck schaffte als vormaliger Assistent nach dem Rauswurf von Milan Sasic immerhin die Wende zum Besseren und vermied den Abstieg aus der 2. Bundesliga. Irgendwie war aber klar, dass es danach nicht lange gutgehen würde. Ging es auch nicht.
31. Willi Schmidt (2. März 1965 bis 30. Juni 1965): Noch ein Vereinsurgestein mit kurzem Bank-Intermezzo: „Ömmes“ Schmidt folgte auf Rudi Gutendorf nach dessen Rauswurf. Viel passierte in der Zeit nicht, am Ende stand Platz sieben. Weitermachen sollte oder wollte Schmidt nicht.
32. Wolfgang Frank (1. Juli 2000 bis 15. Oktober 2000): Eine Kurz-Episode für einen Hoffnungsträger: Frank, dem vor allem aus seiner Zeit in Mainz ein guter Ruf vorauseilte, sollte die Rückkehr in die Erstklassigkeit anpeilen. Irgendwie stimmte in den wenigen Wochen unter seiner Regie aber gar nichts, daher trennte man sich schnell wieder von dem menschlich nicht ganz einfachen Trainer.
33. Pierre Littbarski (1. Juni 2001 bis 2. November 2002): Große Namen garantieren keine große Trainerkarriere, Teil 2: Mit dem Weltmeister von 1990 holte sich der damalige Präsident Helmut Sandrock Glamour auf den Trainerstuhl, doch unter dem nach außen immer leutseligen „Litti“ gab es intern nichts zu lachen. Erst kürzlich enthüllte er, dass er vom Vereinschef den Auftrag erhalten habe, mehrere Spieler „aus ihrem Vertrag zu trainieren“. Am Ende provozierte er mit einem Interview seinen von allen Seiten herbeigesehnten Rauswurf.
34. Torsten Ziegner (4. Mai 2022 bis 16. September 2023): Der zweite Trainer, der den MSV vor dem Abstieg in die Regionalliga rettete. Weiter unten als Pavel Dotchev, weil mit ihm die Saison verbunden ist, an deren Ende es dann doch viertklassig wurde. Ein Aufwärtstrend war in der ganzen Amtszeit nicht sichtbar.
35. Siegfried Melzig (1. Juli 1982 bis 1. Mai 1983): Der Inbegriff eines Fehlgriffs. Siegfried Melzig sollte der Mann sein, der den ersten Bundesliga-Abstieg der MSV-Geschichte repariert. Doch akute menschliche Unverträglichkeit, gepaart mit fehlender sportlicher Konstanz, verhinderte dies. Noch vor Saisonende musste Melzig gehen.
36. Heinz Höher (1. Juli 1979 bis 10. Februar 1980): Manchmal passt es einfach nicht. Als Mitglied der Vizemeistermannschaft 1964 und mit sieben erfolgreichen Trainerjahren beim VfL Bochum in der Vita schien Heinz Höher der ideale Mann für den MSV. Doch ohne den nach Braunschweig abgewanderten Ronni Worm fehlte ihm einfach die offensive Durchschlagskraft. Weil Höher aber auch bei jeder Gelegenheit auf diesen Umstand hinwies, gewann er nur wenig Sympathien. Nach 21 Spieltagen und auf einem Abstiegsplatz stehend beendete der Verein den Versuch.
37. Jürgen Kohler (18. Dezember 2005 bis 4. April 2006): Große Namen garantieren keine große Trainerkarriere, Teil 3: Noch ein Weltmeister von 1990, noch ein Fehlgriff: Warum ausgerechnet der über keine Trainererfahrung im Profibereich verfügende Jürgen Kohler als Nachfolger von Norbert Meier verpflichtet wurde, weiß wohl nur Walter Hellmich. Fakt ist: Unter ihm ging es noch schneller runter in den Keller. Das Saisonende verwaltete dann schon Heiko Scholz.
38. Hagen Schmidt (18. Oktober 2021 bis 4. Mai 2022): Klar, warum nicht in sportlich schwieriger Lage einen B-Jugend-Trainer aus Mönchengladbach verpflichten? Viele MSV-Fans werden sich an jenem Tag gefühlt haben, als sei schon der 1. April. Als Hagen Schmidt ganz schnell wieder ging, stand der Verein nicht besser als da als vorher. Und viel mehr gibt es zu dieser Episode auch nicht zu sagen.
39. Kuno Klötzer (30. November 1981 bis 30. Juni 1982): „Ritter Kuno“ war der Spitzname des gebürtigen Sachsen, unter dem der MSV erstmals in seiner Geschichte in die 2. Bundesliga abstieg. Vier Jahre zuvor hatte er mit dem Hamburger SV noch den Europapokal der Pokalsieger gewonnen, nun war er wohl auch gesundheitlich bedingt nicht mehr in der Lage, den MSV noch einmal vor dem Unvermeidlichen zu retten. Schon zu seiner Vorstellung in Duisburg kam er zu spät, weil er sich verfahren hatte. Vielleicht hätte er es einfach bleiben lassen sollen.
40. Helmut Witte (19. September 1985 bis 19. März 1986): Eine bessere Lösung als den vormaligen Dortmunder Co- und Interimstrainer ließ der klamme Geldbeutel des MSV offenbar nicht zu, als Günter Preuß nicht mehr weitermachen wollte. Wenn man bedenkt, dass diverse Spieler des sang- und klanglos abwärts taumelnden Kaders knapp sechs Jahre später den Aufstieg in die 1. Bundesliga schafften, muss man das Problem vielleicht auch auf dem Trainerstuhl suchen.
41. Boris Schommers (9. Oktober 2023 bis 23. April 2024): Nein, sicherlich hat er nicht alles falsch gemacht. Ja, mit ein bisschen mehr Spielglück hätte es vielleicht auch anders laufen können. Doch das Wissen bleibt: Boris Schommers ist – auch wenn Uwe Schubert das Buch nun zuschlägt – der Trainer, der den MSV in die Viertklassigkeit geführt hat. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, das haftet an ihm, daher steht er hier.
Der Vollständigkeit seien die Interimstrainer erwähnt, die kürzer oder länger das Sagen hatten: Bernard Dietz, Heiko Scholz, Uwe Speidel, Ivica Grlic, Marvin Compper, Uwe Schubert, Engin Vural.