Duisburg. Zweitliga-Zwangsabsteiger MSV Duisburg kämpft an allen Fronten. Der Vorstandsvorsitzende Udo Kirmse musste Fehler bei der Unterlagen-Einreichung einräumen. Trainer Kosta Runjaic ist nicht mehr bereit, auf die Lizenz der Zebras zu warten. Weitere Spieler stehen vor dem Absprung.
Für Udo Kirmse (52), den Vorstandsvorsitzenden des MSV Duisburg, brandete beim Rundgang über den Rasenplatz an der Westender Straße am Sonntagnachmittag Beifall auf. Dort, wo die künftige Drittligamannschaft ihr erstes Testspiel nach dem Zwangsabstieg gegen Regionalligist Fortuna Köln austragen sollte, tummelten sich die Zebra-Traditionself und eine Promitruppe, die von Ex-MSV-Trainer Milan Sasic betreut wurde.
Kirmse bekam aufmunternde „Udo, Udo“-Rufe zu hören, konnte den Leuten aber in Sachen Drittligazulassung nichts Positives antworten. Und die Hiobsbotschaft des Tages hielten die Verantwortlichen gestern unter Verschluss. Trainer Kosta Runjaic verlässt den MSV. Nach Informationen dieser Zeitung ist der 42-Jährige nicht mehr bereit, auf die Lizenz der Zebras zu warten.
Ibertsberger vor Saarbrücken-Deal
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Die Gründe für den Entschluss des Ex-Darmstädters liegen auf der Hand. 20 Tage vor dem ersten Ligaspiel gegen Aufstiegsaspirant 1. FC Heidenheim fehlt dem MSV nicht nur die Lizenz. Kein Spieler steht unter Vertrag, ungewiss ist, wann der Trainingsbetrieb beginnen kann. Gestern gab der Verein bekannt, dass die Mannschaft nicht wie geplant am Mittwoch ins Trainingslager fahren wird. MSV-Sprecher Martin Haltermann: „Wir halten uns die Option offen, zwei, drei Tage später nach Österreich zu fahren.“ Eine professionelle Vorbereitung auf die Saison erscheint kaum noch möglich.
Am vergangenen Dienstag hatte die Vorstandsmannschaft um Udo Kirmse noch öffentlich erklärt, dass der MSV die Bedingungen für die 3. Liga erfüllt habe. Am vergangenen Donnerstag sollte das erlösende Signal aus Frankfurt kommen, Dauerkartenverkauf und Training sollten umgehend beginnen.
Doch nicht nur die Fans bangen seit Donnerstagabend einmal mehr um die Zukunft des Vereins. Am Samstag informierte Kirmse an der Westender Straße die Anhänger über den Stand der Dinge. „Wir sind mehr als zuversichtlich. Die Ziellinie ist in Sichtweite“, so Kirmse. Allerdings ist die Sicht noch stark vernebelt. Wie Kirmse einräumte, gab es auch im neuerlichen Lizenzierungsverfahren Mängel. „Was wir abgegeben haben, entspricht in Gänze nicht unbedingt den formalen Bedingungen des DFB“, so Kirmse. Der MSV hat Sponsorenverträge in Kopie und nicht im Original nach Frankfurt geschickt. Unter einigen Dokumenten fehlen Unterschriften und, so Kirmse, hat den DFB-Funktionären „die Darstellungsform nicht gefallen.“ Zudem muss der MSV für die „Sicherheitsreserve für den Spielbetrieb“ Bargeld oder eine Bürgschaft hinterlegen. Kirmse: „Die geforderte Summe ist gigantisch hoch.“
MSV will bis 24 Uhr die noch fehlenden Unterlagen eingereicht haben
Bis heute Nacht, 24 Uhr, will der MSV die noch fehlenden Unterlagen in Frankfurt eingereicht haben. Das Warten auf die Lizenz geht somit weiter, wahrscheinlich werden die Duisburger erst am Freitag wissen, ob sie in der 3. Liga mitspielen dürfen. Dann stehen dem MSV nur noch 14 Tage zur Verfügung, um sich auf die neue Saison vorzubereiten.
Kosta Runjaic, der am Freitag in Erwartung einer schnellen Lizenzentscheidung seine Zusage gegeben hatte, entschied sich nun, den MSV zu verlassen. Auch die 17 Spieler, die Manager Ivica Grlic vor dem Wochenende bereits unter Vertrag hatte, strecken bereits ihre Fühler nach neuen Arbeitgebern aus. Ranisav Jovanovic ist bei mehreren Klubs im Gespräch, unter anderem beim SV 07 Elversberg. Heute soll „Rani“ bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber mittrainieren. Andreas Ibertsberger liebäugelt mit einem Engagement beim 1.FC Saarbrücken. Adli Lachheb, den der MSV nicht weiterbeschäftigen wollte, unterzeichnete bei Ligakonkurrent Hallescher FC einen neuen Kontrakt. Halle segelt bereits unter Volldampf, ist seit dem 13. Juni im Training und hat ein Trainingscamp hinter sich. So wie nahezu allen anderen Drittligisten auch.
Für MSV-Klublegende Bernard Dietz (65) ist die Ungewissheit nach wie vor zermürbend. „Wir hatten ein gutes Zukunftskonzept für die Zweite Liga erstellt. Auf einmal finden wir uns eine Etage tiefer wieder, wo wir jetzt auf Nachricht aus Frankfurt warten. Unfassbar.“ Kürzlich hatte Dietz im Rahmen eines Promispiels den Wunsch geäußert, „mit 70 Jahren in der MSV-Arena die Bayern, den FC Schalke und Borussia Dortmund spielen zu sehen.“ Dietz wollte sich zurücklehnen und Fußball genießen. Die Realität sieht anders aus: Kampf an allen Fronten.