Duisburg. Katerstimmung in Duisburg: Der MSV Duisburg verlor mit dem 1:3 gegen Dynamo Dresden auch sein drittes Saisonspiel. Die Vereinsführung entschied sich am frühen Samstagabend, Coach Oliver Reck zu entlassen. Auch Co-Trainer Uwe Schubert muss gehen. Das Training leitet nun Sportdirektor Ivica Grlic.

Die Bilanz der Zebras nach drei Zweitliga-Spieltagen spricht Bände. Null Punkte, 2:9 Tore, Platz 18. Deshalb ist die Zeit für Trainer Oliver Reck beim MSV Duisburg nach der 1:3 (0:2)-Niederlage gegen Dynamo Dresden abgelaufen. Wie die WAZ-Mediengruppe exklusiv erfuhr, trennte sich der Klub nach einer zweistündigen Krisensitzung am frühen Samstagabend von dem 47-Jährigen und auch von seinem Co-Trainer Uwe Schubert. Eine offizielle Bestätigung des Vereins folgte zwei Stunden später. Schubert will am Sonntag mit den Spielern sprechen: „Um zehn Uhr verabschiede ich mich von der Mannschaft.“ Der 52-Jährige hofft nun, Nachwuchskoordinator beim MSV bleiben zu dürfen.

Interimsmäßig wird MSV-Sportdirektor Ivica Grlic das Training bei den Profis leiten. Eine Entscheidung über die Nachfolge will der Verein bis zum Spiel beim 1. FC Kaiserslautern am 16. September treffen. Gut möglich also, dass Grlic in der Partie bei 1860 München am kommenden Freitag (18 Uhr/live im DerWesten-Ticker) auf der Trainerbank sitzt.

Aus und vorbei: MSV-Trainer Oliver Reck verlässt mit seinem gepackten Koffer die Arena in Duisburg.
Aus und vorbei: MSV-Trainer Oliver Reck verlässt mit seinem gepackten Koffer die Arena in Duisburg. © imago

Boysen als potentieller Nachfolger im Gespräch

Wie zwischenzeitlich die „Frankfurter Rundschau“ berichtet hatte, soll Hans-Jürgen Boysen ein Kandidat für den Cheftrainerposten sein. Demzufolge hat der 55-jährige Ex-Trainer des FSV Frankfurt bereits eine Anfrage aus Duisburg erhalten. Auch Ex-MSV-Spieler Stefan Emmerling, der am Samstag beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt von seinen Aufgaben entbunden wurde, könnte in den Fokus rücken. Wovon der Reck-Nachfolger jedoch bezahlt werden soll, das weiß wohl nur die MSV-Geschäftsführung. Die finanzielle Situation bei dem Traditionsklub ist alarmierend.

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Milan Sasic, den der MSV im Oktober 2011 gefeuert hatte, steht schließlich noch bis 2013 unter Vertrag. Nach der Entlassung des kroatischen Fußball-Lehrers übernahm Torwarttrainer Reck das Ruder, weil sich der Klub keinen neuen Coach leisten konnte. Auch ihn stattete der MSV mit einem Vertrag bis 2013 aus. Nun aber stand die Vereinsführung unter erheblichem Zugzwang und zog die Reißleine.

MSV-Präsident Andreas Rüttgers hatte vor der offiziellen Bekanntgabe der Entlassung Recks lediglich verlauten lassen, dass „eine Entscheidung getroffen“ worden sei, die der MSV „im Laufe des Abends bekannt geben“ werde. Rüttgers begründete die Verzögerung mit der „bedrückten Stimmung“, die die Verletzung von André Hoffmann hervorgerufen habe.

Allerdings hatte Reck schon eine Stunde zuvor bei Hoffmann, der mit Tanju Öztürk unglücklich zusammengeprallt war und sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, Entwarnung gegeben. „Es wurden nähere Untersuchungen durchgeführt. André geht es besser. Er ist ansprechbar und alle Nerven zeigen Reaktionen“, erklärte Reck. Dies bestätigte MSV-Pressesprecher Martin Haltermann: „Beide Spieler haben sich Gehirnerschütterungen zugezogen. Andre Hoffmann wird zur Beobachtung aber noch eine Nacht im Krankenhaus bleiben.“ Hoffmann und Öztürk müssen vorerst mit dem Training aussetzen.

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MSV-Chaos ging gegen Dresden in die nächste Runde

Nach dem 1:0-Pokalerfolg in Halle war von dem in Duisburg erhofften Aufwärtstrend im Spiel gegen Dresden kaum etwas zu erkennen. Allerdings mussten die Duisburger auch auf gleich sechs Spieler verzichten. Neben den verletzten Timo Perthel (Mittelfußbruch), Julian Koch (Knie-OP), Jürgen Gjasula (Herzmuskelentzündung) und Toni Da Silva (Bänderdehnung im Knie) fehlten auch Adli Lachheb und Kevin Wolze nach ihren Platzverweisen beim 0:2 in Regensburg.

Das Chaos in der Meidericher Abwehr ging in die nächste Runde. Gleich beim ersten Angriff der Gäste klingelte es. Ex-MSV-Spieler Filip Trojan flankte aus halblinker Position in den Strafraum, Duisburgs Innenverteidiger Branimir Bajic und Andre Hoffmann deckten Dynamo-Stürmer Mickael Poté, und Idir Quali, den auch Dustin Bomheuer aus den Augen verloren hatte, köpfte zum 1:0 für Dresden ein (4.).

Hoffmann musste vom Platz getragen werden

Der zweite Schock folgte: Tanju Öztürk und Hoffmann rasselten im Mittelkreis mit den Köpfen zusammen. Während Öztürk vorerst weiterspielen konnte, musste Stephan Hennen nach gut zehn Minuten eingewechselt und Hoffmann vom Feld getragen werden. Ein bitterer Schlag.

Noch mehr Konfusion in der MSV-Defensive war die Folge. Die Abwehr wirkte erneut völlig überfordert, als Anthony Losilla nach einem gescheiterten Duisburger Klärungsversuch mit dem Ball in den Strafraum startete, seine Gegner aussteigen ließ und auf 2:0 erhöhte (21,).

Dem MSV fehlte jede spielerische Linie

Die Defensive ein heilloses Durcheinander, die Offensive an Harmlosigkeit kaum zu überbieten – dem MSV fehlte jegliche spielerische Linie. Zwar zeigte sich die Reck-Elf nach dem Seitenwechsel etwas präsenter, entwickelte aber kaum Durchschlagskraft. Die größte Chance auf das 1:2 vergab Goran Sukalo, nachdem Schiedsrichter Tobias Christ im Strafraum einen Schubser von Vujudan Savic an Maurice Exslager gesehen haben wollte. Sukalo scheiterte mit seinem schwach geschossenen Elfmeter an Dynamo-Torhüter Benjamin Kirsten (65.).

Dresden profitierte von der frühen Führung, zeigte aber auch die wesentlich reifere Spielanlage. Poté markierte nach einem weiteren Abwehrpatzer mit seinem Kopfball das 3:0 (78.), ehe Exslager Ergebniskosmetik betrieb (90.). Die Mannschaft von Trainer Ralf Loose fuhr ihren ersten Saisonsieg ein. Die Meidericher dagegen belegen weiter den letzten Tabellenplatz.

Die nächsten Partien werden es dem MSV wohl nicht leichter machen. Im Gegenteil: Mit den Spielen beim Aufstiegskandidaten 1860 München und beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern stehen den Duisburgern zwei schwierige Aufgaben bevor. MSV-Sportdirektor Grlic erwartet ein hartes Stück Arbeit.

MSV Duisburg - Dynamo Dresden 1:3 (0:2)

MSV: Wiedwald - Berberovic, Bajic, A. Hoffmann (13. Hennen), Bomheuer - Pamic (46. Brosinski), T. Öztürk (46. Domowtschijski), Sukalo, Brandy - R. Jovanovic, Exslager

Dresden: B. Kirsten - C. Gueye, Bregerie, Savic, Schuppan (81. Subasic) - Losilla, I. Papadopoulos (46. Solga) - R. Koch (55. Sliskovic), Ouali, Trojan - Poté

Schiedsrichter: Tobias Christ (Münchweiler an der Rodalb)

Zuschauer: 10.877

Tore: 0:1 Ouali (4.), 0:2 Losilla (20.), 0:3 Poté (78.), 1:3 Exslager (90.+2)