Duisburg. Nachwuchstalent Santiago Castaneda trifft für den MSV Duisburg zum 1:0-Sieg. Der 19-Jährige hat den Abstiegskampf angenommen.
Santiago Castaneda kennt vornehmlich die Sonnenseite des Lebens. Im Sommer wechselte der US-Amerikaner aus Florida zum Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. An der Tampa Bay sollen die Temperaturen im Wochenverlauf bis auf 27 Grad klettern. Das Klima bei seinem ersten Profi-Klub in Deutschland ist deutlich rauer, als es sich der 19-Jährige vorstellen konnte. Abstiegsängste kannte Castaneda vor dem Hintergrund des amerikanischen Ligensystems bislang nicht. Am Samstag schenkte er dem MSV und seinen Fans ein paar Sonnenstrahlen in einer tristen Zeit. Mit seinem Treffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 1:0 (0:0)-Sieg über den VfB Lübeck gab er den Meiderichern ein wenig Hoffnung im Existenzkampf.
Castaneda war im Sommer als Perspektivspieler von den Tampa Bay Rowdies nach Duisburg gewechselt. Der 19-Jährige trainierte vom ersten Tag an hart. „Mein Ziel war es, ein paar Spielminuten zu bekommen“, blickt der defensive Mittelfeldspieler auf seinen Start in Duisburg zurück. Am dritten und vierten Spieltag gehörte er bereits dem Kader an, kam aber nicht zum Einsatz. Am fünften Spieltag feierte er dann aber unter Ex-MSV-Trainer Torsten Ziegner bei der 1:2-Niederlage beim SSV Jahn Regensburg sein Startelfdebüt. Insgesamt zehnmal war Castaneda in dieser Saison von Beginn an dabei, am Samstag bestritt er insgesamt seinen zwölften Einsatz für den MSV. Er kam in der 60. Minute für den verletzten Caspar Jander ins Spiel. Janders Pech war womöglich Castanedas Glück.
„In der letzten Woche habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Schnee gesehen.“
Der US-Boy hat sich bei seinem ersten Profiklub mittlerweile akklimatisiert – trotz frostiger Temperaturen. „In der letzten Woche habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Schnee gesehen“, merkte Castaneda, der in Dinslaken lebt, mit einem Lachen an. Auch die schwierige Situation im Abstiegskampf hat er angenommen und spricht „von der härtesten Phase“ in seiner noch jungen Laufbahn. Zum ersten Mal stand er nun im Rampenlicht, gab Interviews, genoss den Jubel der Duisburger Fans. Zudem hatte es Santiago Castaneda, der auch kolumbianische Wurzeln hat, nach der Partie eilig, zu telefonieren: „Ich kann es nicht abwarten, mich bei meiner Familie in Tampa zu melden. Ich weiß, dass sie zugeschaut haben, obwohl es dort erst acht Uhr am Morgen ist.“
MSV-Trainer Boris Schommers hofft, dass Castaneda nun diesen so sehr ersehnten Brustlöser für das gesamte Team geliefert hat. „Er hat ihn sehr gut genommen und mit voller Überzeugung ins Netz gehauen“, war es in den Augen des Trainers auch die jugendliche Unbekümmertheit des Spielers, die zum Tor führte. Schommers attestiert dem Youngster bereits „für sein junges Alter eine Ruhe am Ball und eine gute Übersicht“. Zudem finde Castaneda auch in den „Drucksituationen immer wieder Lösungen“. Nun gelte es, den Weg weiter zu gehen und die Dinge zu optimieren.
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Schommers war froh, dass der 19-Jährige kurz vor Schluss eben „da, wo er eigentlich nicht so oft auftaucht, das Tor erzwungen hat“. Auf einen Torerfolg eines etatmäßigen Stürmers aus dem Spiel heraus muss der Trainer weiter warten. Das war dann aber im Moment des Erfolges am Samstag ausnahmsweise nebensächlich.
Der MSV landete mit dem 1:0-Sieg über Abstiegskampf-Konkurrent VfB Lübeck den so wichtigen Sieg, der noch keine Trendwende darstellt, aber verhinderte, dass Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bei den Zebras weiter zunehmen. Der MSV bestimmte über weite Strecken das Geschehen und traf in der 43. Minute sogar ins Tor. Stürmer Sebastian Mai bediente per Hacke Niklas Kölle, der aus kurzer Distanz einnetzte. Schiedsrichter Felix Weller entschied auf Abseits. Beim Studium der Fernsehbilder dürfte der Mann aus Neunkirchen vermutlich zu einer anderen Einschätzung gekommen sein.
MSV Duisburg: Sorgen um Caspar Jander
In der zweiten Halbzeit hatte der MSV indes zweimal Glück. VfB-Stürmer Cyrill Akono lief nach einem Fehlpass von Caspar Jander alleine auf das Duisburger Tor zu, vergab jedoch (50.). Fünf Minuten später setzte Tommy Grupe den Ball im Anschluss an eine Ecke per Kopf an den Pfosten. In dieser Phase wackelte die Abwehr um die ansonsten gut spielenden Innenverteidiger Joshua Bitter und Marvin Knoll. „Da waren wir nicht wach genug“, sagte Boris Schommers. Standardsituationen bleiben gegen die Zebras weiterhin ein scharfes Schwert.
Nun wollen und müssen die Zebras nachlegen, um im Abstiegskampf weiter hoffen zu dürfen. Ob Caspar Jander beim nächsten Spiel beim FC Erzgebirge Aue (Samstag, 16.30 Uhr, Erzgebirgsstadion) helfen kann, ist nicht sicher. Der Mittelfeldspieler verletzte sich am Sprunggelenk. Am Montag dürfte mehr Klarheit über die Schwere der Blessur bestehen.