Düsseldorf. .

Man kann wirklich nicht behaupten, bei Bundesliga-Absteiger Fortuna würde derzeit der Fußball rund laufen. 11:0 Ecken, 10:2 Torschüsse, eine drückend überlegen geführte erste Halbzeit, dazu ungezählte Laufkilometer hatten gegen schmerzend effektive „Löwen“ des TSV 1860 München nichts genutzt. Die unglückliche 1:2 (1:1)-Heimniederlage mündete dazu in ungesunden Emotionen. Abwehrchef Tobias Levels wurde nach seinem entscheidenden Fehler zum Gegentreffer von Zuschauern anschließend bei jeder Ballberührung ausgepfiffen und war nach dem Match fix und fertig in Tränen aufgelöst. Erst bei einer „Ehrenrunde“ gab es aufmunternde Levels-Sprechchöre aus der Fankurve.

Kenia kurbelte die Offensive an

Eine Umstellung hatte Cheftrainer Mike Büskens im Vergleich zur Pokalblamage von Gütersloh vorgenommen. Stefan Reisinger musste seinen Angriffsstartplatz räumen. Dafür lief erstmals Lewan Kenia von Beginn an auf. Der spielstarke Georgier sorgte mit seinem Wirken hinter Spitze Charlison Benschop für einen Systemwechsel: von 4-4-2 auf das gewohnte(re) 4-2-3-1. Und kurbelte die Offensive mit schnellen und klugen Pässen an. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht“, lobte Coach Mike Büskens.

Fortuna wirkte von der ersten Minute an offensiv-aggressiv, wollte die „Löwen“ erst gar nicht zur Entfaltung kommen lassen. Rot störte Schwarz im Spielaufbau früh und massiv. Blies selber mit hoch stehenden Außenverteidigern permanent zur Attacke. „Wir hatten Schwerstarbeit in der Abwehr und waren brutal unter Druck“, stellte 1860-Trainer Alexander Schmidt hinterher fest.

Pech für Fortuna: Benny Lauth nutzte die einzige Gäste-Chance vor der Pause schon nach neun Minuten. Nach einem weiten Einwurf von Schindler fiel die Kugel im Fortuna-Strafraum genau vor den rechten Schuh des Langzeitlöwen. Der drückte per Dropkick flach ab. Keeper Fabian Giefer blieb abwehrchancenlos.

Fortunas Elf und die Fans ließen sich nicht beirren. Mit verbalem Rückenwind hielt der Vorwärtsgang an. Meist über die linke Offensivseite mit Cristian Ramirez und Axel Bellinghausen. Allein es mangelte mancher Hereingabe an der Präzision.

Benschop trifft vom Elfmeterpunkt

Vielleicht wären die Münchener mit der Führung glücklich in die Kabine geflüchtet. Ein Solo von Levan Kenia torpedierte aber die Rechnung. Defensivkicker Yanncik Stark ließ sich vom trickreichen Neuzugang im Strafraum verladen. Und wusste sich nur noch mit einem Hakler zu helfen: Foulelfmeter! Den versenkte Charlison Benschop sicher hoch in der rechten Torecke. Und startete erst einmal mit raumgreifenden Schritten seine Gratulationsrunde Richtung Trainer-Drehstühle und Reservebank. Der Ausgleich war hoch verdient, da gab es keine zwei Meinungen.

Nach dem Wechsel blieben Chancen allerdings lange Mangelware. Bis der kapitale Patzer von Tobias Levels folgte. Der ließ sich vom eingewechselten Tomasov tief in der eigenen Hälfte verladen. Der Kroaten marschierte in den Fortuna-Strafraum, drückte die Kugel aus halblinker Position flach in die rechte Torecke. Danach wollten einige Zuschauer den vermeintlichen „Sündenbock“ nicht mehr sehen, pfiffen ihn bei jeder Ballberührung aus. „Das war auch für die gesamte Mannschaft keine Hilfe“, erklärte Coach Büskens – verkniff sich dabei hörbar kritische Töne in Richtung der Zuschauer. „Fußball ist ein Fehlervermeidungsspiel. Wir haben einen zu viel gemacht und sind gnadenlos bestraft worden.“

Zusatzpech: Cristian Ramirez zog sich kurz vor dem Spielende eine Muskelverletzung zu und humpelte, leicht gestützt von Teamarzt Dr. Alois Teuber, in die Kabine.