Ulm/Gelsenkirchen. Das Torwart-Casting bei Schalke 04 ist zu Ende - Justin Heekeren ist die Nummer 1. Zurecht? Eine Debatte unserer Reporter.
Justin Heekeren steht im kommenden Heimspiel gegen Jahn Regensburg am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im Tor des FC Schalke 04 stehen wird. Heekeren und Konkurrenten Thorben Hoffmann durften sich zuletzt in jeweils zwei Spielen zeigen – so hatte es Trainer Kees van Wonderen kurz nach seinem Amtsantritt beschlossen.
Ist van Wonderens Entscheidung richtig? Unsere Reporter Andreas Ernst und Robin Haack haben unterschiedliche Meinungen zur Torwart-Situation.
Schalke: Das Momentum spricht für Heekeren - die Entscheidung ist korrekt
Von Andreas Ernst
Das ungewöhnliche Torwart-Casting des FC Schalke 04 ist beendet – und so diskussionswürdig die Entscheidung von Trainer Kees van Wonderen auch sein mag, auf diese Art eine Entscheidung herbeizuführen: Dass Justin Heekeren die Nummer 1 bleibt, ist korrekt.
Heekeren, unter Karel Geraerts und Jakob Fimpel schon Stammkeeper, profitiert davon, dass ihm bei seiner zweiten Bewährungschance am Freitagabend in Ulm seine beste Saisonleistung gelang. Zum ersten Mal blieb er ohne Gegentor, zeigte mehrere Paraden, wirkte bei Rückpässen und Flanken sicher. Obwohl er in seinen Spielen zuvor gegen Hertha BSC (2:2) und beim FC Augsburg (0:3) bei jeweils einem Gegentor unglücklich ausgesehen hatte, präsentierte er sich nervenstark und selbstbewusst. Kamerascheu ist der langjährige Schalke-Fan nicht, dazu meinungsstark. Da hat er sich bei einigen älteren Torhütern etwas abgeschaut.
Starke Heekeren-Leistung beim Schalker 0:0 in Ulm
Nicht falsch verstehen: Dass van Wonderen an Heekeren nicht vorbeikommt, heißt nicht, dass der 23-Jährige das bessere Gesamtpaket zu bieten hätte als Thorben Hoffmann. Im Torwart-Casting hilft ihm das Momentum. Ihm hilft, dass erst Hoffmann im Tor stand, dann er. Hoffmanns solide Leistung in dessen erstem Spiel in Hannover (0:1) ist vergessen, Heekerens Eindruck aus Ulm noch frisch. Van Wonderen konnte sich schlicht nicht erlauben, Heekeren aus dem Tor zu nehmen - kaum vorzustellen, Hoffmann wäre gegen Regensburg schon in der Anfangsphase ein schwerer Fehler unterlaufen.
Auch interessant
Wichtig ist, dass sich van Wonderen an sein Wort hält und Heekeren dauerhaft das Vertrauen schenkt. Spielt Schalke allerdings weiter nicht erfolgreich und van Wonderen wird schon bald wieder rausgeworfen, droht die nächste Torwartdiskussion.
Schalke: Van Wonderen ist ein Verlierer seines Torwart-Castings
Von Robin Haack
Erst zwei Spiele für Thorben Hoffmann, dann zwei für Justin Heekeren. Schon als Trainer Kees van Wonderen sein Torwart-Casting bei Schalke 04 ausgerufen hat, gab es viele kritische Stimmen. Der Druck auf die beiden Keeper wurde noch größer, in der Öffentlichkeit wurde vom Trainer leichtfertig eine zusätzliche eine Baustelle eröffnet.
Nach dem letzten Casting-Spiel in Ulm zeigt sich, warum van Wonderens Plan eine „Schnapsidee“ war, um es mit den Worten von Ex-S04-Torwart Holger Gehrke zu sagen. Denn einen klaren Sieger gibt es nach den vier Spielen nicht. Hoffmann spielte bei den Niederlagen in Hannover (0:1) und gegen Fürth (3:4) grundsolide – nicht mehr und nicht weniger. Auszeichnen konnte er sich kaum, grobe Fehler hat er aber auch nicht gemacht.
Heekeren sah in Augsburg (0:3) teilweise unglücklich aus, war beim 0:0 in Ulm aber bester Schalker – auch dank seiner Paraden blieben die Gelsenkirchener beim Aufsteiger erstmals in der laufenden Saison ohne Gegentreffer. Es war die einzige positive Nachricht am Freitagabend.
Schalke: Hoffmann ist ein Verlierer, ohne Fehler gemacht zu haben
Doch macht dieses eine Spiel in Ulm Justin Heekeren zu einem besseren Torwart als Thorben Hoffmann? Nein! Nur zwei Spiele sind nicht aussagekräftig genug. Doch schon, weil es absurd wäre, den besten Mann des Ulm-Spiels gegen Regensburg auf die Bank zu setzen, sprach direkt einiges dafür, dass Heekeren das Rennen gewinnt. Genau so ist es nun gekommen. Einfach, damit van Wonderen nicht noch einmal in Erklärungsnot gerät.
Das heißt im Umkehrschluss: Hoffmann ist der Verlierer im Torwart-Casting – ohne einen Fehler gemacht zu haben. Für den 25-Jährigen ist das maximal unglücklich.
Klar ist aber: Auch Kees van Wonderen ist ein Verlierer der Situation. Die Unruhe, die die fragwürdige Torwart-Entscheidung verursacht hat, war kontraproduktiv für ihn, die Torhüter und den ganzen Klub – der in der Krise Stabilität statt Experimente braucht.
Schalke 04 – Mehr News und Hintergründe: