Augsburg. Schalke 04 ist im DFB-Pokal in der 2. Runde ausgeschieden. Die Königsblauen verloren beim Bundesligisten FC Augsburg mit 0:3.

Auf Hohn und Spott hatten sich die Fans des FC Schalke 04 eingestellt, doch als das DFB-Pokalspiel beim Bundesligisten FC Augsburg abgepfiffen wurde, durch die 0:3 (0:1)-Niederlage das Zweitrundenaus besiegelt war, pfiffen sie nicht. Sie applaudierten, feuerten an, stimmten Schalke-Schlager an. Ihre Mannschaft hatte sich lange gegen eine Klatsche gestemmt. Für Trainer Kees van Wonderen blieb es dennoch ein bitterer Abend. Er verlor auch sein drittes Pflichtspiel.

Die Startaufstellung, die van Wonderen gewählt hatte, glich einer Botschaft an die Fans, die königsblauen gegen weiße Fahnen einzutauschen. Schalke, zweitschlechteste Abwehr der Zweiten Liga, setzte bei der Mannschaft, die am Samstag Borussia Dortmund mit 2:1 niederrang, auf eine verbesserte B-Elf - schonte einige Stammkräfte für das bedeutendere Punktspiel beim SSV Ulm am Freitag (18.30 Uhr/Sky). Paul Seguin saß noch auf der Bank. Lino Tempelmann, Moussa Sylla und Ron Schallenberg verfolgten die Partie von der Tribüne - sie seien angeschlagen, teilte der Verein mit.

Schalke spielt sehr defensiv

Es wirkte, als wäre van Wonderens Ansprache kurz gewesen. Es ging Schalke allein darum, kein Gegentor zu kassieren. Kapitän Kenan Karaman war der einzige Schalker auf dem Platz, dessen gelernte Position eine offensive ist. Sonst: ein Torwart und zehn Defensivspezialisten. Die Augsburger fanden zur Freude der Schalker nach den Feierlichkeiten vom Bundesliga-Wochenende nur träge in die Partie, erspielten sich zwar 66 Prozent Ballbesitz - hielten ihn aber überwiegend in der eigenen Hälfte. Schalkes Deckung konnte glänzen, ohne sich groß anzustrengen.

Nach 45 Minuten stand es dennoch 1:0 für den Bundesligisten - weil die königsblaue Abwehr bei der einzigen guten Augsburger Chance patzte. In der 26. Minute konnte der FC Augsburg problemlos und ungestört Alexis Claude-Maurice in Schussposition bringen. Dessen tückischen Aufsetzer aus 20 Metern Entfernung konnte S04-Torwart Justin Heekeren nicht abwehren. Heekeren, der im Schalker Torwart-Casting seine erste von zwei Chancen erhielt, sah nicht gut aus.

Schalkes Offensive aber? Funktionierte überhaupt nicht. Auch im dritten van-Wonderen-Spiel war kein Plan im Spiel nach vorn zu erkennen. Es gab viele Befreiungsschläge und Fehlpässe. Einmal flog der Ball lediglich in den Augsburger Strafraum, doch eine Ecke von Tobias Mohr brachte nichts ein (43.). Zur Pause eines langweiligen Pokalspiels war das Spiel nur deshalb noch nicht entschieden, weil die Augsburger das Spiel gemütlich entschieden wollten. 90 bis 95 Prozent würden nicht genügen, hatte Trainer Jess Thorup vor dem Spiel gesagt. Die erste Halbzeit widerlegte ihn.

Schalke mit großer Fan-Unterstützung

Einen Preis verdienten sich lediglich die rund 3000 mitgereisten S04-Anhänger unter den 27.511 Zuschauern, die trotz der Anstoßzeit am Dienstagabend, der weiten Anreise und der einmal mehr schwachen Auswärtsleistung in der Halbzeitpause durchgängig Fanlieder schmetterten. „Immer wieder feuern wir euch an“, sangen sie. Für eine verbesserte zweite Hälfte?

Es schien, als hätten die Schalker Spieler in der Kabine ihre fröhlichen Fans gehört. Denn trotz aller Aussichtslosigkeit spielten die Königsblauen plötzlich mutig. An der Seitenlinie stand Kees van Wonderen, zog seine dicke Winterjacke aus, trieb seine Spieler nach vorn. Und weil die Augsburger aus dem Gemütlichkeits-Modus nicht mehr herausfanden, entwickelte sich ein spannender Pokalabend.

Schnell erarbeiteten sich die Schalker drei Ecken und ihre erste gute Chance: Bei einem Distanzschuss von Derry John Murkin musste sich Augsburgs Torwart Finn Dahmen strecken, um den Ball über die Latte zu lenken (60.). Zehn Minuten später lag der Ball sogar im Augsburger Tor, per Kopf hatte Kenan Karaman getroffen. Doch er stand zwei Meter im Abseits - Schiedsrichter Frank Willenborg pfiff den königsblauen Jubel ab. Dennoch: Schalkes Fans honorierten den Kampf mit Applaus - sie feierten nun nicht mehr allein sich selbst, sondern auch die Spieler, die sich gegen eine weitere Schmach stemmten.

Für eine wirklich gefährliche Schlussoffensive fehlten den Schalkern aber sowohl die sportlichen Mittel als auch richtig gute Ersatzspieler. Auch die Ecken und Freistöße wurden nicht zur Gefahr. In der Schlussphase gelang den Augsburgern durch Arne Maier (84., abgefälschter Freistoß) und Samuel Essendé (90.) sogar noch zwei Tore. Das Spiel endete 3:0 - viel zu hoch.