Gelsenkirchen. In der Saison 1983/84 lieferte sich der FC Schalke 04 mit Karlsruhe in der 2. Liga ein packendes Aufstiegsrennen. Zwei Ex-Schalker erinnern sich.

„Unser Manager Rudi Assauer hatte die Mannschaft zur Saison 1983/84 ausgezeichnet verstärkt“, lobt Schalkes damaliger Mittelstürmer Jochen Abel (69). Die Knappen, gerade zum zweiten Mal abgestiegen, begrüßten unter anderem Sturmtank Klaus Täuber von den Stuttgarter Kickers, Spielmacher Bernd Dierßen aus Hannover und Abwehr-Ass Michael Jakobs aus Bochum.

Hans-Joachim Abel (l.) ist vor Karlsruhes Hans-Jürgen Boysen am Ball. Im Hintergrund: Leere Ränge.
Hans-Joachim Abel (l.) ist vor Karlsruhes Hans-Jürgen Boysen am Ball. Im Hintergrund: Leere Ränge. © imago/Werner Otto | imago sportfotodienst

„Außerdem“, so Abel, „hatten wir ein 17-jähriges Talent namens Olaf Thon, dem man sofort ansehen konnte, was für ein überragender Fußballer er war.“ Hinzu kamen Keeper Walter Junghans, Europameister-Kapitän Bernard Dietz, Mittelfeld-Motor Manni Drexler und der langjährige Bundesliga-Knipser Abel. Diese Schalker Truppe, da waren sich die Experten einig, würde in der 2. Liga vorweg marschieren. Doch die Konkurrenz war zäh – allen voran ein Mit-Absteiger.

„Der KSC war uns von Beginn an immer einen Schritt voraus“, erinnert sich Abel, der 1983/84 immerhin 14 Treffer für Schalke erzielte. „Karlsruhe hat einfach sehr konstant gepunktet.“ Nach zehn Spieltagen grüßten die Badener ungeschlagen mit 17:3 Punkten (nach der alten Zwei-Punkte-Regel) von der Tabellenspitze, Schalke rangierte zwei Punkte dahinter. „Wir waren nicht gut gestartet“, gesteht Michael Jakobs (62).

Schalke 04 hatte sich noch nicht gefunden

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„Wir hatten uns als Mannschaft noch nicht gefunden und mussten erst lernen, die Spielweise in der 2. Liga anzunehmen.“ Jakobs erinnert sich an einen Kabinenbesuch des damaligen S04-Präsidenten: „Dr. Fenne hielt eine Krisenansprache, er appellierte: ,Es geht um den Verein!’“ Anschließend ging ein Ruck durch die Schalker Mannschaft, doch der KSC galoppierte unbeirrt weiter.

„Karlsruhe war individuell vielleicht nicht ganz so stark wir wir“, glaubt Abel, „aber sie hatten eine sehr homogene Truppe, eine gute Mischung aus Jung und Alt.“ Am 15. Spieltag setzten die Badener ein fettes Ausrufezeichen: Der KSC bezwang die Knappen vor 33.000 Zuschauern im Karlsruher Wildpark mühelos mit 3:0 (Tore: Wolfgang Schüler, Uwe Bühler, Hans-Jürgen Boysen).

In Karlsruhe war es für Schalke immer schwierig

„Auswärts in Karlsruhe war es immer schwierig“, erinnert sich Abel, „auch wegen der ganz besonderen Atmosphäre dort.“ Drei Spieltage später schlug Schalke Fortuna Köln 6:2 und schob sich wieder auf Platz eins vor. Im Lauf der Rückrunde aber ging den Knappen etwas die Luft aus. Die Mannschaft von Trainer Didi Ferner leistete sich Punktverluste in Charlottenburg (1:1), Saarbrücken (1:1) oder Ulm (0:1).„Vielleicht hatten wir zu viel Kraft im Pokal gelassen“, vermutet Abel, der mit S04 sensationell ins Halbfinale gegen die Bayern (6:6 n.V/2:3 im Wiederholungsspiel) gekommen war. Schon im Viertelfinale gegen Hertha BSC war es zum Wiederholungsspiel gekommen, sodass Königsblau in jener Saison insgesamt 45 Pflichtspiele absolvieren musste. Konkurrent KSC bestritt vier Partien weniger, denn im Pokal war man bereits im Achtelfinale ausgeschieden – 1:2 gegen Schalke.

Am 30. Spieltag folgte der erneute Führungswechsel in der Liga: Schalke unterlag zu Hause sensationell mit 1:5 gegen die Berliner Hertha, während Karlsruhe ein 4:1 beim BV Lüttringhausen feierte. Anschließend gab die Mannschaft von Trainer Werner Olk die Tabellenführung nicht mehr her, auch weil man auf Schalke einen verdienten Punkt entführte: Beim 3:3 am fünftletzten Spieltag hatten die Gäste sogar wie der sichere Sieger ausgesehen, ehe Michael Jakobs (65.) und Volker Abramczik (73.) den 1:3-Rückstand egalisierten. Karlsruhe war anschließend so gut wie „durch“. Vier Tage nach dem Pokal-Aus aber stellten die Ferner-Schützlinge die Weichen endgültig auf Aufstieg, durch ein 5:0 gegen Alemannia Aachen am drittletzten Spieltag. Michael Jakobs musste sich am Saisonende trotzdem ein wenig als Verlierer fühlen.

Jacobs-Wette ging knapp verloren

„Ich hatte mit einem Bekannten gewettet, dass wir Meister werden“, erzählt der zweikampfstarke Linksverteidiger. 150 Mark habe ihn der Spaß gekostet, so Jakobs. „Hauptsache aufgestiegen“, findet derweil Jochen Abel.

Für den Goalgetter war die Saison 1983/84 zugleich der Abschied vom Profi-Fußball: „Ich hatte gewaltige Hüft-Probleme, konnte kaum noch laufen“, verrät der gebürtige Düsseldorfer, der heute in Liechtenstein lebt. Kollege Michael Jakobs blieb noch vier weitere Jahre auf Schalke, ehe der Verein 1988 abermals abstieg. „Bis heute gucke ich mir alle S04-Spiele an, wenn es irgendwie geht“, so der gebürtige Oberhausener. „Ich hoffe sehr, dass diese Saison der Wiederaufstieg gelingt. Denn Schalke gehört nun mal in die Bundesliga.“

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