Iserlohn. . Wolfgang Brück ist seit 16 Jahren Chef des Iserlohner EC. Im Intervier spricht er über Ambitionen, die heimische Sportszene und Flüchtlingshilfe.
Seit dem 7. Juni 2000 ist Wolfgang Brück Chef des Iserlohner EC. Gleich zu seinem Amtsantritt folgte mit dem Erwerb der Rosenheimer Lizenz der Seiteneinstieg in die DEL. Damit geht Brück in sein 16. Jahr in der Eliteliga.
Verspüren Sie schon wieder ein Kribbeln? Sind sie nervös?
Wolfgang Brück: Ich freue mich, dass es wieder los geht. Aber ich bin auch zwiegespalten. Denn die Pause war kürzer, und es musste viel abgearbeitet werden. Aber natürlich könnte die Pause für uns noch kürzer werden.
Schließlich haben Sie ja erklärt, dass Sie ein Spiel mehr als in der letzten Serie erleben möchten.
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Brück: Wir sind ambitioniert, mal sehen wo das dann letztendlich hinführt. Wir wollen anknüpfen an das, was wir in der letzten Saison erreicht haben. Aber natürlich kann man keine seriöse Prognose abgegeben. Denn eine Saison ist lang und voller Unwägbarkeiten wie Verletzungen.
Welchen Eindruck haben Sie von der Vorbereitung?
Brück: Die sportliche Leitung hat gute Arbeit geleistet. Wir wollen ein schnelles Team mit Erfahrung haben. Dies ist auf dem Papier erfüllt. Wir haben eine wettbewerbsfähige Mannschaft. Man sollte eine Vorbereitung allerdings nicht überbewerten. Schlecht wäre natürlich gewesen, wenn wir Spiele hoch verloren hätten. Das war nicht der Fall.
Ein Ziel war es, häufiger in den Play-offs zu stehen als nicht in der Endrunde vertreten zu sein. Sehen Sie die Roosters auf diesem Weg?
Brück: Die Antwort ergibt sich mit Blick auf die letzten Serien von selbst mit drei Play-off-Teilnahmen in vier Jahren. Aber dafür können wir uns heute nichts mehr kaufen. Unser Ziel ist es, jedes Jahr unter die Top Zehn zu kommen, aber dafür gibt es keine Sicherheit. Wir können immer noch nicht mit vier, fünf Mannschaften konkurrieren. Dass wir Teams, wie zuletzt Köln oder Berlin, hinter uns lassen, ist doch nicht normal.
Welche Perspektiven gibt es für die Roosters mittelfristig?
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Brück: Was in drei Jahren passiert, kann man natürlich mit Blick auf die wirtschaftliche und politische Lage nicht sagen. Vielleicht rumpelt es ja richtig. Ich bin derzeit aber sehr entspannt, wir befinden uns auf einem guten Weg, die wirtschaftliche Situation wurde stetig verbessert. Ich möchte jedoch wissen, wie hier unsere zukünftigen Voraussetzungen sind, denn ich habe keine Lust, halbgare Dinge zu machen. Ich möchte Rahmenbedingungen schaffen, die uns gute Chancen für die nächsten fünf, sechs Jahre bieten, und bin auch zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Aber wir müssen aufpassen, der Druck wird nicht geringer. Wir sind nie Letzter geworden, aber wenn es Auf- und Abstieg gibt, werden Anstrengungen und finanzielle Belastungen stärker. Ganz andere Klubs haben Angst davor, dann greift manchmal auch die Rationalität nicht mehr. Können wir dann noch mithalten? Das ist auch für meine persönliche Motivation wichtig, aus der ich auch Konsequenzen ziehen würde.
Wie groß ist die Motivation nach einer so langen Zeit?
Brück: Gerade die zwei, drei letzten Jahre waren sehr unterhaltsam und emotional positiv. Ich freue mich, dass es stetig weiter geht. Aber ich stehe auch unter hohem Druck, da wird man müde. Und ich bin längst nicht mehr so leidensfähig.
Die Roosters gelten als Leuchtturm in Südwestfalen und wollen sich auch für die Region engagieren.
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Brück: Sportlich sind wir die Nummer eins und tragen auch zur Lebensqualität in dieser Region bei. Wir gehen den Weg gerne mit, Hilfestellungen zu leisten, aber es sollte auch eine Wechselwirkung geben. Denn natürlich müssen wir das Hauptaugenmerk unserer Kernkompetenz widmen, dem Sport, denn auch einem Leuchtturm kann durchaus das Licht ausgehen.
Wie sehen Sie die heimische Sportszene?
Brück: Ich habe großen Respekt vor allen anderen Sportarten in Iserlohn. Ich sehe sie nicht als Konkurrenz, vielmehr spricht das doch für den Standortfaktor Iserlohn. Manchmal bin ich bei Spielen von Phoenix Hagen, und ich habe mir vorgenommen, auch zu Spielen der Kangaroos zu gehen. Amateurfußball habe ich schon lange nicht mehr geschaut.
Stichwort Fußball. Was sagen Sie als Vertreter eines Eliteligaklubs zu den enormen Transfersummen im Profifußball?
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Brück: Wenn es der Markt hergibt, werden die Summe nun einmal bezahlt. Wer sehr viel Geld hat, wird auch sehr viel Geld ausgeben. Ich will mich da auch nicht zur moralischen Instanz machen. Wenn wir mehr Geld hätten, würden wir es auch investieren. Aber natürlich gibt es auch einen moralischen, ethischen Bezug. Ob so etwas in diese Zeit passt, ist bedenkenswert, gerade mit Blick auf die Flüchtlingssituation. Man sollte darüber nachdenken, ob solche Summen auch mal für soziale Zwecke ausgegeben werden. Oder für die öffentliche Sicherheit bei Fußballspielen, für die derzeit Otto Normalverbraucher über die Steuern aufkommt. Aber das hat nichts mit Neid zu tun.
Apropos Transfers. Hat es in der DEL schon einmal Transfers in Millionenhöhe gegeben?
Brück: Ja, aber nur ganz wenige, und daran war das Ausland beteiligt.
Stichwort Flüchtlinge. Beim letzten Spiel waren über 100 Flüchtlinge zu Gast. Die Roosters engagieren sich also auch im sozialen Bereich.
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Brück: Ein, zwei Projekte im karitativen Bereich unterstützen wir jährlich, in der Vergangenheit haben wir auch etwas für das Kinderhospiz gemacht. Wir können in unserer Rolle einiges unternehmen und werden das auch kommunizieren ohne uns damit zu brüsten.
Was erwarten Sie vom Auftakt in Straubing und gegen Berlin?
Brück: Ich hoffe, dass wir in beiden Spielen gut punkten.