Dortmund. Nach dem Aus von Nuri Sahin fahndet Borussia Dortmund nach einem Nachfolger. Wer als Kandidat infrage kommt und wen der BVB eher meiden sollte.

Mit Hochdruck sucht Borussia Dortmund einen neuen Trainer. Nach dem Rausschmiss von Nuri Sahin ist der Posten bislang nur interimsweise besetzt. Deshalb soll eine dauerhafte Lösung her. Im Rennen sind gleich mehrere Kandidaten mit jeweils ganz unterschiedlichen Trainerprofilen. Doch wer passt zum BVB und bei wem sollten die Bosse besser die Finger weglassen?

Der Trainercheck: Dieser Kandidat passt zum BVB

Urs Fischer: Unioner Rumpelfußball passt nicht zum BVB

Über fünf Jahre war Urs Fischer Trainer bei Union Berlin. Der Schweizer führte die Eisernen aus der zweiten Liga in die Champions League. Zeitweise war Union, das mit Leidenschaft und Effizienz Punkte sammelte, ein gefürchteter Gegner. Manch einer würde dagegen Antifußball zum Fischer-System sagen.

Urs Fischer
Urs Fischer führte Union Berlin in die Champions League. © DPA Images | Tom Weller

Dementsprechend überraschend wird der 58-Jährige als Sahin-Nachfolger gehandelt, passt die Spielphilosophie von Fischer doch so gar nicht zum schwarz-gelben Offensivfußball. Der Coach stellte seine Unioner meistens in einem 3-5-2 auf. Das würde in Dortmund kaum funktionieren, stehen in Nico Schlotterbeck, Waldemar Anton und Niklas Süle nur drei klassische Innenverteidiger im Kader. Was also, sollte einer der Profis ausfallen? Dann müssten Ramy Bensebaini oder Emre Can aushelfen, und anderswo würde eine Lücke aufreißen.

Wird Fischer also der neue BVB-Coach, muss er sein System umstellen oder der Verein personell nachlegen. Beides klingt unwahrscheinlich.

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Niko Kovac: Solide Ergebnisse erwartbar, aber passt es menschlich?

Die Vita des Niko Kovac klingt vielversprechend: Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt, Doublegewinner mit dem FC Bayern, Vizemeister mit der AS Monaco. Was die Ergebnisse angeht, hat der Deutsch-Kroate Argumente vorzuweisen. Wenn da nicht Kovacs letztes Engagement beim VfL Wolfsburg wäre. Die Autostädter warfen den Trainer in seiner zweiten Saison raus. Nur 1,3 Punkte holte Wolfsburg unter Kovac im Schnitt pro Spiel.

Fast hätte Niko Kovac als Bayern-Trainer Vereinsikone Thomas Müller vergrault.
Fast hätte Niko Kovac als Bayern-Trainer Vereinsikone Thomas Müller vergrault. © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein

Außerdem problematisch: Kovac eckt immer wieder bei Verein und Spielern an. In Frankfurt verscherzte er es sich, als er trotz fortgeschrittenen Vertragsgesprächen mit dem FC Bayern seine Treue bekundete. Beim Rekordmeister drängte er Klubikone Thomas Müller fast zu einem Abgang und zweifelte öffentlich die Qualität des Kaders an. Nach seinem Rausschmiss gewann Nachfolger Hansi Flick mit ebendiesem Kader das Triple.

Auch bei der AS Monaco verlor Kovac trotz guter Ergebnisse die Rückendeckung in der Kabine. Und in Wolfsburg degradierte er öffentlich Mannschaftskapitän und VfL-Aushängeschild Maxi Arnold.

Sportlich solide, aber menschlich schwierig. Dortmund sollte sich gut überlegen, Niko Kovac als Trainer zu verpflichten.

Erik ten Hag: Von einem Krisenklub zum nächsten?

Bei Ajax top, in Manchester flop. Erik ten Hag zeigte bei seinen beiden größten Trainerstationen zwei unterschiedliche Gesichter. Führte er Amsterdam 2019 mit attraktivem Offensivfußball noch ins Halbfinale der Champions League, blieben die Red Devils unter ten Hag hinter den Erwartungen zurück. Da half es auch kaum, dass der Trainer bis 2024 satte fünf Spieler seiner Amsterdamer Sensationsmannschaft zu United lotste.

Erik ten Hag konnte Manchester United nicht aus der Krise holen.
Erik ten Hag konnte Manchester United nicht aus der Krise holen. © dpa | Martin Rickett

Dennoch ist ein Engagement ten Hags beim BVB nicht abwegig. Der Niederländer steht für schnelles Umschaltspiel und hohes Pressing. Konzepte, die Dortmund liegen. In Amsterdam zeigte er außerdem ein gutes Gespür im Umgang mit Talenten. Diese Erfahrungen könnte einem Jamie Gittens, Maximilian Beier oder Julien Duranville zugutekommen.

Umgekehrt wirkte ten Hag trotz aller finanziellen Möglichkeiten bei United überfordert und ratlos. Den Klub konnte auch er nicht aus der Krise holen. Warum sollte er es also beim BVB schaffen?

Roger Schmidt: Erfolg und Erfahrung sprechen für ihn beim BVB

Ist Roger Schmidt Dortmunds Ideallösung? Der 57-Jährige war zuletzt Trainer von Benfica Lissabon und feiert 2023 die portugiesische Meisterschaft. Im vergangenen Sommer war sogar der FC Bayern an Schmidt dran. Der aber blieb in Portugal, nur um nach vier Spieltagen und sieben Punkten gefeuert zu werden.

Roger Schmidt führte Benfica Lissabon zur portugiesischen Meisterschaft.
Roger Schmidt führte Benfica Lissabon zur portugiesischen Meisterschaft. © dpa | Armando Franca

In der Bundesliga hängt Schmidt noch der Ruf als Hitzkopf nach. Das ein oder andere Mal hatte er als Trainer von Bayer Leverkusen für Schlagzeilen gesorgt. Seitdem ist fast ein Jahrzehnt vergangen, in dem sich Schmidt als erfolgreicher Trainer profilieren konnte. In China, den Niederlanden und Portugal führte er seine Teams mit attraktivem Fußball zu Titeln.

Ihm wäre es zuzutrauen, den BVB in kurzer Zeit wieder in die Spur zu bringen und eine klare Spielphilosophie einzuimpfen. Zumal Schmidts offensiver Ansatz – Benfica erzielte unter ihm in der Liga über zwei Tore pro Spiel – in Dortmund gut ankommen dürfte. Problem an der Sache: Schmidt hatte im 360Media-Podcast „Spielmacher – Fußball von allen Seiten“ bereits ausgeschlossen, in der laufenden Saison einen Verein zu übernehmen.