Dortmund. Auf der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund wurde über den Deal mit Rheinmetall abgestimmt. Das Ergebnis? Eindeutig. Die Folgen.
Um 16:07 Uhr zeigte Hans-Joachim Watzke zum ersten Mal eine Reaktion, da schüttelte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund mit dem Kopf und verließ wenig später das Podium in der Dortmunder Westfalenhalle 3. Gerade diskutierten die Mitglieder seines Vereins bei ihrer Versammlung über den umstrittenen Werbedeal mit dem Rüstungsunternehmen Rheinmetall. Und während der Stuhl von Watzke leer blieb, berichtete etwa eine Frau aus Finnland unter Tränen, dass ihr das Thema Ukraine sehr nahegehe, dass sie aber trotzdem nicht wolle, dass der BVB für Rheinmetall werbe.
Zu diesem Zeitpunkt deutete sich am Sonntag, einen Tag nach dem 4:0-Erfolg über den SC Freiburg, das Ergebnis bereits an, das um 17:09 Uhr offiziell verkündet wurde. Die Mitglieder stimmten dem Antrag zu, das Sponsoring mit Rheinmetall schnellstmöglich zu beenden. 1205 Mitglieder waren anwesend, 855 hatten abgestimmt. Es gab 556 Ja-Stimmen, 247 Nein-Stimmen und 52 Enthaltungen. Bis 2027 gilt der Vertrag mit dem Düsseldorfer Unternehmen, einen zweistelligen Millionenbetrag erhält der Verein dafür. Rechtlich bindend ist der Beschluss nicht, er ist nur eine Handlungsempfehlung für die Geschäftsführung, die frei entscheiden kann. Aber es fällt schwer, sich vorzustellen, dass die Chefs die Partnerschaft nach dieser eindeutigen Entscheidung noch einmal verlängern.
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BVB: Erst gegen Zagreb, dann gegen den FC Bayern
Die emotionale, aber sachliche Diskussion überlagerte die Mitgliederversammlung, und sie überstrahlte auch den souveränen Erfolg über Freiburg, durch den der BVB den Anschluss an die Champions-League-Plätze gehalten und der die Stimmung nach den Schwankungen der vergangenen Wochen aufgehellt hatte. Bei der Versammlung wurde die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin daher mit warmem Applaus empfangen, auch wenn sie aufgrund ihrer zwei Gesichter am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) in der Champions League bei Dynamo Zagreb und vor allem am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den FC Bayern weiter gegen die Zweifel anspielt.
Ricken zu BVB-Sportdirektor Kehl: „Es ist mein Wunsch, auch mit dir den Weg weiterzugehen“
Sport-Geschäftsführer Lars Ricken wendete sich bei seiner Rede direkt an die Spieler. „Liebe Mannschaft, ich bin mir sicher, dass keiner zu uns gekommen ist, um auswärts auf Platz 16 zu stehen“, erklärte Ricken. „Mein Auftrag lautet: Endlich wieder auswärts zu gewinnen, damit unsere Fans zufrieden und glücklich nach Hause gehen können.“ Der 48-Jährige stärkte den in die Kritik geratenen Trainer Nuri Sahin und schaute Sportdirektor Sebastian Kehl in die Augen, als er sagte: „Es ist mein Wunsch, auch mit dir den Weg weiterzugehen. Ich will etwas entwickeln, das ist mein großer Wunsch. Mit Menschen, die sich mit dem BVB identifizieren.“ Kehls Vertrag läuft im Sommer 2025 aus, die Gespräche über eine Verlängerung dauern an.
Hans-Joachim Watzke hatte vor Ricken gesprochen und die Leistung gegen Freiburg als „Benchmark“ für künftige Auftritte bezeichnet. Den Rheinmetall-Deal verteidigte der 65-Jährige. „Wir haben das sehr intensiv diskutiert, am Anfang hatte ich schon ein paar schlaflose Nächte“, räumte Watzke ein. „Ich wusste, dass das eine schwierige Abwägungsentscheidung ist zwischen ökonomischen Fragen und einer gesellschaftspolitischen Verantwortung.“ In so einem großen Verein wie dem BVB gebe es immer unterschiedliche Meinungen. „Ich habe hohen Respekt vor jedem einzelnen, der da zu einer anderen Bewertung kommt. Es war eine harte Entscheidung, aber ich stehe dazu.“
BVB-Spieler kommen um 12:48 Uhr
Diese Worte verhinderten letztlich nicht, dass dem Antrag von Wilfried Harthan zugestimmt wurde und sich die Mitglieder gegen den Rheinmetall-Vertrag stellten. „Es ist nicht die Aufgabe des BVB, für eine gesellschaftliche Akzeptanz eines Rüstungsunternehmens zu werben“, hatte Harthan am Mikrofon erklärt. „Der Werbedeal mit Rheinmetall ist mit unserem Grundwertekodex nicht zu vereinbaren.“
Die Spieler bekamen von dieser Debatte nichts mehr mit. Sie waren um 12:48 Uhr in den Saal gekommen und hatten die Veranstaltung kurz nach 14 Uhr wieder verlassen. In einem Nebenraum hatte der derzeit gesperrte Kapitän Emre Can seine Mitspieler für die Leistung gegen Freiburg gelobt und den FC Bayern gewarnt: „Wir sind eine Macht zu Hause, wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir werden auf Sieg spielen.“
BVB-Lichtblicke gegen den SC Freiburg
Der Grund für das neue Selbstbewusstsein? Die vielen Lichtblicke am Samstag. Julian Brandt erzielte etwa seinen ersten Saisontreffer durch einen wunderbaren Freistoß, auch Maximilian Beier, Felix Nmecha und Jamie Gittens trafen. Im Zentrum tritt Nmecha als alleiniger Sechser immer selbstbewusster auf. Ramy Bensebaini überzeugt als Linksverteidiger. Beiers Formkurve zeigt nach oben. So gelang es, den überraschenden Ausfall von Serhou Guirassy zu kompensieren. Der Angreifer fehlte aufgrund eines Infektes.
„Mich überrascht nichts mehr“, sagte Nuri Sahin und meinte damit die Botschaft, die ihn am Samstagmorgen erreicht hatte, dass Guirassy nicht spielen könne. „Wir müssen von Tag zu Tag schauen“, ergänzte Sahin. „Er ist ein wichtiger Spieler, hoffentlich reicht es für Zagreb.“
Vor allem kommenden Samstag wird Serhou Guirassy benötigt, dann soll der FC Bayern gestürzt werden. Klar ist: Im Topspiel wird wieder der Sport im Vordergrund zu stehen.
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