Berlin. Die deutsche 4x100-m-Staffel der Frauen gewinnt Bronze, die Polin Wlodarczyk stellt einen Hammer-Weltrekord auf und Usain Bolt gewinnt sein drittes Gold. Alle Neuigkeiten vom vorletzten WM-Tag im Überblick.
WM-Entscheidungen
Deutsche 4x100-m-Staffel der Frauen gewinnt Bronze
Acht Jahre nach dem Gold von Edmonton hat eine deutsche Sprintstaffel der Frauen wieder eine Medaille bei einer Leichtathletik-Weltmeisterschaft gewonnen. Das Quartett mit Marion Wagner, Anne Möllinger, Cathleen Tschirch und Verena Sailer lief in 42,87 Sekunden auf den dritten Platz und gewann damit die achte Medaille für die deutsche Mannschaft. Gold ging in 42,06 Sekunden an die favorisierten Jamaikanerinnen, Silber in 42,29 an die Bahamas.
Bolt stürmt in Berlin zum dritten Gold
Sprint-Wunder Usain Bolt hat wie schon bei Olympia in Peking auch in Berlin das Gold-Triple perfekt gemacht. Der 23-Jährige führte das 4x100-m-Quartett von Olympiasieger Jamaika auf Position drei zum Sieg in 37,31 Sekunden. Nach der nachträglichen Disqualifikation von Titelverteidiger USA im Vorlauf holte sich Trinidad und Tobago Silber in 37,62 Sekunden. Bronze ging in 38,02 Sekunden an Großbritannien. Das deutsche Quartett mit Tobias Unger, Marius Broening, Alexander Kosenkow und Martin Keller hatte nach einem Wechselfehler das Finale verpasst.
Pokerface Hooker gewinnt Stab-Gold
Australiens 'Pokerface' Steven Hooker hat die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen. Der am rechten Oberschenkel verletzte Olympiasieger übersprang in seinem zweiten Sprung des Wettbewerbs auf Anhieb 5,90 m und verwies damit ein französisches Duo damit noch auf die Plätze. Silber ging an Romain Mesnil mit 5,85, Bronze mit 5,80 an den in diesem Jahr auf 6,01 m verbesserten Renaud Lavillenie. Keine Rolle spielten die beiden deutschen Finalisten. Alexander Straub aus Filstal kam mit 5,65 m auf den siebten Platz, nur 14. wurde Malte Mohr aus Leverkusen nach dürftigen 5,50 m. Der dritte deutsche Springer war in der Qualifikation gescheitert. Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) war nicht über 5,55 m hinausgekommen.
Phillips holt drittes Weitsprung-Gold
Dwight Phillips hat bei der 12. Leichtathletik-WM in Berlin seine dritte Goldmedaille im Weitsprung nach 2003 und 2005 gewonnen. Der US-Amerikaner sprang im zweiten Versuch 8,54 m und nutzte damit die Gunst der Stunde. Denn nach drei Versuchen war Olympiasieger und Titelverteidiger Irving Saladino aus Panama im Finale ausgeschieden. Silber holte sich mit 8,47 m Hallen-Weltmeister Godfrey Khotso Mokoena aus Südafrika vor dem Australier Mitchell Watt, der auf 8,37 m kam.
Kenianer Abel Kirui gewinnt WM-Marathon
Der Kenianer Abel Kirui hat am vorletzten Tag der Leichtathletik-WM Marathon-Gold gewonnen. In 2:06:54 Stunden, der besten Siegerzeit der WM-Geschichte, triumphierte der 27-Jährige nach 42,195 Kilometern am Brandenburger Tor vor seinem Landsmann Emmanuel Mutai (2:07:48). Bronze gewann in 2:08:35 der Äthiopier Tsegay Kebede.
Bester Deutscher war in seinem letzten Rennen in 2:15:36 als 18. der Chemnitzer Andre Pollmächer (26). 'Es war der schönste Lauf meines Lebens', meinte der Bereitschaftspolizist, der nach toller Aufholjagd fünftbester Europäer war, aber die erhoffte persönliche Bestzeit um gut zweieinhalb Minuten verfehlte. 35. wurde in 2:18:08 Martin Beckmann (Leinfelden-Echterdingen), 51. in 2:22:36 Falk Cierpinski, dessen Vater Waldemar 1976 in Montreal und 1980 in Moskau Marathon-Olympiasieger gewesen war. Auf Rang 66 landete Tobias Sauter (ebenfalls Spergau) in 2:35:43.
Heidler gewinnt Silber im Hammerwurf
Zwei Jahre nach ihrem Triumph von Osaka hat Hammerwerferin Betty Heidler bei der Leichtathletik-WM in Berlin Silber gewonnen und der deutschen Mannschaft damit das neunte Edelmetall dieser Titelkämpfe beschert. Die Frankfurterin verbesserte im letzten Versuch mit 77,12 m ihren deutschen Rekord um 57 Zentimeter und musste sich nur Anita Wlodarczyk beugen. Die Polin stellte im zweiten Versuch mit 77,96 m einen Weltrekord auf und konnte danach wegen einer Fußverletzung keinen weiteren Wurf mehr machen. Dritte wurde die Slowakin Martina Hrasnova, die mit 74,79 m Kathrin Klaas noch Bronze wegschnappte. Die viertplatzierte Frankfurterin hatte sich zuvor auf die persönliche Bestleistung von 74,23 gesteigert. Andrea Bunjes aus Frankfurt war in der Qualifikation mit 67,01 m ausgeschieden.
Kenianerinnen düpieren Äthiopien erneut
Kenias Langstreckenläuferinnen haben den großen Rivalen Äthiopien auch im 5000-m-Finale düpiert. In einem spannenden Spurt holte sich Vivian Cheruiyot in 14:57,97 Minuten Gold vor ihrer Landsfrau Sylvia Jebiwott Kibet in 14:58,33. Nur Dritte wurde Titelverteidigerin Meseret Defar aus Äthiopien in 14:58,41 Minuten. Schon über 10.000 m hatte Linet Chepkwemoi Masai aus Kenia den Äthiopierinnen das sicher geglaubte Gold weggeschnappt.
WM-Vorkämpfe
4x400-m-Staffel der Männer patzt
Deutschlands Viertelmeiler sind bereits im Vorlauf über 4x400 m gescheitert. Das Quartett wurde nur Vierter seines Rennens und verpasste in 3:03,52 Minuten klar den Einzug in den Endlauf am Sonntag. Mit diesem werden um 18.15 Uhr die 12. Weltmeisterschaften nach neun Tagen abgeschlossen. Martin Grothkopp (Dresden), Kamghe Gaba (Frankfurt/Main), Erik Krüger und Ruwen Faller (beide Magdeburg) enttäuschten auf Gesamtplatz zehn von 13 gestarteten Teams. Schnellste Staffel des Tages waren die US-Männer, die in 3:01,40 Minuten ihre Goldambitionen unterstrichen. Sie können am Sonntag den Titel-Hattrick perfekt machen.
Die Staffel-Frauen machen es besser
Während die Männer ausgeschieden sind,stießen Deutschlands Viertelmeilerinnen ins Finale am Sonntag (17.50 Uhr) vor. Als Dritte ihres Vorlaufs qualifizierten sich Fabienne Kohlmann (Karlstadt), Sorina Nwachukwu (Leverkusen), Esther Cremer (Wattenscheid) und Claudia Hoffmann (Potsdam) für das Rennen um die Medaillen. Das Quartett legte in 3:25,08 Minuten die drittbeste Zeit des Tages hinter Russland (3:23,80) und Jamaika (3:24,72) hin.
WM-Splitter
WM mit Top-Quoten
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin bleibt weiterhin ein Quotenrenner. Bei der ARD-Übertragung am Freitagabend, als unter anderem der Dresdner Hochspringer Raul Spank die Bronzemedaille gewann, sahen im Schnitt 6,15 Millionen Zuschauer zu. Dies entsprach einem Marktanteil von 23,9 Prozent. Vor der Tagesschau hatte die Übertragung durchschnittlich 2,92 Millionen Zuschauer (14,4 Prozent) vor den Fernseher gelockt. Den 50-km-Wettbewerb im Gehen am Vormittag sahen im Schnitt 1,02 Millionen (16,8 Prozent).
WM für Berlin teurer als geplant
Das Land Berlin muss für die Leichtathletik-WM womöglich tiefer als geplant in die Tasche greifen. Innensenator Ehrhart Körting bestätigte, dass zusätzlich zu den bereits kalkulierten Kosten in Höhe von 20 Millionen ein weiterer Fehlbetrag im sechsstelligen Bereich droht. Die finanzielle Lücke sei unter anderem durch den Ticketverkauf entstanden. Berlin hatte für den 44-Millionen-Euro-Etat der WM einen Zuschuss von 20 Millionen geplant. Darüber hinaus wurden 13,3 Millionen für bauliche Veränderungen am Olympiastadion und anderen Sportstätten investiert. (mit sid)